Himmel un Ääd (German Edition)
ihres Vaters«, fiel mir ein.
»Sie hat überhaupt
sehr viel von ihm gesprochen«, bestätigte Brandt. »Arbeitskollegen,
Freundinnen, alle kennen ihre Erzählungen von Tommi, aber keiner kennt Tommi
persönlich. Wenn es die Kinderfotos in den Fotoalben nicht gäbe und ihn Frau
Pütz aus Ihrem Haus nicht als kleinen Jungen gesehen hätte, könnte man glatt
glauben, der Mann existiere nur in den Erzählungen von Frau Mombauer. Wir haben
Kontakt mit den Meldebehörden auf Formentera aufgenommen, weil er dort geboren
wurde. Es kann durchaus sein, dass er gar nicht Mombauer heißt, sondern den
Namen seines Vaters trägt. Aber bis von ausländischen Behörden was zurückkommt,
das dauert!« Brandt seufzte, schob den leer gegessenen Teller zur Seite und
beugte sich zu einer Aktentasche neben seinem Stuhl hinunter. Dann legte er
eine Plastikfolie auf den Tisch. »Apropos Spanien. Schauen Sie mal, was wir in
der Wohnung von Frau Mombauer gefunden haben.«
Er schob mir die
Plastikhülle über den Tisch.
Ich erkannte das
Prospekt sofort. Das gleiche, das ich bei Minka gesehen und bei Ecki gefunden
hatte.
»Was hat Sabine
Mombauer mit dem ›El Solare‹ zu schaffen?«
»Sie wissen, dass
wir dieses Prospekt auch in der Wohnung von Frau Nowak gefunden haben?«, fragte
Brandt.
»Ja. Arîn sagte,
dass sie in dem Hotel den Wellness-Bereich übernehmen wollte.« Ich zögerte,
bevor ich Brandt gestand, dass ich in Eckis Unterlagen auch so ein Prospekt
entdeckt hatte. Dieses Zögern ärgerte mich, weil es mir vor Augen führte, dass
ich immer noch wünschte, Ecki entlasten zu können.
Brandt nickte so,
als würde ich ihm damit nichts Neues mitteilen. Schlagartig wurde mir klar,
dass es für ihn wirklich nichts Neues war.
»Sie haben Eckis
Sachen durchsuchen lassen«, stellte ich fest.
»Kuno Eberle war
so frei, uns in Ihre gemeinsame Wohnung zu lassen«, erzählte Brandt. »Leider
hat uns diese Durchsuchung nicht weitergebracht. So wenig wie unsere Anstrengungen,
Matuscheks Handy zu orten. Er hat es seit Tagen nicht benutzt, vielleicht hat
er die SIM -Karte getauscht.«
»Und die Nummer,
von der aus er mich gestern angerufen hat?«, fragte ich.
»Das ist der
Festnetzanschluss eines Südstadt-Cafés. Ein Grund, weshalb wir sehr sicher
sind, dass Matuschek noch in Köln ist. Wir ziehen das Netz immer enger um ihn.
Bald haben wir ihn.«
Brandt sprach das
nicht als Drohung aus, eher wie etwas Unvermeidliches. Es ärgerte mich, dass
ich nicht so recht wusste, ob ich es gut oder schlecht finden sollte, wenn die
Polizei Eckis Versteckspiel beendete.
»Hat Kuno Ihnen
erzählt, dass wir beide uns kennen? Seltsamer Zufall, nicht?«, lotste Brandt
das Gespräch in eine andere Richtung.
Ich dachte daran,
wie wütend ich bei unserem letzten Gespräch gewesen war, aber natürlich hätte
mir Kuno trotzdem sagen müssen, dass die Spurensicherung Eckis Sachen in meinem
Zimmer durchsucht hatte. Brandt konnte ich daraus keinen Vorwurf machen. Auch
was das betraf, hatte er nur seinen Job gemacht.
»Kuno hat mir
Ihren Spitznamen genannt.«
Brandt seufzte.
»›Dangerous Fire‹. Vergessen Sie's!«
»Ich hatte auch
mal einen Spitznamen mit Feuer«, verriet ich ihm und deutete auf meine Haare.
»Feuerhex'.«
»Feuerhexe! Das
wäre ein schöner Name für das kleine Kätzchen.«
»Vergessen Sie's.«
Wir grinsten
beide. Das Prospekt auf dem Tisch brachte uns schnell wieder zum Thema zurück.
»Bei Minka weiß
ich, was sie im ›El Solare‹ wollte. Bei Ecki kann ich es mir vorstellen. Arîn
sagt, dass dieser Pfeifer mit drinsteckt. Aber Sabine Mombauer?«, fragte ich.
»Es ist sehr
interessant, dass die beiden Fälle miteinander zusammenhängen, nicht wahr?
Beide übrigens, wenn auch dilettantisch, inszenierte Selbstmorde. In La Savina
soll das ›El Solare‹ gebaut werden, das liegt auf Formentera. Auch interessant,
nicht? Zudem haben wir nachgeprüft, ob Sabine Mombauer zu einer Person aus dem
Umfeld von Minka Nowak Kontakt hatte. Wir sind fündig geworden. Eike Eilert.
Ihm gehört die Wohnung im AXA -Hochhaus, in der
Frau Mombauer wohnte.«
Der Hauptgang
wurde serviert, und ich schaufelte ihn mit für eine Köchin sträflicher
Nachlässigkeit in mich hinein, weil diese Information neue Fragen aufwirbelte.
Mit dem »El Solare« hatte ich bisher nur Pfeifer in Verbindung gebracht. Aber
Eilert schien viel naheliegender. Er war mit Immobiliengeschäften reich
geworden. Wieso sollte er nicht auch Geld in eine spanische
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