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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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regelmäßig eine Mahlzeit zu sich nahm, und seine langweiligen Gäste mit unterkühlter Anmut unterhielt, hatte sie in ihrer Verwandlung eine Zuflucht entdeckt, die ihr höchst willkommen war.
    Am schwierigsten war, Eunice aus dem Weg zu gehen. Ihr in den ersten Wochen unter die Augen zu treten wäre unmöglich gewesen – bei ihr sitzen zu müssen und um das schreckliche Geheimnis zu wissen, das sie in sich barg. Doch nach einer Weile begann Eunice ihren Rückzug aus der Gesellschaft zu hinterfragen, und Clarice wurde klar, dass sie die Beziehung zu ihrer Schwester fortzuführen hatte, als wäre nichts geschehen. Es war nicht leicht gewesen – besonders da Lionel offenbar Wert darauf legte, zu Hause zu sein, wenn sie vorbeikam.
    Doch es gab Gerüchte, dass Lionel eine neue Ablenkung in Form der jungen Frau eines älteren Diplomaten gefunden hatte – und ob es nun stimmte oder nicht, verbrachte er schon bald wieder mehr Zeit außer Haus. Eunice erwähnte es nie, noch beichtete sie ihrer Schwester die ständige Untreue ihres Mannes, womit es Clarice erspart blieb, ständig an seine ruchlose Art erinnert zu werden. Dennoch wusste sie, dass ihreSchwester litt – dass sie, Clarice, zu einem Teil dieses Leidens geworden war, und sie wünschte, sie könnte etwas tun, um es zu lindern. Das konnte sie natürlich nicht, und so lastete Clarice’ Schuld umso erdrückender auf ihr, wann immer sie zusammentrafen.
    Der Winter war mild gewesen, doch der Oktober brachte viel Regen und einen kalten Wind mit sich. Lionel hielt sich in militärischen Angelegenheiten in Brisbane auf, und Eunice hatte Clarice zum Mittagessen eingeladen.
    Die köstliche Mahlzeit war durch Gwens Aufsässigkeit beeinträchtigt worden, und als das Essen schließlich vorbei war, setzte sich Clarice in ihren Lieblingssessel, um die spektakuläre Aussicht vom Wohnzimmerfenster zu genießen, und trank Kaffee. Sie zog die Stola über die Schultern und beobachtete das aufgewühlte Meer, dessen Wellen sich am Ufer brachen. Trotz des lodernden Feuers im Kamin war es noch kalt, denn es herrschte Ostwind, der die Bäume niederdrückte und den Regen waagerecht an den Fenstern vorbeiblies.
    »Ich möchte, dass du dir die hier mal ansiehst und mir einen Rat gibst«, sagte Eunice und nahm einen Katalog zur Hand.
    » Ihren Rat brauchst du nicht«, sagte Gwen grob. »Ich weiß, welches Kleid ich haben will.«
    »Das ist nicht angemessen, Liebes«, seufzte Eunice. »Für so einen eleganten Stil bist du noch viel zu jung.«
    »Ich werde fünfzehn«, schnaubte sie, »und ich werde auf meiner Geburtstagsfeier nicht so erscheinen.« Sie warf sich auf ihrem Sessel nach hinten und verschränkte trotzig die Arme.
    Clarice betrachtete sie kühl, unbeeindruckt von ihrem Verhalten. Gwens langes braunes Haar war mit zwei weißen Schleifen zurückgebunden; ihr Kleid war blau mit Matrosenkragen und breiten Aufschlägen. Es reichte bis an die Waden und ließ dicke schwarze Strümpfe und gekräuselte weiße Petticoats sehen. So liefen alle Mädchen herum, die ihren ersten Auftritt in der Gesellschaft noch vor sich hatten.
    »Das habe ich auch nie gesagt«, bemerkte Eunice trocken. »Ich habe ein perfektes Kleid ausgesucht, das du an dem Abend tragen kannst. Es ist modisch, aber angemessen schlicht für dein Alter. Du wirst prächtig aussehen.«
    »Ich werde lächerlich aussehen«, maulte sie. »Alle meine Freundinnen durften ihre Kleider selbst aussuchen, warum kann ich es nicht?«
    »Das Dekolleté ist viel zu gewagt und der Schnitt für ein so junges Mädchen viel zu elegant. Es wird einen völlig falschen Eindruck von dir vermitteln.« Sie schaute Clarice hilfesuchend an, denn sie war in diesem andauernden Streit offenbar mit ihrem Latein am Ende.
    Clarice betrachtete die widerspenstige Gwen, und ihr wurde klar, dass hier Diplomatie gefragt war, wenn es keinen Wutanfall geben sollte. »Zeig mir doch mal das Muster«, schlug sie vor. »Vielleicht finden wir eine Möglichkeit, es so anzupassen, dass ihr beide zufrieden seid.«
    »Es muss nicht angepasst werden«, sagte Gwen griesgrämig. Sie entriss ihrer Mutter den Katalog, blätterte durch die Seiten und donnerte ihn wieder auf den niedrigen Tisch in ihrer Mitte, dass die Kaffeetassen auf den Untertassen klirrten. »Da ist es. Siehst du? Es ist perfekt.«
    Clarice schaute auf das Foto und verstand die Bedenken ihrer Schwester. Der Katalog war von einem Modehaus in Paris und verkündete, die Entwürfe seien der Inbegriff der

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