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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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Weihnachtsmann.« Er packte Peter noch fester, während er ihn von Kopf bis Fuß musterte. »Du hörst besser auf, sie zu schikanieren, Kumpel, sonst zwingst du mich, zu reagieren«, knurrte er, »und glaube mir, ich bin nicht gerade bester Laune.«
    »Bitte, Joe, für heute hat es genug Prügeleien gegeben.«
    Sein Griff lockerte sich, als er auf Lulu herabschaute. Sie war leichenblass und ganz offensichtlich beunruhigt. Er ließ Carmichael los und schubste ihn von sich. »Eine Bewegung, und du bist tot«, zischte er, bevor er sich Lulu zuwandte. »Setz dich«, sagte er leise und zog einen Heuballen aus einem Stoß in der Nähe. »Keine Bange, ich lasse dich nicht allein mit ihm, aber ich muss den anderen Bescheid geben, dass ich dich gefunden habe.«
    Sie öffnete ihren Sonnenschirm, kramte in ihrer Handtasche und schluckte eine Tablette, doch ihr Blick wirkte gequält, und sie hatte deutliche Atemnot.
    Joe stieß einen lauten Ruf aus und winkte mit seinem Hut, als er Dolly sah.
    Dolly eilte sofort an Lulus Seite, während Eliza sich im Hintergrund hielt. Bob und Charlie standen neben Joe, die Hände zu Fäusten geballt, bereit, loszuschlagen.
    »Sagen Sie lieber, was Sie zu sagen haben«, fuhr Joe Carmichael an, »meine Geduld reicht nicht den ganzen verflixten Tag.«
    Lulu konzentrierte sich mit allen Sinnen auf Peter White, als er erklärte, wer er war und warum er sie angesprochen hatte. Sie war entspannter, jetzt, da Joe gekommen war, aber sie war noch immer auf der Hut. »Ich war Gwens einziges Kind«, sagte sie, als er verstummte. »Du kannst nicht mein Bruder sein.«
    »Wir haben denselben Vater.«
    Lulu bemerkte seine tiefblauen Augen, sah, wie sich seine Haare im Nacken und über der Stirn krausten, und erkannte in ihm etwas von sich selbst – dennoch blieben die Zweifel bestehen. »Ich glaube dir nicht«, erwiderte sie.
    »Er ist hier in Hobart. Wenn ich dich zu ihm mitnähme, würde dich das überzeugen?«
    Hoffnung keimte in ihr auf, nur um rasch von Angst erdrückt zu werden. »Wie denn?«, hielt sie ihm entgegen. »Ich habe ihn nie kennengelernt und weiß nicht einmal, wie er heißt. Da könnte ja jeder kommen.«
    Peter betrachtete die anderen Männer, zog einen zweiten Heuballen heran und setzte sich. »Ich glaube, ich beginne lieber ganz von vorn«, sagte er. »Es ist ziemlich kompliziert.«
    Lulu klammerte sich an Dollys Hand. Er schien sich seiner Sache sehr sicher, aber vielleicht war er ja nur ein notorischer Lügner und Betrüger – dennoch wollte sie ihm nur zu gern Glauben schenken. Das ungute Gefühl flaute ab, und sie lehnte sich an Dollys Schulter.
    Peter trat seine Zigarettenkippe mit dem Stiefelabsatz in den Boden. »Mein Vater – unser Vater – erlitt vor achtzehn Monaten einen Schlaganfall, und ich habe die Leitung unseres Anwesens in Queensland übernommen. Auf der Suche nach einer Rechnung kramte ich in seinem Schreibtisch, öffnete eine verschlossene Schublade und fand einen Ordner.«
    Sein Blick war offen und fest. »Der Ordner war voll mit Briefen, die an einen Mr. Carmichael unter einer Postfachnummer in Brisbane gerichtet waren. Dad hat das Anwesen nur selten verlassen - er musste also etwas arrangiert haben, auf dass sie ihm zugestellt wurden.«
    »Und diese Briefe kamen von den Anwälten in London?«
    »Sie reichten zurück bis in das Jahr, in dem du Tasmanien verlassen hast. Jedes Jahr erfolgte ein Bericht über deine Fortschritte und deine Gesundheit, für gewöhnlich mit Fotos belegt.« Er sah sie mit warmherzigem Lächeln an. »Es war offensichtlich, dass Dad die Umstände deiner Geburt bereute und sich immerhin so viel aus dir machte, dass er ein Auge auf dich hielt.«
    »Warum hat er mir dann nicht geschrieben, statt mich beobachten zu lassen?«
    »Vermutlich hatte das etwas mit den Kontoauszügen zu tun, die regelmäßige Zahlungen an Gwen auswiesen.«
    Lulu wurde kalt. Das alles klang zu wahr. »Gwen hat ihn erpresst«, stellte sie kategorisch fest.
    »Von dem Jahr, in dem du geboren wurdest, bis zum Tod meiner Mutter vor zwei Jahren.« Er seufzte. »Offenbar hat Dad nach Mums Tod beschlossen, dass Gwen tun und lassen konnte, was sie wollte - es spielte keine Rolle mehr für ihn, weil Mum nicht mehr verletzt werden konnte.«
    Lulu erkannte Schmerz in seinen Augen und lenkte ein. »Wie ging es dir damit, als du das alles entdeckt hast?«
    »Zunächst war ich schockiert«, gab er zu. »Ich dachte, mein Dad sei meiner Mum immer treu gewesen, obwohl man ihre Beziehung

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