Himmel un Ääd (German Edition)
Hotelanlage
investieren?
»Eilert sagt, dass
er noch nie etwas von dieser Hotelanlage gehört habe«, rückte Brandt diesen
Gedanken zwischen zwei Bissen Lamm in ein anderes Licht. »Nun spricht einer wie
Eilert nicht immer die Wahrheit, davon können die Kollegen von der
Wirtschaftskriminalität ein Lied singen. Und nur dieses Prospekt reicht für
eine Durchleuchtung seiner Finanzgeschäfte nicht aus. Ich sage es Ihnen offen
und ehrlich: Unser Hauptverdächtiger ist und bleibt Ecki Matuschek. Er war der
Letzte, mit dem Minka Nowak lebendig gesehen wurde. Er hat sich Eilerts Boot
ausgeliehen, auf dem wir nicht nur die Handtasche, sondern auch DNA -Material von Frau Nowak an der Reling gefunden
haben. Das heißt, wir müssen davon ausgehen, dass er sie von diesem Boot ins
Wasser gestürzt hat. Und Herr Matuschek ist unmittelbar nach dem Mord
untergetaucht. Was sein Motiv anbelangt, da steht uns eine breite Palette
offen. Erpressung, Eifersucht, Geld. Denken Sie doch nur an die sechstausend
Euro, die Frau Nowak Chidamber zahlen wollte.«
Jetzt war mir der
Appetit endgültig vergangen. Ich schob den Teller mit dem letzten Stück
Blutwurst zur Seite. Nichts von dem, was Brandt erzählte, überraschte mich.
Aber es war etwas anderes, ob ich Ecki im Stillen einen Mord zutraute oder ob
mir dies ein Polizist auf den Kopf zusagte. Es schmerzte. Zudem schämte ich
mich für Eckis Feigheit, und ich schämte mich für mich. Weil ich so blind
gewesen war, weil ich mir ein falsches Bild von ihm gemacht hatte. Und weil er
immer noch ein Teil von mir war.
»Möchten Sie noch
einen Nachtisch?«
Ich hatte nicht
mitbekommen, dass die Bedienung die Teller abräumte und mich ansah, als stellte
sie mir die Frage schon zum dritten oder vierten Mal.
»Nein danke. Nur
einen Espresso.«
Brandt war der
Appetit keineswegs vergangen, er entschied sich, wieder nach viel Hin und Her,
für ein Rieslingsabayon mit Himbeersorbet. Dann packte er das Prospekt zurück
in seine Aktentasche.
Ich ließ meinen
Blick über den Biergarten schweifen, wo gelacht, erzählt, gegessen wurde. Wo
die Menschen den Eindruck machten, als hätten sie, im Gegensatz zu mir, ihre
Probleme zu Hause gelassen oder wären ganz frei davon. Ich fühlte mich mit
einem Mal müde und wahnsinnig erschöpft.
»Ich dachte ja,
dass ich klarer sehe, wenn ich mit Ihnen rede, aber die Geschichte wird nur
verworrener«, murmelte ich. »Ich kann Ecki nicht mehr verteidigen, aber es
fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass er ein Mörder ist. Er sagt, dass
man ihm den Mord in die Schuhe schieben will. Deshalb frage ich mich, ob nicht
noch jemand anders ein Motiv hatte, Minka umzubringen. Was ist mit diesem
Pfeifer?«
Brandt schüttelte
ungläubig den Kopf. »Ich weiß nie, ob ich die Hartnäckigkeit, mit der Sie an
die Unschuld Ihres Freundes glauben wollen, bewundern soll oder ob es nicht
besser wäre, Sie deswegen durchzurütteln«, sagte er und sah mich an, als wäre
ich ein durchgeknallter Teenager.
»Geben Sie es auf!
Sie wissen sowieso nicht, was ich durchmache«, wehrte ich ab.
»Vielleicht doch«,
widersprach Brandt leise.
Ich konnte seinen
Schmerz und seine Einsamkeit förmlich riechen und spürte seine Bereitschaft,
mehr darüber zu erzählen. Aber ich wollte mir Brandt auf Distanz halten, denn
Nähe konnte ich kaum ertragen. Die zum Überleben notwendige Dosis davon hatte
ich mir vorgestern Nacht bei Taifun geholt. Mehr brauchte ich nicht.
»Wissen Sie denn
irgendwas über diesen Pfeifer?«, schob ich das Gespräch auf nicht vermintes
Terrain zurück.
Brandt nickte, und
ich konnte seinem Blick nicht entnehmen, ob er froh war oder es bedauerte, dass
wir nicht über Trennung und Verrat miteinander sprachen.
»Auch eine
interessante Gestalt«, berichtete er. »Er hat den Streit zwischen Minka Nowak
und Ecki Matuschek im ›All-inclusive‹ mitbekommen. Pfeifer war lose mit den
beiden befreundet. Gemeinsame Abende an der Bar, die eine oder andere
Bootstour, so in dieser Art. Er hat bestätigt, dass Minka ihn Tomasz nannte und
er vor einem Jahr eine kleine Affäre mit ihr hatte. Er hat die beiden nach dem
Streit nicht mehr gesehen und kann sich nicht vorstellen, dass Ecki Matuschek
ein Mörder ist.«
Das war in etwa
das, was ich auch über Pfeifer wusste beziehungsweise mir zusammengereimt
hatte.
»Wissen Sie, ob er
ein Angestellter von Eilert ist?«, wollte ich noch wissen.
»Nicht angestellt,
aber er arbeitet für Eilert«, wusste Brandt. »Der Mann bezeichnet
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