Himmel über Tasmanien
finden.«
Ihm schwante nichts Gutes. »Ich dachte, sie wäre bei Ihnen?«
»Sie wollte hierherkommen.«
»Sie war hier.« Er wurde rot. »Ich hab sie zu Ihnen zurückgeschickt.« Die böse Vorahnung verstärkte sich. »Wo haben Sie sie zuletzt gesehen?«
»Bei den Wettbüros«, sagten Dolly und Eliza wie aus einem Mund.
»Ich hab doch gesagt, du sollst sie nicht aus den Augen lassen, Eliza«, blaffte er. »Warum zum Teufel hast du sie einfach gehen lassen?«
»Das war nicht meine Schuld«, entgegnete sie. »Wenn du so besorgt um sie bist, warum hast du sie dann einfach wieder zurückgeschickt?«
»Hört auf, ihr beiden.« Dolly stampfte mit dem Fuß auf. »Lulu ist verloren gegangen, und wir müssen sie suchen. Ich weiß nicht, warum Sie Lulu den ganzen Tag verfolgen ließen, aber es wird höchste Zeit, dass Sie es uns erklären. Das gibt uns vielleicht einen Hinweis, wohin sie gegangen ist.«
»Später«, sagte er verdrossen. »Jetzt wollen wir zu den Wettbüros zurückgehen. Sie kann nicht weit gekommen sein.«
Charlie stieß zu ihnen, als sie aufbrachen. Er war außer Atem und schwitzte. »Sie ist weg, Joe. Ich hab sie in der Menge verloren. Aber ich glaube, ich hab ’nen Typen gesehen, der sie mitgenommen hat.«
»Wo?«
»Da hinten. Aber ich kann sie nicht wiederfinden.«
»Kommt mit«, knurrte Joe, »und wenn wir an die Absperrung kommen, verteilt euch. Ruft, wenn ihr sie entdeckt habt.«
Lulus Herz hämmerte, und die Mischung aus Schreck, Hitze und Champagner forderte ihren Tribut. Sie musste sich setzen, doch das würde sie noch verwundbarer machen. Krampfhaft darum bemüht, die Ruhe zu bewahren und den schnellsten Fluchtweg zu finden, falls er sie wieder packen würde, trat sie ihm entgegen. »Carmichael«, sagte sie rundheraus. »Also geben Sie sich endlich zu erkennen.«
»Tut mir leid, wenn ich Sie beunruhigt habe«, begann er.
»Sie haben jede Menge zu erklären«, sagte sie schwer atmend, »also schießen Sie los.«
Sein Ausdruck wurde besorgt. »Ist Ihnen nicht gut?«
»Es geht schon«, sagte sie knapp. »Ich brauche von Ihnen nur eine Erklärung.«
Er schien nicht überzeugt zu sein, doch als sie so wütend zu ihm aufschaute, wurde ihm klar, dass sie keinen weiteren Aufschub dulden würde. »Ich habe den Namen Carmichael nicht ausgesucht«, hob er an, »er war schon in Gebrauch, und ich habe ihn mir nur ausgeliehen.«
Sie trat von einem Fuß auf den anderen, denn sie traute ihm nicht und war bereit, loszulaufen, falls er noch einmal versuchen sollte, sie zu packen. »Warum nahmen Sie überhaupt einen anderen Namen an? Welche Gaunerei führen Sie im Schilde?«
»Ich weiß, in Ihren Augen muss das, was ich getan habe, hinterlistig erscheinen, aber ich hatte sehr gute Gründe dafür.«
Sie schwieg und betrachtete ihn unverwandt, als er sich eine Zigarette anzündete.
»Es war der Name, der in den Anweisungen für die Londoner Anwälte auftauchte«, sagte er ruhig. »Sie haben einen Privatdetektiv eingestellt, der Sie beobachten und darüber berichten sollte.«
Ihr Herzschlag stockte, und sie packte ihren Sonnenschirm fester. »Jemand hat mich beobachtet? Wer – und wie lange?«
»Ich glaube, er ist ein pensionierter Major. Er hat Sie seit Ihrer Ankunft in England beobachtet.«
»Wusste Clarice darüber Bescheid?«
Er schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Er ging sehr diskret vor.«
Sie war verwirrt, verängstigt und den Tränen nahe. »Ich verstehe das alles nicht«, sagte sie atemlos. »Warum sollte jemand mich beobachten lassen – und warum seine Identität verbergen – eine Identität, die Sie sich ausgeliehen haben, damit Sie Ihr vertracktes Spielchen mit mir spielen können?«
»Für Sie mag es vertrackt sein, Lorelei, aber nur so konnte ich Sie nach Tasmanien bekommen. Ocean Child war ein rätselhaftes Geschenk – ich wusste, Sie würden nicht widerstehen können.«
»Wer zum Teufel sind Sie denn nun?«, flüsterte sie.
Sein Blick war ruhig. »Ich bin dein Halbbruder.«
Joe kam um das Zelt herum und erfasste die Szene mit einem raschen Blick. Er schritt hinüber und packte den Mann am Kragen, wobei er ihn beinahe umriss. »Schön, du Bastard, rede, oder ich puste dir das Licht aus.«
»Nein.« Schwankend streckte Lulu eine Hand aus, um ihm Einhalt zu gebieten. »Lass ihn sprechen, Joe. Das ist Carmichael.« Ihr Atem kam stoßweise, und sie taumelte gegen ihn. »Er sagt … er sagt, er sei mein Bruder.«
»Ach ja – und ich bin der verflixte
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