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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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stand Peter bereit, den dummen alten Kerl aufzufangen, falls er stürzte. »Du wirst dir am Ende noch deine verflixte Hüfte brechen«, warnte er ihn.
    Frank ließ sich auf einen Stuhl fallen und hängte sich die Krücke über den Arm. »Zäh wie Leder, diese Hüften«, verkündete er. Das Lallen, das seine Aussprache zuvor so unverständlich gemacht hatte, war kaum noch vorhanden. »Die halten noch, keine Bange.«
    Die Reizbarkeit des alten Mannes hatte sich nach dem Schlaganfall verschlimmert, und obwohl Peter wusste, dass sie der Verdrossenheit entsprang, fand er es schwer, sie hinzunehmen – besonders heute. Seine Handflächen schwitzten, und sein Mund war ausgetrocknet, bis sein Vater es sich bequem gemacht hatte. Er hatte sich die Worte immer wieder zurechtgelegt, doch jetzt, da der Zeitpunkt gekommen war, wusste er nicht, wie er anfangen sollte.
    »Was beschäftigt dich, mein Sohn?«
    Peter schaute in die Augen, die nichts von ihrer Farbe eingebüßt hatten und wissbegierig waren wie eh und je. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Dad, ich habe etwas gemacht, das du vielleicht nicht gutheißen wirst, aber ich habe es in bester Absicht getan.«
    Die dichten weißen Augenbrauen zogen sich zusammen. »Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert, mein Junge«, grummelte er, »spuck’s aus.«
    Peter holte tief Luft und begann zu sprechen. Er sah, dass er die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Vaters hatte, aber es war unmöglich, seine Gedanken zu lesen. Er erzählte ihm alles und wartete dann in quälendem Schweigen auf seine Reaktion.
    Frank saß in einem blassen Sonnenstrahl, hielt den Kopf gesenkt, die Hände ruhten in seinem Schoß. Hände eines Mannes, der im Freien gearbeitet hatte, der mit Pferden und Vieh umgegangen war, seitdem er laufen konnte. Das war sein Vater, der Mann, den er achtete und liebte – der Mann, dessen Geheimnis nicht mehr länger sein Eigen war. Peter beobachtete ihn, und plötzlich hatte er Angst. Er hatte es gemacht, und er hatte es gestanden, aber würde seine Tat ihr Verhältnis zueinander am Ende nur verschlechtern?
    »Du hattest nicht das Recht, meine Sachen zu durchwühlen«, sagte Frank missmutig, »aber vermutlich spielt es keine Rolle mehr.« Er hob den Kopf und schaute seinen Sohn an.»Es hätte deine Mutter umgebracht, wenn sie es gewusst hätte. Deshalb habe ich weitergezahlt.«
    »Das dachte ich mir.« Peter wollte seine Hand ergreifen, doch er wusste, dass sein Vater offen gezeigte Zuneigung nicht mochte, daher lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Finger so fest im Schoß, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    »Das Dumme war nur, dass ich nicht einmal wusste, ob es mein Kind war.« Frank schaute über den Garten auf die schöne Aussicht über die Stadt unterhalb. »Viel später erst erfuhr ich, dass ich nicht der Erste war, den Gwen erpresste«, sagte er grimmig. »Sie hatte es bei einigen anderen versucht – sie waren damals wohlhabender als ich, daher vermute ich, sie glaubte, bei ihnen auf der sichereren Seite zu sein. Das Problem war, ich hatte mit ihr geschlafen – und ich schämte mich, hatte Angst, dass deine Mutter es herausbekommen würde, und zahlte. Nur ein Dummkopf würde Gwen in die Quere kommen, denn sie konnte mehr Schaden anrichten als ein Opossum im Hühnerstall.«
    Frank verzog das Gesicht. »Aber ich hab ihr nicht einfach geglaubt. Ich hab selbst Detektivarbeit geleistet.«
    »Wie? Du hast doch hier unten gelebt, und Clarice war oben an der Nordküste.«
    Frank tippte sich an den Nasenflügel. »Ich fand heraus, dass ein Freund von mir eine Kuh an Clarice Pearson verkauft hatte, also bin ich hochgefahren und hab sie für ihn ausgeliefert. Sobald ich das Kind sah, wusste ich, dass es meins war.« Er verstummte, vielleicht dachte er gerade an den Tag zurück. »Sie war ein Prachtstück«, murmelte er, »und glich so sehr meiner Schwester im Kindesalter.«
    Peter zügelte seine Ungeduld, als Frank erneut verstummte. Die Zeit verstrich, und Lorelei wartete darauf, von ihm zu hören.
    »Was du für Joe getan hast, war vorbildlich«, sagte Frank schließlich, »und ich wünschte, ich hätte den Brief von seinem befehlshabenden Offizier gelesen, dann hätte ich vielleicht selbst etwas für ihn tun können.« Sein Blick war erfüllt von Bedauern. »Aber ich konnte es nicht ertragen, ihn bis zu Ende zu lesen, dazu fehlte mir der Mumm. Mein Sohn war tot. Ich brauchte nicht zu erfahren, wie es geschehen

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