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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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plötzlich Zweifel. Ihr Entschluss fortzugehen hatte so viele Menschen verletzt, und Clarice hatte ihr offensichtlich nicht verziehen, denn von ihr war am Kai nichts zu sehen.
    Dolly schien ihre Gedanken zu spüren und hakte sich bei ihr unter. »Wahrscheinlich ist es am besten, sich hier zu verabschieden«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich verabscheue in die Länge gezogene Abschiede. Wie es scheint, gehen einem immer die Worte aus.«
    »Ich dachte eher, ich könnte mitkommen«, meldete Freddy sich zu Wort. »Ich bin sicher, ich könnte noch eine Koje bekommen, auch zu diesem späten Zeitpunkt.«
    Dolly war sichtlich entsetzt über seinen Vorschlag. »Tut mir leid, Freddy«, platzte sie heraus, »aber du kannst jetzt nicht einfach alles stehen und liegen lassen, nachdem du bei der Bank befördert worden bist. Wir sind schneller wieder da, als du denkst.«
    Bertie legte brüderlich einen Arm um Freddys eingesunkene Schultern. »Freddy weiß sehr wohl, dass es Wahnsinn wäre, alles aufzugeben, und er wird in der Vorstandsetage viel zu beschäftigt sein, um eine Seereise zu unternehmen.«
    Freddy schaute hilfesuchend zu Dolly, aber es war ihm deutlich anzusehen, dass er mit sich rang. »Bist du sicher, dass ich nicht mitkommen soll?«
    Dolly nahm ihn in den Arm. »Geh und spiel mit dem Geld deiner Familie, du lieber Junge, und mach dir um uns keine Sorgen. Wenn ich zurückkomme, erwarte ich, dass du schrecklich erfolgreich aussiehst.«
    Lulu schüttelte Bertie die Hand, während Dolly sich leidenschaftlich von Freddy verabschiedete.
    Berties Lächeln vermochte seine dunklen Augen nicht ganz zu erwärmen. » Bon voyage , Lulu. Bleib nicht allzu lange fort – und denk dran, ich erwarte Großes von dir. Enttäusche mich nicht.«
    Man half Lulu und Dolly an Bord der Fähre, die hoch mit Gepäck beladen war. Es war nicht einfach mit Stöckelschuhen, und Dollys Hut wurde beinahe vom Wind weggerissen, der über das Wasser blies. Lachend und scherzend fanden sie einen Platz, drehten sich um und winkten den Männern am Kai zu.
    Während sie darauf warteten, dass das Boot vom Anleger wegtuckerte, suchte Lulu in der Menge nach dem einen Gesicht,das sie wirklich sehen wollte – doch natürlich fehlte von Clarice jede Spur, und sie musste hinnehmen, dass ihre Großtante nicht die Absicht hatte, ihr eine glückliche Reise zu wünschen.
    Clarice hatte versucht, dem Wunsch zu widerstehen, hinzugehen, doch nach einer unruhigen Nacht hatte sie dem Bedürfnis nachgegeben. Jetzt saß sie auf dem Rücksitz eines Taxis und sah den beiden Mädchen zu, wie sie in den albernen Schuhen ihre liebe Mühe hatten, auf die Fähre zu klettern. Lorelei wirkte recht glücklich, doch Clarice entging nicht, dass sie ständig den Kai absuchte, als hielte sie nach jemandem Ausschau, und sie fragte sich, ob Lulu gewusst hatte, dass sie dort sein würde, um sie sicher auf den Weg zu bringen.
    Was bin ich doch für ein Feigling, dachte sie – wie schwach, nicht aus diesem Taxi zu steigen und dem Mädchen zu verstehen zu geben, dass ich ihr verziehen habe, dass ich sie liebe und jetzt schon vermisse. Aber andere waren da, um sie zu verabschieden, die keine Angst hatten, ihre Zuneigung zu zeigen. Wahrscheinlich würde man sie gar nicht vermissen.
    Clarice bestärkte sich in ihrem Entschluss und lächelte, als Lulu über etwas lachte, das Dolly gesagt hatte. Sie sah so schön aus mit ihrem herrlichen, vom Wind zerzausten Haar, und ihre blauen, vor Aufregung leuchtenden Augen wurden durch die Farbe ihres Kleides noch betont.
    Die Taue wurden von den Pollern gewickelt und fein säuberlich auf dem Dach der Fähre aufgerollt, und als das kleine Boot sich zum gegenüberliegenden Ufer aufmachte, ließ es eine Reihe trotziger Sirenenlaute aus dem gedrungenen Schornstein ertönen.
    Die Mädchen winkten ihren Freunden am Kai zu, und einen Moment lang verlor Clarice sie aus den Augen, als die Männer ihr die Sicht versperrten. Sie gingen ein Stück am Anleger entlang, und Clarice beugte sich vor und strengte sichan, Lorelei im Blick zu behalten, während sie zur SS Ormonde übergesetzt wurde.
    Die Fähre war nur allzu schnell außer Sichtweite, als sie um die Ormonde herumfuhr, und Clarice sank nach hinten und schloss die Augen. »Lebe wohl, mein geliebtes Mädchen«, flüsterte sie. »Und Gott behüte dich.«
    »Ist alles in Ordnung, Lady?«
    Sie nickte dem Londoner Fahrer zu und wischte mit einer gebieterischen Handbewegung seine Besorgnis

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