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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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sie zu, wie sich Muskeln und Sehnen unter dem gebräunten Fleisch seines Arms anspannten, wenn er das Lenkrad drehte und den Schalthebel bediente. Das war natürlich nur der interessierte Blick der Bildhauerin, doch das alles war ziemlich beunruhigend. Auch Joe schien die Situation unangenehm zu sein, bemerkte sie mit einem Anflug von Belustigung, denn er versuchte, Körperkontakt zu vermeiden. Aber es war eng im Wagen, und er konnte nicht ausweichen.
    »Ist es sehr weit? Ich frage nur, weil es so riecht, als wäre hier drinnen etwas gestorben, und mir ist nach dieser grässlichen Konfrontation ein wenig unwohl.« Dolly kurbelte schwungvoll das Fenster herunter.
    »Es wird etwa eine Dreiviertelstunde dauern«, erwiderte er mit undurchdringlicher Miene. »Verzeihen Sie den Zustand des Wagens. Ich wollte ihn eigentlich sauber machen, aber ich hatte zu tun.«
    Dolly schnaubte und wollte schon etwas erwidern, als Lulu ihr einen Rippenstoß versetzte und sie mit wütendem Blick zum Schweigen brachte. »Waren Sie schon immer Trainer, Joe?«, fragte sie, verzweifelt bemüht, die Stimmung wieder aufzulockern.
    »Ja.«
    »Vermutlich blieb Ihnen nicht viel anderes übrig, da es ein Familienbetrieb ist?«
    »Kann man so sagen.«
    »Meine Großtante erinnert sich noch an Ihren Großvater. Ihr Mann ließ seine Pferde bei ihm ausbilden.«
    »Ich weiß.«
    Joe Reilly mochte zwar gut aussehen, aber es mangelte ihm ganz eindeutig an der Kunst der Konversation. Lulu versuchte, ihn wieder einzubeziehen. »Ich vermute, Sie haben alle Aufzeichnungen behalten?«
    Er nickte angespannt und schien sich dann an seine Manieren zu erinnern. »Wir haben alles aufgehoben seit dem Tag, an dem Großvater den Hof eröffnete.« Sein Blick flatterte über sie hinweg, bevor er sich wieder auf die Straße richtete. »Ihr Onkel hatte ein paar gute Pferde – aber ich schätze, dass keines davon an Ocean Child herankäme.«
    »Wie ist er?«, fragte sie eifrig. »Ich kann es kaum erwarten, ihn zu sehen.«
    Er runzelte die Stirn. »Er ist ein Prachtexemplar«, sagte er, »aber das sollte Ihnen bekannt sein. Sie haben ihn ja schließlich gekauft.«
    Lulu schüttelte den Kopf. »Die Papiere scheinen das zu bestätigen, aber ich schwöre, ich hatte mit dem Kauf nicht das Geringste zu tun.«
    »Aber Carmichael hat felsenfest behauptet, er habe das Hengstfohlen auf Ihre Anweisung hin erstanden.«
    »Dann lügt er«, sagte sie mit Nachdruck, »denn ich hatte noch nie von einem Carmichael gehört, bevor Sie mir den Brief geschrieben haben.«
    Joe nahm die Kurve ein wenig zu scharf, und sie wurde gegen ihn gedrückt. Er murmelte eine Entschuldigung vor sich hin und schaltete einen Gang herunter, um den holprigen Feldweg langsamer anzugehen. »Carmichael hat Ocean Child also gekauft und Ihnen einfach aus heiterem Himmel geschenkt?«
    »Auf jeden Fall hat er das Hengstfohlen gekauft – die Papiere beweisen es –, aber war es denn wirklich sein Geschenk – oder handelte er im Auftrag einer Person, die anonym bleibenwill?« Sie betrachtete ihn nachdenklich. »Haben Sie Mr. Carmichael je kennengelernt?«
    »Nein«, erwiderte er leise. »Der Mann ist ebenso schwer festzunageln wie Nebel.«
    »Das dachte ich mir«, sagte Lulu, »und deshalb bin ich hier. Wir stehen vor einem Rätsel, Joe, und ich schätze, dass wir es gemeinsam lösen können.«
    »Hoffen wir, dass Sie recht haben«, knurrte Joe wenig überzeugt. Er lenkte den Wagen durch das offene Tor in den Hof, in dem sie von den beiden Collies in Empfang genommen wurden. »Willkommen in Galway House«, sagte er und schaltete den Motor ab.
    Lulu warf ein Auge auf das Gehöft, als er ihr vom Wagen herunterhalf. Es war ein anmutiges Backsteingebäude, wahrscheinlich Ende des letzten Jahrhunderts erbaut, und lag im Schatten alter Bäume. Veranden, über die man in beide Stockwerke gelangte, waren mit Geißblatt und Rosen berankt. Bequeme Stühle luden zum Verweilen ein, und aus dem Schornstein stieg Rauch. Es sah heimelig und einladend aus, und der Gedanke an ein weiches Bett und kühlen Schatten war verführerisch.
    Während sie sich überschwänglich mit den Collies beschäftigte, merkte sie, dass man sie beobachtete. Die Stallknechte lungerten auf dem Hof herum, die Augen neugierig aufgerissen, und Lulus Blick streifte das Gesicht eines Mädchens an einem der Fenster nach hinten.
    »Das da am Fenster ist Dianne. Sie hilft hier aus«, erklärte Joe, »und machen Sie sich nichts aus den Männern«, sagte er

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