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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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war, und Joe vermutete, dass das eher mit der Nähe zur duftenden Eliza als mit dem Wetter zu tun hatte. Sie war zwischen ihm und Bob eingeklemmt, der sie ostentativ ignorierte und durch das Fenster die Landschaft betrachtete, die er schon tausend Mal gesehen hatte – doch Joe sah dem Jungen an, dass der sich nur allzu bewusst war, wenn ihr Arm oder ihr Schenkel ihn hin und wieder streifte, während der Lastwagen dahinrumpelte.
    Der Heimweg führte zunächst über gepflasterte Straßen, doch als sie sich Galway House näherten, mussten sie die unbefestigten Wege überwinden, auf denen landwirtschaftliche Fahrzeuge sowie Viehherden ihre Spuren hinterlassen hatten.
    »Gibt es denn in Tasmanien keine gescheiten Straßen?«
    »Hat nicht viel Sinn«, erwiderte Joe. »Bis vor ein paar Jahren gab es keine Autos auf der Insel, und selbst jetzt reiten die meisten.«
    »Mein Gott«, seufzte sie, »wie primitiv.«
    Widerspruch war zwecklos, daher konzentrierte sich Joe darauf, den Schlaglöchern und Furchen auszuweichen, und atmete erleichtert auf, als er schließlich durch das Tor mit den fünf Balken rollte und zu den Stallungen fuhr.
    Elizas kritischer Blick prüfte die beiden Pferde, als sie die Rampe hinuntergeführt wurden. Anschließend inspizierte sie ihre Boxen und verkündete, sie seien angemessen, bevor sie mit ihrer Tasche zum Haus ging.
    Joe hielt den Mund, führte die Pferde hinaus auf die Weide, um ihnen nach der langen Reise eine Ruhepause zu verschaffen, lehnte sich an das Gatter und beobachtete sie. Es waren schöne Tiere, besonders der Araber, der stabile Knochen hatte und so aussah, als wäre er schnell wie der Wind.
    »Ich habe Eliza das Gästezimmer gegeben«, sagte Molly,die neben ihn trat. »Sie hat beschlossen, die ganze Woche zu bleiben, um sicherzustellen, dass ihre Pferde sich gut eingewöhnt haben, bevor sie am Freitag das Schiff nimmt.«
    Joe verzog das Gesicht. »Sie ist ein verzogenes Gör – kaum aus den Kinderschuhen, und trotzdem ist sie die taktloseste, herrschsüchtigste Frau, die ich je kennenlernen durfte. Bob hat sie schon vergrätzt, weil sie ihn wie ’nen Idioten behandelt, und jetzt muss ich meine Zeit damit verplempern, zurückzufahren, um unseren Anhänger zu holen. Das verdammte Mädchen ist eine Landplage.«
    Molly tätschelte seinen Arm. »Mach dir nichts draus, mein Sohn. Du wirst’s überstehen.«
    Er wollte schon protestieren, als er das Zwinkern in ihren Augen sah, und brach in lautes Gelächter aus. »Schon recht, Ma, aber du musst zugeben, dass sie’s in sich hat.«
    »Wohl wahr, aber sie kann’s sich leisten.« Molly betrachtete die grasenden Pferde. »Aber hübsche Tiere«, sagte sie. »Konzentrier dich auf sie, statt dich von ihr ärgern zu lassen. Schließlich bezahlt ihr Dad dich dafür.«
    Die nächsten sechs Tage liefen überraschend gut, trotz seiner Befürchtungen. Bei so vielen Pferden auf dem Hof hatte er die Regeln gebrochen und zugelassen, dass das Mädchen aushalf. Eliza war mit dem Sonnenaufgang auf den Beinen und bereit zu arbeiten, hatte praktische Kleidung an, ihr Gesicht war frei von Make-up und ließ Sommersprossen auf ihrer Nase erkennen. Nicht ein einziges Mal erwähnte sie die Narben in Joes Gesicht oder starrte sie an wie zuvor, und sie erwies sich als ausgezeichnete Reiterin, wenn sie ihn und Bob auf den Ausritten morgens und abends begleitete.
    Joe gewöhnte sich daran, dass sie ihm auf Schritt und Tritt folgte und endlos Fragen stellte, und er war beeindruckt, wie intelligent sie sich mit ihm über sein Trainingsprogramm fürihre jungen Pferde unterhielt. Er entdeckte, dass sie trotz ihres oft barschen Verhaltens recht charmant sein konnte, wenn sie sich Mühe gab, und im Lauf der Zeit war es ihr sogar gelungen, Bob zu becircen, etwas für sie zu erledigen.
    Dennoch winkte Joe ihr mit einiger Erleichterung nach, als sie am Freitagmorgen auf der Rotamahana ablegte, und er hoffte, sie nicht so bald wiederzusehen.
    Als er die Post beim Hafenmeister abholte und seinen verbeulten alten Anhänger an den Lastwagen kuppelte, musste er lächeln. Eliza Frobisher war eine Nervensäge und verhätschelt, aber sie und ihr Vater hatten einen Blick für gute Pferde. Moonbeam war ein Naturtalent im Hürdenlauf, ihr Wesen war stabil wie ihre muskulöse Hinterhand, und er war gespannt zu sehen, wie sie sich beim nächsten Point-to-Point-Rennen machen würde.
    Starstruck hatte eine seltene Eigenschaft. Sein Herz war groß wie seine Persönlichkeit, und er hatte

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