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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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ungehindert über ihr Gesicht, als das Taxi durch die Tore fuhr und verschwand. Sie hatte in ihrem Leben oft geliebt und verloren und nie die Freuden der Mutterschaft kennengelernt. Dennoch erlebte sie jetzt die Qual, ein geliebtes Kind zu verlieren – und stellte fest, dass es der schwerste Verlust von allen war.

4
    J oe stand am Anleger und sah zu, wie die SS Rotamahana hereindampfte und vor Anker ging. Sie kam regelmäßig nach Tasmanien, brachte zweimal pro Woche Ladung und Post sowie ein paar Passagiere über die Bass Strait aus Melbourne.
    »Meinst du, sie kommt mit ihren Pferden, Joe?«
    »Ich schätze mal«, murmelte er vor sich hin. Er betrachtete den Jungen an seiner Seite und verkniff sich ein Lächeln. Bob Fuller war siebzehn und zum ersten Mal bis über beide Ohren verliebt.
    Bob kramte einen Kamm aus der Gesäßtasche seiner Moleskins und versuchte, sein wildes Haar zu zähmen. Es änderte nichts, aber er lächelte zufrieden, steckte den Kamm wieder ein und setzte sich vorsichtig den breitrandigen Hut wieder auf. »Die ist ’ne echt heiße Braut, das steht fest«, seufzte er, während er unter den von Bord kommenden Passagieren nach ihr suchte. »Aber ich wette, die Typen in Brisbane stehen Schlange für sie.«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte Joe, »aber ein Mädchen wie Eliza ist für unsereins zu reich, Kumpel. Besser, man sucht sich ’ne Braut aus Tasmanien, die keine schicken Dinner und teuren Geschenke erwartet.« Er sah, wie der Junge rot wurde, und wusste, dass sein freundlich gemeinter Rat nicht unbedingt auf offene Ohren gestoßen war. Bob hatte Eliza Frobisher nur kurz bei ihrem einzigen Besuch in Galway House kennengelernt, doch das hatte gereicht, um den Jungen davon zu überzeugen, dass er verliebt war. Daher auch die saubere Baumwollhose, das Hemd und die Sorgfalt für sein Haar.
    »Ja, vermutlich«, brummte Bob, »aber ein Mann kann doch träumen, oder nicht?«
    »Klar, ist ein freies Land, Kumpel«, erwiderte Joe. »Los, wir müssen zwei Pferde einsammeln.« Joe ging ihm voraus über die Rampe in den düsteren Schiffsrumpf, in dem die Tiere für die raue Überfahrt eingepfercht waren.
    »Mr. Reilly? Hierher.«
    Es dauerte eine Weile, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, bevor er sie sah. Er war mit ein paar Schritten bei ihr, erfasste mit einem Blick die geschäftsmäßige Bluse, Reithose und polierten Reitstiefel. Sie trug heute kein Make-up, und die Erkenntnis, dass sie nicht viel älter sein konnte als Bob, war ein ziemlicher Schock für ihn. »Hallo, Miss Frobisher.«
    Sie schüttelte ihm die Hand. »Scheußliche Überfahrt, dem armen Moonbeam hat es gar nicht gefallen.« Dem liebeskranken Bob schenkte sie kaum Beachtung, bevor sie ihre Aufmerksamkeit auf das Fuchsscheckenfohlen richtete, das schweißnass in der schmalen Box tänzelte. »Vielleicht könnte Ihr Stallknecht das Tier ein bisschen bewegen, um es zu beruhigen, während Sie sich um Starstruck kümmern?«
    Joe nickte Bob zu, dessen Gesicht die Farbe roter Bete angenommen hatte. »Führ sie am Treidelpfad entlang. Das dürfte sie beruhigen«, sagte er leise.
    »Reib sie aber vorher ab«, befahl Eliza. »Ich will nicht, dass sie sich erkältet.«
    Das Licht der Liebe erlosch in Bobs Augen, als er nach dem Tuch griff und sich an die Arbeit machte. Die Fuchsschecke wusste seine feste, aber freundliche Hand anscheinend zu schätzen und kam zur Ruhe, während er sie abrieb, eine Decke über sie legte und sie zur Rampe führte.
    »Bob ist den Umgang mit Pferden fast von Kindesbeinen an gewohnt«, betonte Joe, als Bob fort war, »und ich würde es begrüßen, wenn Sie das in Zukunft bedenken würden.«
    Ihre streichelnde Hand hielt an Starstrucks kastanienbraunem Hals inne, und ihre braunen Augen weiteten sich. »Der Junge sieht aus, als hätte er nicht alle Tassen im Schrank«, erwiderte sie, »und ich hatte Angst um mein Fohlen.«
    »Bob hat alle Tassen im Schrank und weiß, was er tut«, entgegnete Joe. »Soll ich Starstruck ausladen?«
    »Natürlich.« Sie tätschelte dem Araber den Hals und trat zurück, während Joe das Halfter anlegte und ihn aus der Box führte.
    Das reinrassige Fohlen hatte eine Schulterhöhe von über 160 cm, strotzte vor Energie und drohte durchzugehen, nachdem es so lange eingesperrt gewesen war. Joe rang mit ihm, bekam es heil die Rampe hinunter und hielt es an Kinnriemen und Leitzügel fest, während das Tier schnaubte und stampfte.
    »Ich hoffe, Sie erwarten nicht, dass mein Pferd darin fährt.«

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