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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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er mit der ganzen Sache zu tun hat.« Mit unergründlicher Miene versank sie wieder in Schweigen.
    »Aber das ist doch alles ziemlich aufregend, nicht wahr?«, platzte es aus Lulu heraus. »Ich meine, nicht jeden Tag bekommt man ein Pferd geschenkt.«
    Clarice’ Gesichtsausdruck war spröde, als sie aus ihren Gedanken auftauchte. »Es ist ein Trojanisches Pferd, Lorelei. Man kann ihm nicht trauen.«
    »Aber bist du denn kein bisschen neugierig, wer es mir geschenkt hat?«
    »Nein«, blaffte Clarice. »Und du solltest es auch nicht sein.«
    »Es könnte das Geschenk eines heimlichen Verehrers sein.«
    »Mach dich nicht lächerlich.«
    »Wieso tust du den Gedanken so rigoros ab?«
    »Weil heimliche Verehrer nur in Kitschromanen vorkommen. Dieses sogenannte Geschenk hast du bekommen, als dein Name noch längst nicht in der Presse bejubelt wurde, und ich halte es kaum für möglich, dass du in Tasmanien diese Art von Aufmerksamkeit auf dich lenken würdest.«
    Lulu konnte ihre Logik nachvollziehen, wurde jedoch einer Antwort enthoben, da Clarice sich abrupt von ihrem Stuhl erhob und dazu anschickte, die Hotelhalle zu verlassen. Lulu brauchte eine Weile, um ihre Sachen einzusammeln und ihre Großtante in dem überfüllten Raum einzuholen. »Du erwartest doch nicht etwa von mir, dass ich das alles vergesse?«
    »Wir werden das nicht hier besprechen«, sagte Clarice kurz angebunden. »Eigentlich würde ich am liebsten gar nicht darüber reden.« Sie drückte auf den Fahrstuhlknopf.
    »Aber wir müssen«, beharrte Lulu.
    »Nicht hier!« Schweigend fuhren sie in den vierten Stock hinauf.
    Lulu war verwirrt, denn sie hatte Clarice bislang erst ein Mal so gesehen – und hatte gehofft, es nie wieder erleben zu müssen. Das war an dem Tag gewesen, als man sie, Lulu, aus dem Haus ihrer Mutter holte, und die Erinnerung an die schreckliche Auseinandersetzung zwischen den beiden Frauen hatte sich ihr tief eingeprägt. Sie hatte hinter dem Küchentisch gehockt, unbemerkt, hilflos und ohne Stimme, während sie mit Worten übereinander herfielen, die noch verletzender waren, da sie so ruhig, beinahe tonlos vorgebracht wurden. Ihr war es überlassen geblieben, nicht nur um Atem zu ringen, sondern um ein gewisses Wertgefühl angesichts der berechnenden Kälte ihrer Mutter.
    »Ich bin dir nicht böse«, sagte Clarice, sobald sich die Schlafzimmertür hinter ihnen schloss. »Aber mit dem, der dieses hinterhältige Spiel mit dir treibt, wer immer es sein mag.«
    »Es ist ein teures Spiel«, entgegnete Lulu.
    Clarice ging quer durch den Raum ans Fenster und schaute über die Dächer und Turmspitzen Londons. »Stimmt«, sagte sie schließlich. »Es kann keinen Zweifel daran geben, dass dieses Pferd existiert, aber der Beweggrund dafür beunruhigt mich.«
    »Du glaubst also, dass Joe Reilly die Wahrheit sagt und es tatsächlich trainiert?«
    »Die Reillys haben in Rennstallkreisen einen guten Ruf. Wenn er seinem Großvater auch nur im Entferntesten ähnlich ist, dann kann man davon ausgehen, dass Joe die Wahrheit sagt.«
    »Mir war nicht klar …«
    »Warum auch? Ich kannte sie schon lange vor deiner Geburt.« Clarice wandte sich vom Fenster ab und setzte sich steifauf einen Stuhl. »Allem Anschein nach ist Mr. Reilly in dieser abscheulichen Farce genauso Opfer wie du.«
    »Was ist mit Carmichael? Hast du den auch gekannt?«
    Clarice’ Blick flackerte, aber nur kurz, und Lulu konnte ihn nicht deuten. »Von dem Mann habe ich noch nie gehört.«
    »Reilly sagt in seinem Brief, er habe nachgeforscht. Also muss dieser Carmichael existieren.«
    »Daran habe ich keinerlei Zweifel«, murmelte Clarice.
    Ihre Antwort enthielt einen Hauch Sarkasmus, der Lulu darauf schließen ließ, dass sie viel mehr wusste, als sie zugab. Das Ganze war verlockend, und obwohl sie versucht war, weiter nach diesem rätselhaften Carmichael zu bohren, war Lulu klar, dass Clarice momentan unberechenbar war. Ein falsches Wort, und sie würde womöglich ganz dichtmachen. »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?«
    »Als Erstes werde ich morgen früh meinen Anwalt anrufen und ihn damit beauftragen, die Dokumente für dich zu überprüfen. Wenn sie sich als echt herausstellen, dann würde ich dir raten, Joe Reilly zu schreiben, er solle das Pferd verkaufen. Damit werdet ihr beide ein für alle Mal von diesen Ränkespielen befreit.«
    »Aber wenn ich das Pferd verkaufe, werde ich nie herausfinden, wer es mir geschenkt hat und warum.«
    Clarice betrachtete die Diamantringe

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