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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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ist mit Schlangen?« Lulu hatte lebhafte Erinnerungen an Schlangen, die sich im Holzstoß versteckten und im Efeu, das die Hintertür des Hauses umrandete, in dem sie aufgewachsen war.
    »Noch ist es für Schlangen zu kalt, aber ich hab dort nach Nestern gesucht, nur für den Fall. Es ist nichts da.« Joe führte sie zum Wagen zurück, kurbelte den Motor an, die Hunde sprangen hinten auf die Ladefläche, und er fuhr quer über die Koppel.
    Lulu sah seine Halsschlagader pulsieren und fragte sich, was ihn bekümmerte. Er hatte mehrmals »wir« gesagt, und das ließ darauf schließen, dass er wahrscheinlich verheiratet war. Vielleicht hatten sie Streit gehabt – oder waren frisch vermählt. Beides würde erklären, warum sie und Dolly fern vom Gehöft untergebracht wurden.
    Sie hörte auf, sich über Joes Privatangelegenheiten Gedanken zu machen, achtete nicht auf den stechenden Schmerz, den die Schürfwunden verursachten, und erfreute sich an der Landschaft. Es war wirklich ausgesprochen schön hier, schützende Berge, hügelige Koppeln und ein rasch durch das tiefe Tal dahinschießender Fluss. Kein Wunder, dass Joe der Familientradition gefolgt und hiergeblieben war.
    Der Wagen blieb stehen, und die Stille wurde nur vom Ticken des abkühlenden Motors unterbrochen, während sie und Dolly ihr neues Zuhause betrachteten.
    »Das«, sagte Dolly, »ist keine Blockhütte. Es ist ein … ein … Verschlag, ein Schuppen … eine Bretterbude.«
    »Eine Bretterbude ist es nicht«, entgegnete er.
    »Dann schlafen Sie doch darin.«
    »Es ist auf jeden Fall schlichter, als ich erwartet habe«, sagte Lulu. Sie beäugte Joe nachdenklich. »Ich glaube, es wäre am besten, wenn wir auf dem Gehöft übernachten, bis Sie uns ein Hotel gesucht haben.«
    »Hier gibt es meilenweit kein Hotel«, platzte es aus ihm heraus, »und meine Mutter …«
    »Ihre Mutter wird nicht in eine Bruchbude im Wald ins Exil geschickt«, fuhr Dolly ihn an. »Ich glaube kaum …«
    »Dolly.« Lulus warnender Tonfall unterbrach ihren Wortschwall. »Mrs. Reilly hat ihr Haus offensichtlich nicht gern voll mit Fremden, und wie es aussieht, bleibt uns nichts anderes übrig.«
    »Was ist aus der berühmten australischen Gastfreundschaft geworden, die du so gepriesen hast?« Dolly verschränkte die Arme und funkelte sie wütend an. »Einladend ist anders, oder? Zuerst wirst du beinahe überfahren, dann erwartet man von uns, dass wir in einem Schuppen wohnen. Was noch? Vielleicht eine Weile in die Strafkolonie zusammen mit allen anderen Unerwünschten?«
    »Jetzt bist du einfach albern«, fauchte Lulu.
    »Wenn Sie sich eine Minute Zeit lassen, einen Blick hineinzuwerfen, dann werden Sie feststellen, dass es sehr gemütlich ist«, sagte Joe hastig. »Warum versuchen Sie es nicht?«
    Lulu registrierte die beinahe verzweifelte Bitte in seiner Stimme und gab nach. Seine Mutter musste ein wahrer Drachen sein, dass sie ihre Gäste zwang, in diesem Schuppen zuwohnen. Sie wandte sich an Dolly. »Ich weiß, du bist solch einfache Bedingungen nicht gewohnt, aber …«
    »Das stimmt allerdings.« Dolly wirkte aufmüpfig.
    »Komm schon, Dolly.« Lulu berührte ihre Hand. »Schau es dir wenigstens an, bevor du es verurteilst.«
    Dolly holte tief Luft und zündete sich eine Zigarette an. »Na schön«, sagte sie rundheraus, »aber wenn ich auch nur die Spur von einer Spinne oder einer Schlange sehe, bin ich weg.«
    Joe führte sie durch das frisch gemähte Gras, vorbei am Holzstoß zur Veranda, auf der ein einsamer Lehnstuhl wartete. Schwungvoll öffnete er die Tür und trat zurück, seine Miene war undurchdringlich. »Ich kann ein zweites Bett besorgen und was Sie sonst noch brauchen«, sagte er leise.
    Lulu beschloss, sich mit einem Urteil zurückzuhalten, als sie mit Dolly, die sich an ihren Arm klammerte, in den düsteren Raum trat. Er roch gut nach frisch gehobeltem Holz und war überraschend groß. Er war makellos sauber, ein eisernes Bettgestell war mit frischem Leinen bezogen, am Fenster hingen Chintzvorhänge, und am kalten Herd stand ein geschrubbter Kieferntisch. Sie sah die Töpfe und Pfannen, die an Haken darüber hingen, den Kessel, der auf der Abdeckung einer Herdplatte stand, und das Besteck und Geschirr, das sich auf einem Regal daneben stapelte. Ihr Mut sank. Offensichtlich sollten sie und Dolly sich selbst versorgen – man hatte sie tatsächlich verbannt.
    Dolly untersuchte die Deckenbalken und jede Ecke nach Spinnen und Schlangen. Sie beäugte den

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