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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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trotzdem. Draußen schwärzte das Gewitter den
Himmel noch tiefer. In kurzem Abstand flammten blasse Blitze durch den
Hinterhof und tauchten eine einsame Pappel, die epileptisch im Wind zuckte, in
grelles Licht.
    Noch einmal ließ
ich den Blick durch die Küche schweifen. Sabine Mombauer war fast so groß wie
ich gewesen, vielleicht hatte sie, genau wie ich gelegentlich, das Papier aus
irgendwelchen Gründen auf einen der Hängeschränke gelegt? So ein Blatt Papier
war vom Boden aus nicht zu sehen, also zog ich mir einen Stuhl bis zur
Küchenzeile. Als ich den Fuß auf die Sitzfläche des Stuhles setzte, merkte ich,
dass ich einen Fehler gemacht hatte. Mein Schuh klebte fest, ich war in einer
Schlangenfalle gelandet. Angermann und seine Leute hatten ganze Arbeit
geleistet.
    Das Gewitter jetzt
direkt über dem Haus, ein Blitz, ein markerschütternder Donner, ein
Kurzschlusszischen. Das Licht erlosch. Um mich herum nur Dunkelheit und diese
Sekundenstille inmitten des Sturms. Ich riss an meinem Schuh. Was war das für
ein hartnäckiger Kleber! Ich hüpfte mit dem Stuhl durch die Küche, Mehl staubte
auf, schwere Tropfen hagelten gegen das Fenster. Es klang, als würde man
Schrotkugeln gegen eine Scheibe werfen.
    Wieso musst du mal
wieder alles selbst machen? Wieso kannst du nicht warten, bis Angermann oder
Brandt morgen nach dem Vertrag schauen?, schimpfte ich mich selbst. Jetzt war
ich mit dem Stuhl neben dem Fenster angelangt. Ich stemmte die Stuhlbeine gegen
die Wand, presste mit der einen Hand auch die Lehne dagegen und zog mit der
anderen den Schuh in die entgegengesetzte Richtung. Da, der Absatz löste sich,
und nachdem ich noch einmal all meine Kraft ins gleichzeitige Drücken und
Ziehen gepuscht hatte, war der Fuß frei.
    Erschöpft ließ ich
den Stuhl fallen. Der befreite Schuh pappte sich sofort am Boden fest, schnell
zog ich ihn wieder hoch, damit er nicht ein zweites Mal festklebte.
    Als ich mich auf
einem Fuß umdrehte, sah ich sie. Keine zwei Meter von mir entfernt hatte die
Kobra Kopf und Körper zum Kampf aufgestellt. Ihre starren Augen waren direkt
auf mich gerichtet. Die gespaltene Zunge schoss aus dem Mund vor und zurück,
und im Sekundenlicht eines neuen Blitzes meinte ich die todbringenden Eckzähne
in dem aufgesperrten Maul zu erkennen.
    Ich wollte
schreien und konnte nicht. Ich wollte wegrennen und konnte nicht. Der Schreck
machte mich stumm und bewegungslos. Was sicherlich mein Glück war, denn ein
weiteres Donnergrollen des über den Rhein wegziehenden Gewitters ließ die
Schlange blitzschnell herumfahren und irgendwo zwischen Kühlschrank und Wand
verschwinden. Mir schlackerten die Knie, und eine dieser grauenvollen
Hitzewellen beschleunigte meinen Herzschlag bis an die Obergrenze.
    Raus hier, befahl
mir mein vor Angst zu einem Zwerglein mutierter Verstand. Raus hier,
wiederholte er ein ums andere Mal, weil ich mich immer noch nicht von der
Stelle rührte. Mit dem nächsten Donnergrollen hüpfte ich mehr schlecht als
recht aus der Wohnung. Ich sperrte Mombauers Wohnungstür zu, holperte die
Treppen hinunter und stolperte in einen sintflutartigen Regen hinein. Kleber!
Wieso war nur ich und nicht die Kobra daran hängen geblieben? Angermanns Leute
hatten keineswegs ganze Arbeit geleistet. Ich schwor mir, nie mehr einen Fuß in
dieses Haus zu setzen, bevor diese grässliche Schlange nicht tot und begraben
war.
    In strömendem
Regen tauschte ich die Schuhe und schwang mich auf Kunos Fahrrad. Bereits unter
der Mülheimer Brücke war ich nass bis auf die Haut, aber das störte mich nicht.
Die Bewegung und der Regen beruhigten das immer noch flatternde Herz.
    Mannomann, war das
knapp gewesen! Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn
der Donner die Schlange nicht erschreckt hätte. Und alles wegen nichts und
wieder nichts. Die Spurensicherung hätte den Vertrag gefunden, wenn er da
gewesen wäre, gestand ich mir ein und dachte kurz an den Ärger, den ich kriegen
würde. Denn man würde garantiert herausfinden, dass ich heimlich die Wohnung
betreten hatte. Dann kehrten meine Gedanken zu dem Vertrag zurück.
    Sabine Mombauer hatte
ihn bei sich, jetzt war er nicht mehr in der Wohnung. Jemand hatte ihn
mitgenommen. Tommi Mombauer. Was war zwischen ihm und seiner Cousine geschehen?
Warum hatte er sie so gedrängt, das Haus zu verkaufen? Hatte er die Schlange
mitgebracht? Wollte er seine Cousine damit nur in Angst und Schrecken versetzen
oder tatsächlich umbringen? Riskierte man so

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