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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Auge war, ist in einer Spontanaktion der Bürgerbewegung
Neuland Köln mit Kürbissen, Tomaten und Walnussbäumen bepflanzt worden.«
    Guerilla-Gärtnern
war genau das Thema, das ich jetzt brauchte. Es hatte nichts mit mir zu tun und
war völlig unverfänglich.
    »Sehr schön fände
ich auch eine Begrünung der Domplatte. Vielleicht gibt es eine Grassorte, die
zwischen Beton schnell wächst?«
    Brandt zählte noch
mehr Guerilla-Aktionen auf, die ich mir alle nicht merkte. Ich wartete, bis er
seinen Nachtisch aufgegessen hatte, winkte dann der Bedienung und bat um zwei
getrennte Rechnungen.
    »Ich rede zu viel«,
entschuldigte sich Brandt mal wieder. »Das liegt daran, dass mich dieser
kreative Widerstand gegen die Ödnis der Stadt so begeistert.«
    »Sie brauchen sich
nicht zu entschuldigen. Mir hängen einfach die letzten Tage und Nächte in den
Knochen.«
    »Natürlich!«
Wieder dieser Hundeblick.
    Der Abschied
geriet etwas holprig, weil Brandt einen Anruf erhielt und sofort aufbrechen
musste. Etwas Dienstliches, mehr verriet er nicht. Ich sah sein metallicblaues
Auto davonfahren, stieg wieder auf Kunos Fahrrad und trat den Heimweg an.
    Der Lindenduft der
ländlichen Idylle verlor sich schnell. Ab der Olpener plagte mich ein kräftiger
Gegenwind. Die Strecke kam mir viel länger vor als auf dem Hinweg.
    Mir fiel ein, dass
ich vergessen hatte, Brandt nach meinem Wagen zu fragen. Wie ich ihn überhaupt
vieles nicht gefragt hatte. Es gab einfach zu viele Fragen in dieser
verworrenen Geschichte.
    Ich strampelte
weiter gegen den Wind an. Die Kalker Hauptstraße dehnte sich ins Unendliche. An
einer roten Ampel vor der Kalker Post schnorrte mich ein Junkie um einen Euro
an. Ich gab ihm einen und sah, dass auf dem trostlosen Platz dahinter einige
Hobos in ihren Schlafsäcken lagerten. Abgestürzte, Heimatlose, am Leben
Gescheiterte. Man konnte schnell auf der Straße landen, hatte mir Taifun mal
erzählt, nachdem er eine Reportage über Obdachlose gemacht hatte. Ich dachte an
Ecki und ob er auch mal da landen würde. Schon wieder sorgte ich mich um ihn.
Die Tage, an denen ich wütend auf ihn war, mochte ich eindeutig lieber.

ELF
    Als mich Helen Maibach
am Morgen zurückrief, wusste ich plötzlich, woher ich ihren Namen kannte.
    Dany hatte ihn
erwähnt, es war der Name seiner Exchefin. Sie schlug das Restaurant »Osman 30«
im Kölnturm als Treffpunkt vor. Die S-Bahn brachte mich zum Hansaring, von dort
lief ich zu Fuß bis zum Mediapark.
    Vor mehr als
zwanzig Jahren als der Medienstandort in Köln
geplant, war von den Medien nicht viel mehr als der Name des Parks übrig
geblieben. Mit seinen Arztpraxen und Spezialkliniken war das Areal heute eine
Adresse für Sportgeschädigte und Rückenleidende. Aber immerhin: Mit seiner
urbanen, in die Höhe geschraubten Bebauung aus Glas und Stahl und den kurzen
Straßenschluchten dazwischen konnte man den Mediapark für Kölns Manhattan
halten. Manhattan in Miniformat natürlich.
    Am Cinedom bog ich
rechts ab, überquerte den weiten Platz vor dem künstlichen See und ging direkt
auf den Kölnturm zu. Ein Aufzug brachte mich in die dreißigste Etage. Oben
bewachte ein Typ mit Anzug, breiten Schultern und einem Headphone im Ohr den
Eingang. Er ließ mich nicht durch. Geschlossene Gesellschaft. Und überhaupt
müsse ich hier grundsätzlich reservieren.
    »Nicht mal einen
Kaffee krieg ich?«
    Er machte sich
nicht die Mühe, sein Kopfschütteln mit einem professionellen Lächeln des
Bedauerns zu versehen.
    »Ich bin mit Helen
Maibach verabredet.«
    Der Name
funktionierte tatsächlich als Türöffner. Der Mann sprach leise in sein
Headphone, dann machte er mir Platz und schickte mich in den Weinsalon.
    Die schwarze Witwe
saß allein an einem Tisch, so wie sie auch im »All-inclusive« allein gesessen
hatte. Die Frau hasste Eilert, da war ich mir sicher. Er hatte sie mit miesen
Tricks aus ihrem Restaurant vertrieben. Sie rächte sich, indem sie in der
Öffentlichkeit gegen ihn randalierte. Bei zweien ihrer Auftritte war ich
zufällig Zeugin gewesen, bestimmt hatte es noch mehr gegeben. Ob Eilert diese
Angriffe wie ein nasser Fisch an sich abperlen ließ oder ob sie ihn damit
wirklich verletzen konnte, wagte ich nicht zu beurteilen. Aber wenn sie ihn so
sehr hasste, wieso war sie dann so eng mit Pfeifer? Danach musste ich sie
unbedingt fragen.
    Wieder trug sie
die Haare zu einem festen Knoten gebunden. Das strenge Schwarz, in dem sie
bisher immer gekleidet gewesen war, hatte sie heute durch

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