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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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den Wagen anhielt und abstieg, war sie verblüfft, wie groß er war und wie gut er aussah. Zum Glück war Gwen nicht da, denn er besaß die derbe Art, die das Mädchen liebte, dunkelblaue Augen, langes, lockiges Haar und die gebräunte Haut eines Zigeuners. Aber ihr fiel auf, dass er ein nettes Lächeln und anscheinend gute Manieren hatte, denn er zog den Hut vor ihr.
    »Frank White«, sagte er in der schleppenden Art aller Tasmanier. »Ich bringe die Kuh vorbei, die Sie von meinem Kumpel bei der Auktion gekauft haben.« Sein Blick wanderte zu dem kleinen Mädchen auf der Wolldecke und dann wieder zur Kuh. »Sal hier ist ein gutes altes Mädchen«, sagte er. »Sie wird Ihnen jede Menge Milch für die Kleine geben.«
    »Deshalb habe ich das Tier gekauft«, erwiderte sie kühl. »Lorelei ist nicht sehr robust, und ich dachte, mit einer täglichen Milchration bekommt sie etwas Fleisch auf die Rippen.«
    »Ganz bestimmt.« Er schaute wieder auf das Kind und lächelte breit. »Sie ist ein Prachtstück, nicht wahr?«
    Clarice schmolz dahin, wenn Lorelei gelobt wurde, und strahlte ihn an. »Ja, ein wahrer Schatz, Mr. White, ein Engelchen.«
    Lorelei musste gemerkt haben, dass sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, denn sie stand auf und tapste herüber. Doch zu Clarice’ Verwunderung versteckte sie sich nicht hinter ihren Röcken wie sonst, sondern packte Mr. Whites stämmiges Bein und schaute mit großen blauen Augen zu ihm auf.
    Instinktiv wollte Clarice das Mädchen hochheben. Sie kannte diesen Mann nicht – er hätte sonst wer sein können. Doch da hockte er sich vor Lorelei, und sie schauten einander wie gebannt an. Beinahe unheimlich, dass ihre Augen dasselbe Blau hatten, dachte sie beiläufig, und es hatte den Anschein, als hätten sie die Welt um sich herum vergessen, was recht ungewöhnlich war.
    Erstaunt beobachtete sie, wie Mr. White mit einem Finger ihr Bäuchlein stupste und sie zum Kichern brachte, sie dann hochhob und herumschwenkte. Die stille kleine Lorelei kreischte vor Lachen, den Kopf in den Nacken geworfen und vor Freude strampelnd.
    »Bitte, seien Sie vorsichtig«, sagte sie verdrießlich. »Sie hat Probleme mit dem Herzen und ist sehr zerbrechlich.«
    »Ich schätze, sie ist stärker, als Sie denken, Missus«, erwiderte er, stellte Lorelei vorsichtig wieder auf die Beine, undseine große Hand umfasste die winzigen Finger, die so fest zupackten. »Mit diesem Lachen wird sie die Welt erobern.«
    Clarice schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln. »Haben Sie Kinder, Mr. White? Sie scheinen mit Lorelei gut umgehen zu können.«
    Er zupfte an seinem Hutrand. »Ich habe zwei Söhne«, antwortete er unwirsch. Er löste Loreleis Griff sanft von seinen Fingern und schob sie zu Clarice. Sein Blick folgte dem Kind, das die Arme ausstreckte, damit Clarice es hochheben konnte. Er räusperte sich, wurde geschäftsmäßig und band die Kuh ab. »Besser, wir bringen Sal unter, und ich mache mich auf den Weg. Der Weg zurück nach Hobart ist weit.«
    »Lady Pearson? Lady Pearson, geht es Ihnen nicht gut?«
    Clarice kehrte wieder in die Gegenwart zurück. »Es geht mir recht gut, danke«, erwiderte sie schroff. »Ich habe mich nur an das einzige Mal erinnert, als ich Frank White begegnet bin. Ich hatte auf dem Markt eine Kuh gekauft, und er hat sie geliefert. Offenbar kam er zweimal im Jahr von Hobart herauf, was damals eine ziemliche Reise war, und tat dem Farmer, mit dem er befreundet war, einen Gefallen.«
    Der Major überflog die Biografien. »Ich hätte die Verbindung mit Tasmanien sehen müssen«, sagte er. »Ich lasse wohl nach.« Er lehnte sich zurück und betrachtete sie nachdenklich. »Werden Sie schreiben und Lorelei von Mr. White berichten?«
    »Auf jeden Fall«, erwiderte sie, »aber ich habe das Gefühl, sie weiß es bereits. Wenn Frank White noch immer der Mann ist, den ich in Erinnerung habe, wird er keine Zeit verlieren, es ihr persönlich zu sagen.«
    »Ich frage mich, warum er bis jetzt gewartet hat, um Kontakt aufzunehmen?«, sinnierte der Major. »Und das Rätsel der gefälschten Anweisungen haben wir noch immer nicht gelöst.«
    »Ich vermute, seine Säumigkeit hat etwas mit Loreleis Mutter zu tun. Aber das Rätsel wird ohne Zweifel bald gelöst sein.« Sie lächelte freundlich. »Noch Tee, Major?«
    Lulu hatte eine unruhige Nacht hinter sich mit verwirrenden, beklemmenden Träumen, und die wachen Momente waren von Zweifeln erfüllt. Sie war früh aufgestanden und hatte sich auf die Suche nach Joe

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