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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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vor meinem
Lokal aufgerissen wurde. Ich weiß nicht, warum der neue Mieter in der Wohnung
über meinem Lokal plötzlich Abend für Abend extrem laute Heavy-Metal-Musik
hörte. Aber ich weiß, wie schnell bei so viel Pech und Pleiten das Ende der
Fahnenstange erreicht ist und die Gäste wegbleiben. Ich bin keine, die über
finanzielle Reserven verfügt, also konnte ich Personal und Lieferanten nicht
mehr bezahlen und musste schließen.«
    Sie sah mich
eindringlich an, so als wollte sie mir ein grelles Warnschild sein. Was sie beschrieb,
kannte ich. Gastronomie war ein Kamikaze-Geschäft. In den Anfangszeiten hatte
es mehr als einmal Spitz auf Knopf gestanden mit der »Weißen Lilie«. Der
Kredit, zu wenig Gäste, die schwierige Lage, all das hatte das Überleben mühsam
gemacht. Aber dieses generalstabsmäßige Plattmachen von Helens Restaurant war
selbst in unserer Branche die Ausnahme.
    »Kannst du Eilert
nicht in einem einzigen Punkt eine Beteiligung nachweisen?«, fragte ich.
    »Glaubst du
wirklich, ich würde meine Zeit mit öffentlichen Sticheleien vertun, wenn ich
etwas juristisch Verwertbares gegen ihn in der Hand hätte?«, rief sie erregt
aus. Als sie sich wieder beruhigt hatte, lächelte sie mich an und sagte: »Es
wäre mir wirklich eine Freude, dir zu helfen, damit dir nicht das Gleiche passiert.
Also: Gibt es irgendwas, was du gegen Eilert in der
Hand hast?«
    Die Hoffnung in
ihrem Blick konnte ich wahrscheinlich nicht erfüllen. Aber bevor ich ihr
überhaupt etwas erzählte, wollte ich wissen, was sie mit Pfeifer verband.
    »Ob er mein Freund
ist? Gott bewahre!« Sie schüttelte empört den Kopf. Sie schüttelte ihn noch,
als die zwei Espressi kamen und sie braunen Zucker in ihre Tasse löffelte.
    »Pfeifer«, sagte
sie nach dem ersten Schluck Kaffee, »erledigt für Eilert die Drecksarbeiten.
Weißt du, wie er mich aus dem ›All-inclusive‹ herausgebracht hat? Er hat sich
direkt neben mich gesetzt und unter dem Tisch eine Spritze auf meinen Bauch
gehalten. ›Insulin‹, hat er gesagt und ob ich wisse, was passiert, wenn einem
Nicht-Zuckerkranken Insulin gespritzt werde. Ich hatte keine Ahnung, wollte es
aber auf keinen Fall am eigenen Leib erfahren. Deshalb bin ich ihm nach draußen
gefolgt, und deshalb konnte ich auch beim Rausgehen deine Karte nicht mehr
annehmen.«
    Ich
vergegenwärtigte mir die Szene, die ich im »All-inclusive« erlebt hatte. Ich
erinnerte mich daran, dass nur Pfeifer und nie Helen gelächelt hatte. Dass sie
mir zu ernst erschienen war. Dass er sie fest im Griff hatte. Mit dem, was
Helen erzählte, ergaben meine Eindrücke einen Sinn. Gleichzeitig wurde mir
klar, dass die Idee mit der Spritze keine spontane gewesen sein konnte. Pfeifer
musste Übung darin haben, unangenehme Gäste unauffällig zu entfernen, und
schreckte vor heimtückischen Methoden nicht zurück.
    »Ein gefährlicher
Mann«, folgerte ich. »Trotz seiner sanften Mädchenaugen.«
    »Darauf bin ich
bei unserer ersten Begegnung auch reingefallen.« Helen lachte dieses bittere
Lachen. »Das war, als ich zum ersten Mal im ›All-inclusive‹ lautstark den
Geschäftsführer verlangt habe. Pfeifer ist zu mir gekommen, wollte wissen, was
mich empörte, und hat mit diesen sanften Augen Anteilnahme geheuchelt. So
lange, bis er mich überredet hatte, mit ihm noch anderswo ein Bier zu trinken.
Kaum auf der Straße, hat er mir drohend ins Ohr geflüstert, dass er weniger charmante
Methoden anwenden würde, wenn ich das nächste Mal hier randalieren würde.
Seither sehe ich diese sanften Augen anders. Mit denen führt der Kerl dich in
die Irre. Das Sanfte darin ist nichts anderes als gut getarnte Grausamkeit.«
    Ich sah Pfeifer
vor mir. Wie er mich bei dieser zufälligen Begegnung in Mülheim angeschaut
hatte. Grausamkeit hatte ich in den Augen nicht entdeckt. Vielleicht etwas
Abschätzendes, etwas Zockerhaftes. Vielleicht auch nicht.
    »Und ich dachte,
er ist Restaurant-Scout«, kam ich auf Tatsachen zurück.
    »Na klar!«,
spottete Helen. »Das ist er auch. Erst kundschaftet er ein geeignetes Objekt
aus, dann kümmert er sich ums Ausräumen. Kann durchaus sein, dass Pfeifer mir
die Ratten in die Kühlung gelegt und dem Mieter über mir die Heavy-Metal- CD s in die Hand gedrückt hat. Weil Eilert sich mit
Dreckskram bestimmt nicht selbst die Finger schmutzig macht. Geld genug, um so
einen Ausputzer zu bezahlen, hat er ja. Pfeifer arbeitet im wahrsten Sinne des
Wortes alles inklusive! Und er hat gut zu tun bei dem

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