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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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» Natürlich , Schätzchen. Das wird der absolute Heuler , und ich kann’s kaum erwarten , an Bord zu gehen.«
    »Hast du von dem Unaussprechlichen etwas gesehen oder gehört?«
    Dolly verzog das Gesicht. »Ich bin ihm bei Harrods über den Weg gelaufen. Ziemlich grauenhaft, weil Freddy bei mir war.«
    »Was ist passiert?«
    »Zum Glück hat Freddy nichts über Australien ausgeplaudert, und wir waren alle entsetzlich höflich zueinander, und mir ist es gelungen, nicht jedes Mal zu schaudern, wenn er mich ansah.« Stirnrunzelnd nahm sie einen Zug von ihrer Zigarette. »Ich bin so erleichtert, dass ich bald fort bin. Ich weiß nicht, wie lange ich ihm noch aus dem Weg hätte gehen können. Hoffentlich hat er mich vergessen, bis wir wieder zurückkehren.«
    »Ja, hoffentlich«, murmelte Lulu, als das Taxi anhielt. Kaum waren sie ausgestiegen, war Lulu von der Szene vor ihr gefesselt.
    Die Werften erstreckten sich in alle Richtungen und sprühten vor Aktivität. Große Schiffe wurden von Hunderten Schauerleuten entladen, deren Rufe sich mit den rauen Schreien der Möwen und dem Rasseln und Stampfen von Pferden, Wagen und Karren auf dem Pflaster vermischten. Matrosen schrubbten eifrig Decks und befestigten Seile oder lehnten träge an der Reling, rauchten und tauschten sich mit Matrosen auf anderen Schiffen in der Nähe aus. Kleine Boote flitzten eifrig zwischen den Schiffen hindurch, lieferten ihre Ladungen ab und setzten Passagiere über, riesige Kräne erhoben sich in den von Rauchwolken verhangenen Himmel und verfrachteten Tonnen von Kohle in die Laderäume der Schiffe.
    »Komm, Schätzchen, die Männer kümmern sich um das Gepäck und bezahlen die Taxen, während wir nachsehen, wo wir einchecken müssen. Gib mir deinen Pass.«
    Lulu riss sich von der geschäftigen Szene los, reichte Dolly ihren Pass und folgte ihr in die höhlenartige Abfahrtshalle. Sie hatte nicht genau gewusst, was sie erwartete, aber bestimmt nicht diese endlose Reihe, die sich wie eine Schlange auf mehrere Tische nebeneinander zuwand.
    »Hier entlang«, sagte Dolly und schritt selbstbewusst auf das Ende der Halle zu. Dort saß ein junger Mann in weißer Uniform an einem Einzeltisch. Das Schild auf seinem Tisch war beschriftet mit »Passagiere erster Klasse«.
    »Wir fahren nicht erster Klasse«, zischte Lulu ihr zu und zog sie am Arm.
    Dolly grinste und winkte mit den Fahrkarten. »Ich dachte, wir hätten uns etwas Besonderes verdient.« Sie musste Lulus betroffenes Gesicht gesehen haben, denn sie eilte weiter. »Das geht auf mich, Schätzchen, mach dir keine Sorgen.«
    »Aber ich kann nicht …«
    »Schluss jetzt«, sagte Dolly und reichte dem jungen Offizier die Tickets und die Pässe mit einem koketten Lächeln.
    »Dolly«, flüsterte Lulu verärgert, »das kannst du nicht machen. Ich komme nicht aus ärmlichen Verhältnissen. Hätte ich erster Klasse reisen wollen, dann hätte ich es durchaus selbst bezahlen können.«
    »Stell dich nicht an, Schätzchen. Nimm es als verfrühtes Weihnachtsgeschenk an.«
    Lulu kochte. Typisch Dolly, übertrieben großzügig, ohne sich auch nur im Geringsten bewusst zu machen, wie herabsetzend diese beinahe unbekümmerte Freigiebigkeit sein konnte.Sie würde eine Möglichkeit finden, ihr die Fahrkarte zu bezahlen.
    »Da seid ihr ja«, sagte Bertie. »Das ist ja hier, als würde man eine Stecknadel im Heuhaufen suchen.« Er warf einen Blick auf das Schild und runzelte die Stirn. »Ich wusste gar nicht, dass ihr erster Klasse reist.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Lulu trocken.
    »Ich fand, dass wir doch unmöglich im Zwischendeck fahren können«, unterbrach Dolly. »Zu grauenvoll , um es mit Worten zu beschreiben. Wo ist Freddy?«
    »Hier bin ich, altes Mädchen.« Freddy zwängte sich durch das Gewühl. »Ich dachte, du bist fort, ohne dich zu verabschieden.«
    »Liebster Freddy, das würde ich doch niemals tun.« Dolly küsste ihn auf die Wange und zupfte sanft an seinem Schnurrbart. »Dummer Junge.«
    Bertie gab einen Grunzlaut von sich, den man entweder als Verärgerung oder als Verlegenheit deuten konnte, und lotste sie durch das Gedränge hinaus auf den Kai. »Ihr müsst eine der Fähren zur Ormonde nehmen«, sagte er. »Sie ist da drüben.«
    Lulu schaute über das Wasser zu dem Schiff, das für die nächsten sechs Wochen ihr Zuhause sein würde. Es war recht beeindruckend mit seinen zwei Schornsteinen und den hohen Masten vorn und hinten, doch während sie die elegante Form betrachtete, kamen ihr

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