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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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seiner weichen Stimme und einem so wohlwollenden Blick, dass ich einen
Augenblick brauchte, bis ich die Unverschämtheit kapierte.
    »Jetzt sagen Sie
nicht, dass Sie mich verdächtigt haben«, raunzte ich ihn an.
    »Minka Nowak wurde
an einem Dienstag ermordet. Dienstag ist Ihr Einkaufstag. Danach haben Sie mit
Arîn Kalay Ihre Einkäufe ausgeladen, später waren Sie in der Wohnung Mombauer,
um mit der Tochter über die Pacht für die ›Weiße Lilie‹ zu reden. Danach
standen Sie in der Küche, die Sie wie immer zwischen dreiundzwanzig und
vierundzwanzig Uhr verlassen haben«, zählte er leicht entschuldigend auf. »Um
diese Uhrzeit war Minka Nowak bereits tot.«
    »Sie haben mich
tatsächlich verdächtigt«, wiederholte ich immer noch ungläubig und war froh,
dass der kleine Gruß der Küche serviert wurde. Ein kräftiges Schwarzbrot, ein
winziges, fein mariniertes Stück Matjes, etwas Schmalz. Ich kaute extrem
langsam, damit ich diese Information verdauen konnte.
    »Sie sind das
Verbindungsstück zwischen den beiden Morden, und Sie haben für beide ein
Motiv«, erklärte mir Brandt so, als würde ich das Selbstverständlichste in
Frage stellen. »Sie wissen, dass die meisten Morde Beziehungstaten sind und
Eifersucht ein beliebtes Motiv ist.«
    »Und bei Sabine
Mombauer?«, fragte ich fassungslos.
    »Nun, die
Auskunft, dass Sie sich mit Frau Mombauer, was den Pachtvertrag betrifft,
gütlich geeinigt haben, kommt nur von Ihnen und kann von niemand anderem
bestätigt werden. Bestätigt wird dagegen von mehreren, dass Sabine Mombauer
nicht weiter mit Ihnen verhandeln wollte. Wenn Sie also nicht im Wagen gesessen
hätten, als Frau Mombauer aus dem Fenster sprang, hätte man durchaus in Erwägung
ziehen müssen, dass Sie die Frau getötet haben.«
    »Aber warum?«
    »Weil Sie sich
nicht aus der ›Weißen Lilie‹ vertreiben lassen wollten oder weil Sie hofften,
mit einem neuen Erben handelseinig zu werden. Um nur zwei mögliche Gründe zu
nennen.«
    Ich fasste es
nicht, in was für krankhafte Spekulationen sich dieser Kommissar verstieg.
    »Das ist ziemlich
an den Haaren herbeigezogen.«
    »Bei der Polizei
lernt man, dass es nichts gibt, was man nicht denken darf. Es gibt Leute, die
sind wegen zwei Euro fünfzig umgebracht worden.«
    »Und was ist mit
Vertrauen statt Misstrauen?«, fiel mir das Statement ein, das er vor einigen
Tagen so überzeugend vorgetragen hatte. »Damit machen Sie auf guter Bulle, oder
was? Eigentlich wollen Sie den Leuten nur Sand in die Augen streuen. Und dann
noch diese Schrebergartennummer!«
    »Oh, ich habe nie
gesagt, dass ich blind vertraue«, antwortete Brand, bevor ich mich weiter
aufregen konnte. »Zu jedem Job gehört ein gewisses handwerkliches Können, das
man beherrschen muss. Und Alibis bei einer Ermittlung nicht zu überprüfen, wäre
eine grobe Fahrlässigkeit. Das wäre so, als würden Sie behaupten, Soßen kochen
zu können, ohne einen Fond dafür anzusetzen. Also: Sie sind raus. Chidamber ist
raus. Wasserdichte Alibis.«
    Er schob sich das
Matjesstückchen in den Mund und stieß einen wohligen Seufzer aus. So, als ob er
jetzt endlich das Essen genießen könnte.
    Der Mann macht
seinen Job, und er zeigt mir, dass er ihn gut macht, sagte ich mir, als ich
mich beruhigt hatte. Und er war vielleicht doch nicht so gutmütig und
leichtgläubig, wie er den Anschein erweckte. Aber es ärgerte mich dennoch, dass
er mich überprüft hatte.
    »Schön, dass Sie
mich nicht verdächtigen«, stichelte ich. »Sonst wären Sie wohl kaum mit mir
essen gegangen.«
    »Aber natürlich
wäre ich mit Ihnen essen gegangen«, gab er erstaunt zurück. »Ich nutze jede
Gelegenheit, um an Informationen zu kommen. Viel interessanter ist, warum Sie
mit mir essen wollen. Sicherlich nicht, weil ich so ein unwiderstehlicher Mann
bin. Also?«
    Wir maßen uns mit
Blicken. Zum ersten Mal fielen mir seine Augen auf. Das Braun war grau
gesprenkelt, die Wimpern dunkel, umgeben von kleinen Fältchen. Freundliche
Augen, offene Augen. Können Augen lügen?, fragte ich mich. Ich wusste, sie
konnten. Aber Brandts Augen machten es schwer, dies zu glauben. Ich sollte mit
offenen Karten spielen.
    »Stimmt. Als
unwiderstehlich würde ich Sie nicht bezeichnen.«
    Brandt grinste und
wiederholte: »Also?«
    »Das Gleiche wie
Sie. Informationen.«
    »Wofür?«
    »Wofür? Wofür?«
Wie konnte man so dämlich fragen? »Ich muss wissen, was passiert ist.«
    Brandt sah mich
mit einer Mischung aus Geduld und Herausforderung an. Der

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