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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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jeden Tag bei den Ausritten unter Beweis gestellt, wie schnell er war und wie begeistert er um die Wette lief. Wenn das Glück anhielt und alles nach Plan lief, könnte Galway House mit Starstruck vielleicht einen Gewinner des Melbourne Cup haben – und dafür lohnte es sich, es mit einem Dutzend Eliza Frobishers aufzunehmen.
    Er setzte sich in den Wagen und sah die Post durch – die üblichen Kataloge und Programme von den verschiedenen Rennkomitees, zwei Briefe für seine Mutter und drei Schecks von den Besitzern seiner Pferde in Hobart. Er hatte sie beiseitegelegt und wollte schon aufbrechen, als der Hafenmeister ans Fenster klopfte.
    »Entschuldigung, Joe. Das hier ist auch gekommen. Ich hoffe, es sind keine schlechten Nachrichten.«
    Prüfend betrachtete er den braunen Umschlag – das untrügliche Zeichen für schlechte Nachrichten während desKrieges – das gefürchtete Telegramm, das niemand erhalten wollte. Er riss den Umschlag auf.
    »Besitz bestätigt. Ankomme in Tasmanien am 14. Oktober auf der Rotamahana . Bitte abholen. Pearson.«
    »Alles klar, Kumpel?«
    Joe starrte in das rote Gesicht des pensionierten Kapitäns und schüttelte den Kopf. »Jetzt bin ich gerade die eine herrische Frau losgeworden, da sieht’s so aus, als bekäme ich schon die nächste.«
    »Du kannst von Glück sagen, Kumpel«, sagte er mit breitem Grinsen. »Ob herrisch oder nicht, ich könnte ein bisschen weibliche Gesellschaft wohl gebrauchen.«
    Joe lachte. »Ich sag dir was, Kumpel. Wenn die hier sich als ebenso zickig wie die Letzte erweist, werde ich sie bei dir absetzen. Dann kannst du dich mit ihr rumärgern.«
    Seine Gedanken überschlugen sich, als er die lange Heimfahrt antrat. Miss Pearson hatte offensichtlich Geld, redete wahrscheinlich, als hätte sie eine Kartoffel im Mund, und war zweifellos eine ältliche Jungfer, die keinen Widerspruch duldete. Er dachte an die englischen Frauen mittleren Alters, welche die verwundeten Alliierten im Krankenhaus von Sussex besucht hatten, in dem er wieder zu Kräften gekommen war. Sie waren auf jeden Fall eine Sorte für sich – Respekt gebietend und in zweckmäßige Anzüge und Schuhe gezwängt. Sie hatten es gut gemeint und waren sehr freundlich gewesen, hatten ihre selbst gemachten Marmeladen, Kuchen und selbst gestrickten Socken verschenkt, aber er hatte sich durch ein Minenfeld aus erstickten Vokalen kämpfen müssen, um auch nur ein Wort zu verstehen, das sie gesagt hatten. Vermutlich war diese Miss Pearson aus demselben Guss, und wenn, dann standen ihm ein paar harte Wochen bevor.
Der Hafen von London
    »Ich hoffe, ich hab an alles gedacht«, sagte Dolly, als sie den leichten Mantel von den Schultern streifte.
    Lulus Magen flatterte vor Aufregung, und ihr war, als hätte sie unentwegt gelächelt, seitdem sie an diesem Morgen aufgestanden war. »Ja, fehlt nur noch die Küchenspüle, und selbst das würde mich nicht wundern«, erwiderte sie. »Du hast Kleidung für ein ganzes Jahr mitgenommen.«
    Sie dachte an ihre Truhe und ihren Koffer und warf dann einen Blick auf das Taxi hinter ihnen. Dollys beide Truhen waren auf das Dach geschnallt, ihre Koffer stapelten sich im Innenraum, was bedeutete, dass Freddy und Bertie einen dritten Wagen mieten mussten, mit dem sie im Konvoi folgten.
    »Man kann nie sicher sein, was man braucht .« Dolly zündete sich eine Zigarette an und nebelte das Taxi ein. »Ich meine , Schätzchen, was um alles in der Welt trägt man in Tasmanien?«
    Lulu öffnete das Fenster, damit sie atmen konnte. »Ländliche Kleidung, vermute ich. Es ist so lange her, dass ich dort war, und ich hab nie richtig darauf geachtet.« Sie betrachtete das hellrote Kleid ihrer Freundin und den Glockenhut, die feinen Kalbslederhandschuhe, die Schuhe und die schlanken Beine in Seidenstrümpfen. Sie konnte es zwar nicht mit Gewissheit sagen, aber sie hatte den leisen Verdacht, dass Dolly für Tasmanien eine Spur zu vornehm gekleidet war.
    Sie fuhr mit den Fingern über ihr neues Kleid und staunte, wie der seidige blaue Stoff über ihre Knie fiel. Den dazu passenden Mantel hatte sie zusammengefaltet neben sich auf den Sitz gelegt. Er war an den Schultern in Falten gelegt und schwang beim Gehen aus, die Riemchenpumps sahen elegant aus. Lulu empfand eine neue Freiheit, die ziemlich berauschend war, und als das Taxi vor einen großen Schuppen fuhr, auf dem »Abfahrten« stand, grinste sie Dolly an. »Bist du auch so aufgeregt wie ich?«
    Dolly ergriff ihre Hand und drückte sie.

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