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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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an ihren Fingern und schaute dann mit besorgter Miene auf. »Manchmal ist es besser, wenn man etwas nicht weiß.«
    Die Erkenntnis traf Lulu mit solcher Wucht, dass sie sich setzen musste. »Du glaubst, meine Mutter steckt dahinter, ja?«
    Clarice schnaubte in höchst undamenhafter Weise. »Das hätte ich vielleicht getan, würde ich sie nicht so gut kennen.« Sie erhob sich und kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Adressbuch. »Gwendolines Boshaftigkeit ist tiefer als ihre Taschen – sie würde nie für etwas bezahlen, wenn sie nicht garantiert Gewinn daraus schlagen würde.« Clarice ging zum Telefon und rief ihren schwer geprüften Anwalt zu Hause an, ungeachtet der späten Stunde oder der Unannehmlichkeiten für ihn, und vereinbarte einen Termin für den nächsten Tag.
    Lulu war tief in Gedanken versunken. Die nächste Frage brannte darauf, beantwortet zu werden, aber wie würde Clarice reagieren? Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und platzte damit heraus, als Clarice den Anruf beendete. »Meinst du, es könnte mein Vater gewesen sein?«
    »Ich wusste, du würdest auf ihn zu sprechen kommen«, seufzte Clarice. »Da Gwen seine Identität geheim gehalten hat, wird er wahrscheinlich nicht einmal wissen, dass es dich gibt – und dir erst recht nicht ein so kostspieliges Geschenk machen.« Clarice wandte sich vom Telefon ab und begann aufs Neue, in ihrer Handtasche zu kramen. »Hör auf, dir darüber Sorgen zu machen, Lorelei, und sieh zu, dass du das Pferd loswirst.«
    Ihre Antwort beunruhigte Lulu eigentlich nicht. Die Identität ihres Vaters war immer ein Buch mit sieben Siegeln gewesen, was Clarice und Lulus Mutter betraf, doch im Lauf der Jahre hatte sie es als empörend empfunden, nicht zu wissen, wer er war, und sie hatte sich in Gedanken oft damit beschäftigt. Lulu seufzte. Clarice hatte so vieles unerklärt gelassen, und diese fehlenden Verbindungen in ihrem Leben hatten ihr immer ein Gefühl der Unvollständigkeit vermittelt. Jetzt gab es ein neues Rätsel, und Clarice schien fest entschlossen, die Tür davor zuzumachen. Es war an der Zeit, standhaft zu bleiben.
    »Eigentlich will ich das Pferd nicht verkaufen«, sagte sie beiläufig. »Die ganze Sache macht mich neugierig, und ich kann es nicht dabei bewenden lassen.«
    Clarice versteifte sich.
    »Der gestrige Abend war für mich sehr erfolgreich«, fuhrLulu fort, »und ich könnte es mir leisten, nach Tasmanien zu fahren und allein eine Lösung zu finden.«
    »Untersteh dich.«
    Lulu blinzelte unter ihrem wütenden Blick. »Warum?«
    »Du bist viel zu krank, um zu reisen. Der Arzt würde es nicht erlauben.«
    »Ich habe die Reise schon einmal unternommen, wie du weißt, und jetzt bin ich kräftiger – viel kräftiger.«
    »Sieh dich doch nur an.« Clarice wedelte zerstreut mit der Hand. »Eine leichte Brise würde dich umwehen, und du bist viel zu blass. Ich werde es nicht zulassen.«
    Lulu behielt die Nerven. »Ich bin sechsundzwanzig«, rief sie ihr ins Gedächtnis, »alt genug, um zu tun, was ich will.«
    »Um dein Alter geht es hier nicht«, sagte Clarice mit Nachdruck, als sie sich setzte. »Deine Gesundheit macht mir Sorgen, und da ich dein gesetzlicher Vormund bin, habe ich das Recht, dir zu verbieten, solche Risiken einzugehen.«
    Lulu spürte ihren unregelmäßigen Herzschlag, war aber entschlossen, fortzufahren. »Verbieten ist ein starkes Wort, Tante Clarice. Warum hältst du wirklich so unerbittlich daran fest, dass ich nicht zurückgehen soll?«
    »Du hast nichts in Tasmanien.«
    »Doch, ein Pferd und ein Rätsel.«
    Clarice hatte offensichtlich größte Mühe, die Ruhe zu bewahren – was höchst ungewöhnlich war. »Das geht nicht gut aus, denk an meine Worte. Verkaufe das Pferd, sei dankbar für das, was du hier hast, und lass alles ruhen, was du nicht verstehst.«
    »Das klingt, als würdest du es nur zu gut verstehen«, erwiderte sie. »Warum erklärst du mir deine Bedenken nicht, damit ich mein eigenes Urteil fällen kann?«
    Clarice hielt ihrem Blick stand. »Da gibt es nichts zu erklären.«
    »Ich bin kein kleines Kind, Tante Clarice. Wenn du eine Ahnung hast, worum es hier geht, dann solltest du mir den Gefallen tun und mich aufklären.«
    Die blauen Augen betrachteten sie unablässig. »Du hast mich um meine Meinung gefragt, und ich habe sie dir mitgeteilt. Vielleicht solltest du den Anstand besitzen, hinzunehmen, dass ich ebenso wenig weiß wie du und dass es mir nur um dein Wohl geht.«
    »Wovor hast du Angst, Tante

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