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Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Titel: Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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Birkenau«, und zu Louise, »auch du bist uns herzlich willkommen.«
    »Gern, dann bleibe ich gleich zur Hasenjagd. Ganz besonders freue ich mich, den schönen Ferdinand einmal wiederzusehen.«
    Tatsächlich traf Ferdinand ein paar Tage später auf Birkenau ein, todmüde von der langen Reise, aber glücklich, wieder zuhause zu sein. Natürlich gab es Königsberger Klopse zur Begrüßung, von Hertha mit besonderer Liebe zubereitet.
    »Willi, dat Jungchen is all wedder zurück, wat is dat man eine Freude«, rief sie immer wieder.
    Einen Tag vor Weihnachten, die Familie saß gemeinsam am Frühstückstisch, brachte der Diener mit der Post ein Päckchen für Aglaia. Es war von Wilhelmine, und Aglaia legte es achtlos beiseite.
    »Willst du denn gar nicht wissen, was drin ist?«, fragte Elvira, und Eberhard sagte: »Nun mach es doch auf, wenigstens solltest du sehen, was sie schreibt.«
    »Das Mindeste wäre ja wohl eine Entschuldigung für ihr unmögliches Benehmen«, meinte Elvira.
    Nachdem Aglaia das Päckchen geöffnet und den Brief dazu gelesen hatte, sagte sie: »Na, dann hört mal zu.« Sie begann laut vorzulesen:
    Meine liebste Aglaia,
    Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie enttäuscht ich war, als ich von Franz hören musste, dass Ihr es vorgezogen habt, den Tee im Berliner Hof zu nehmen, anstatt ein paar Minuten auf meine Rückkehr zu warten. Ich war nur ganz kurz auf dem Empfang der Fürstin, um nicht unhöflich zu sein.
    »Das ist ja wohl der Gipfel!«, entfuhr es Elvira. »Philine hat gesagt, sie war eine Stunde dort. Sie hätte uns eine ganze Stunde warten lassen.«
    »Reg dich nicht auf, Liebste«, beruhigte sie Jesko. »Du kennst doch Wilhelmines Auffassung von Pünktlichkeit.« Aglaia las weiter.
    Franz richtete mir auch Eure Weihnachtswünsche aus, woraus ich entnehme, dass Ihr nicht das Verlangen habt, mich an den Feiertagen zu sehen. Ich habe deshalb die Einladung der lieben Hellers angenommen, Weihnachten mit ihnen zu verbringen.
    Ich wünsche Dir, meine geliebte Tochter, und der Familie Kaulitz ein frohes Fest,
    Deine Mutter
    P.S. Mein Weihnachtsgeschenk für Dich liegt bei.
    Für einen Moment herrschte Stille. Dann musste Jesko lachen. »Was für ein Pech aber auch für die Arme, dass ihr Philine im Berliner Hof getroffen habt. Sonst hättet ihr womöglich jetzt tatsächlich ein schlechtes Gewissen!«
    »Ganz schön raffiniert, diese Wilhelmine«, sagte nun Ferdinand. »Jetzt habt ihr beide den schwarzen Peter. Und offensichtlich ist sie auch noch beleidigt, dass sie für Weihnachten nicht eingeladen ist.«
    »Raffiniert sagst du?« Elvira war außer sich. »Eine Unverschämtheit ist das. Verzeih, Aglaia, sie ist deine Mutter, und sie war mal meine beste Freundin. Aber langsam verliere ich wirklich die Geduld mit ihr.«
    »Du musst dich bei mir nicht entschuldigen, Tante Elvira«, sagte Aglaia ruhig. »Mit meiner Geduld ist schon lange Schluss.« Sie legte den Brief und das unausgepackte Geschenk beiseite. »Komm, Tante Elvira, lass uns ein paar Schritte gehen. Ich brauche dringend frische Luft. Und Paulchen und Bello sind bereits ganz ungeduldig. Sie stupsen mich schon die ganze Zeit.«
    Heiligabend waren die Kaulitzens noch unter sich. Nur Clemens, längst nicht mehr aus dem Kreis der Familie wegzudenken, feierte mit ihnen. Als er das Geschenk von Aglaia auspackte, schwammen seine Augen in Tränen. »Diese Perle werde ich bis an mein Lebensende tragen«, sagte er. »Sie wird mich immer an dich erinnern.«
    »Du hast doch hoffentlich nicht die Absicht, uns zu verlassen?«, fragte Eberhard.
    »Nein, ganz sicher nicht. Aber wer weiß schon, was einem das Leben noch bringt.«
    Am nächsten Tag trafen die Gäste ein. Louise kam mit den Dühnkerns, kurz darauf erschienen die Eyersfelds. Gleich am ersten Nachmittag saßen die Damen im großen Salon beim Tee, während Aglaia noch ihren Mittagsschlaf hielt. Elvira erzählte aufgebracht von Wilhelmines Brief. »Sie spielt die beleidigte Leberwurst, ist das nicht unglaublich? Wir hätten auf sie warten sollen, höchsten zehn Minuten wäre sie bei der Fürstin gewesen.«
    »Also das ist wirklich der Gipfel!«, rief Philine. »Der werde ich den Marsch blasen, wenn ich sie das nächste Mal sehe. Mich kann sie ja wohl schlecht anlügen. Es war genau vier Uhr, als sie gegangen ist.«
    »Wo ist sie denn überhaupt?«, fragte Louise. »Ich dachte, sie hier zu treffen.«
    »Ich hatte ja vor, sie einzuladen, schließlich ist sie Aglaias Mutter. Aber nachdem sie uns

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