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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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    Oder hatte Tommi
Mombauer noch ein ganz anderes Interesse am Verkauf des Hauses, von dem er
seiner Cousine niemals etwas verraten hatte? Ich musste heute Abend Brandt
danach fragen, vielleicht wusste er mehr. Bei Licht besehen, überraschte es
mich nicht mehr, dass keiner den Vertrag gefunden hatte. Denn wenn Tommi
Mombauer das Haus unbedingt verkaufen wollte, dann musste er alles verschwinden
lassen, was ihm als wahrscheinlichem Erben den Verkauf erschweren könnte.
    Als ich in den
Auenweg einbog, hörte der Regen auf. Ein leichter Wind vertrieb die letzten
grauen Wolken, der Himmel erstrahlte in frisch gewaschenem Blau. Im Rheinpark
ließ die Sonne die nassen Blätter glitzern, und die Luft war angefüllt mit dem
Geruch von dampfender Erde, feuchtem Gras und Frühlingsblüten. An der einen
oder anderen Stelle wurde schon wieder ein Grill angezündet. Würstchen braten
konnten die Kölner eigentlich immer.
    Verdammt, dachte
ich, als ich das Fahrrad wenig später in der Kasemattenstraße auf den Hinterhof
schob. Ich hatte vergessen, Irmchen den Schlüssel zurückzubringen.
     
    Am Abend hatte die
Sonne die letzten Wasserlachen auf der Straße ausgetrocknet, und nur noch ein
frisches Lüftchen erinnerte an das nachmittägliche Gewitter. Ich lieh mir ein
weiteres Mal Kunos Fahrrad aus. Auf dem Stadtplan hatte ich mir die Strecke zum
»Em ahle Kohberg« angesehen und festgestellt, dass es autolos keine bessere Möglichkeit
gab, dorthin zu gelangen, als mit dem Fahrrad. Spaß machte die Strecke nicht.
    Auf der Kalker
Hauptstraße eine ziemliche Gurkerei, hinter der Frankfurter Straße ein Stück
unwirtliche Merheimer Heide, dann über die Autobahn, immer weiter die Olpener entlang,
die wie alle Ausfallstraßen nichts Schönes hatte. Auf Höhe der Psychiatrischen
Kliniken bog ich links in den Kieskaulerweg, irrte durch ein paar kleinere
Straßen mit langweiligen Fünfziger-Jahre-Mietshäusern und bescheidenen
Eigenheimen, bis sich das Städtische mit einem Schlag verlor und einer saftigen
Wiese Platz machte, auf der tatsächlich Pferde grasten. Dahinter ein altes
Kirchlein und eine restaurierte Gutsanlage und direkt an der Straße ein
schmuckes Fachwerkhaus im bergischen Stil mit schwarzen Balken und grünen
Fensterläden: »Em ahle Kohberg«.
    Das
Rechtsrheinische überraschte mich immer wieder. Mit so einem ländlichen Idyll
zwischen Autobahn und Ausfallstraße hätte ich in Merheim niemals gerechnet.
    Brandt erwartete
mich an einem Zweiertisch in dem gut besuchten, von einer alten Linde
beschatteten Biergarten. Vor ihm ein frisches Kölsch und die Speisekarte.
    »Ich schwanke
zwischen Sauerampfersuppe mit Lachsklößchen oder einer Pâté de Campagne«,
begrüßte er mich und schob mir eine zweite Karte über den Tisch.
    »Die Qual der Wahl
zwischen flüssiger und fester, warmer und kalter Nahrung beim ersten Gang«,
murmelte ich, ganz Köchin, und vertiefte mich ebenfalls in die Karte.
Überschaubar und konzentriert, wie es sich für eine gute Karte gehörte. Entenlebermousse
und Schweinskopfsülze zur Vorspeise, Himmel un Äd, gegrillter Zander,
Kalbsleber, geschmortes Lamm im Hauptgang. Die reinste Freude, wenn das
ordentlich gemacht war.
    Noch bevor ich den
ersten Bissen probiert hatte, beneidete ich »Em ahle Kohberg« nicht nur um
diesen traumhaften Biergarten, sondern auch um seine solitäre Lage. Hier drohte
nirgendwo in mittelbarer Nähe eine »All-inclusive«-Konkurrenz.
    »Und zum Hauptgang
die Matjes oder das Schweinerückensteak?«
    Brandt sah mich
an, als wäre ich für solche Fragen eine wichtige Instanz, aber ich dachte nicht
daran, ihm die Entscheidung abzunehmen.
    »Für mich die
Schnecken und Himmel un Äd.«
    »Stimmt, die
Schnecken gibt es auch noch«, stöhnte Brandt.
    Eine Servicekraft
mit gezücktem Block und energischem Blick rang ihm die Entscheidung für Suppe
und Lamm ab und nahm die Speisekarten mit. Nach dem Bestellen verpuffte der
lockere Gesprächsstoff, und mir fiel auf Anhieb nicht ein, wie ich Brandt zum
Reden bringen könnte. Ich wollte schließlich nicht mit der Tür ins Haus fallen.
    »Ich frage mich,
wie Sie sich entschieden haben«, eröffnete Brandt die Partie. »Wollen Sie mich
davon überzeugen, dass Ihr Freund unschuldig ist, oder sinnen Sie auf Rache und
wollen ihn mit meiner Hilfe ganz tief in die Scheiße reiten?«
    »Sie denken, es
geht mir nur um Ecki?«
    »Um wen sonst? Sie
selbst sind schließlich aus der Schusslinie.«
    Brandt sagte dies
mit

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