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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Ecki auf dem Handy
an. Klar würde er nachkommen und mir beim Spülen helfen, sowie von den
Herrschaften keiner mehr was zu trinken haben wollte.
    »Geh, Kathi,
kannst schon anfangen. Dauert eh nimmer lang hier oben.«
    »Wer's glaubt,
wird selig!«, pflaumte ich ins Telefon, bevor Ecki auflegen konnte. Ich wusste
genau, dass er sich kein Bein ausreißen würde, um zeitig bei mir in der
Spülküche zu stehen. Ich schwor mir, mich so schnell nicht mehr für eine
Catering-Nummer breitschlagen zu lassen. Ich wollte schon losfahren, als ich im
Seitenspiegel etwas Rotes auf den Wagen zulaufen sah.
    »Rück mal rüber,
Schätzelchen!« Adela öffnete die Fahrertür mit Schwung, drückte mir ihre Pumps
in die Hand und scheuchte mich auf den Beifahrersitz. »Ist lang her, dass ich
zum letzten Mal so ein großes Auto gefahren habe. Der Rückwärtsgang ist wo?«
    Ich deutete auf
die Zeichen am Schaltknüppel, stellte die Schuhe auf den Boden und wedelte mir
frische Luft zu.
    »Mir haben
vielleicht die Füße gequalmt!«, stöhnte Adela. »Kann weder stehen noch laufen
in den Dingern. Versteh gar nicht, warum ich sie mir gekauft hab.«
    »Sie machen dich
fünf Zentimeter größer. Mit den Schuhen bringst du es immerhin auf eins
zweiundsechzig.«
    »Eins
fünfundsechzig, Schätzelchen, aber das ist nicht der Grund. Wenn man so klein
ist wie ich, kommt es auf ein paar Zentimeter mehr oder weniger nicht mehr an.
Nein, sie haben mich im Schaufenster angelacht, und ich bin auf sie
reingefallen. Genau wie auf dieses rote Kleid. Ist viel zu eng! Wenn wir in der
›Weißen Lilie‹ sind, musst du mir den Reißverschluss aufmachen, damit ich den
Bauch rauslassen kann.«
    Aber erst mal
klemmte Adela den Bauch unter das Lenkrad, so weit musste sie den Sitz
vorziehen, um an die Pedale zu kommen. Dann startete sie den Wagen. Noch etwas
holpernd lenkte sie ihn auf den Auenweg. Bis zur Zoobrücke konzentrierte sich
Adela aufs Fahren und sagte kein Wort. Ich sackte in einen seligen
Dämmerschlaf, aus dem ich nur wiederauftauchte, weil mich jemand hartnäckig am
Arm stupste.
    »Weißt du, wer die
Frau in Schwarz und der kleine Dicke waren?«
    Adela, jetzt
sicher den fremden Wagen steuernd, wirkte frisch wie der junge Morgen und hatte
diese Neugier im Blick, mit der sie einen wahnsinnig machen konnte. Zumindest
einen kleinen Happen konnte ich ihr vor die Füße werfen: »Er ist
Schokoladenliebhaber.«
    »Das kann er mit
der Wampe schlecht verheimlichen, und um Schokolade haben die zwei bestimmt
nicht gestritten.« Adela kurbelte das Fenster herunter, bestimmt in der
Absicht, mir durch Frischluft mehr als einen Drei-Wort-Satz zu entlocken. Dass
ich trotzdem nichts mehr sagte, war kein Problem, so redete Adela halt selbst:
»Betty war nach dem Eklat völlig außer sich! – Übrigens, hast du diesen bunten
Mantel gesehen, den sie getragen hat? Ein bisschen zu grell für ihr Alter, findest
du nicht? – Wie auch immer, die Frau in Schwarz hat dem Dicken eine Schneise in
die Augenbraue geflammt. Sieht verboten aus, ist aber nichts Dramatisches, der
brauchte nicht mal einen Arzt und wird sich schnell erholen. Aber die Stimmung
auf der Party war natürlich komplett im Eimer. Jetzt denkt doch keiner mehr an
das schöne Firmenjubiläum, sondern nur an die Flammenwerferin. Natürlich habe
ich Betty gefragt, um was es bei dem Streit ging. Leider kennt sie die zwei
nicht. Klar, sie kann ja nicht alle Kunden ihres Mannes kennen.«
    Durchs offene
Fenster zog der Duft von Holunderblüten ins Auto. Zart, frisch und prickelnd,
der Geruch des Frühsommers. Von dem hatte ich in diesem Jahr noch nicht viel
mitbekommen. Ich arbeitete einfach zu viel. Heute war es so schön gewesen, ich
hätte mich am Rhein in die Sonne legen können, anstatt dieses blöde Catering
anzunehmen. Immerhin brachte mich der Frühlingsduft auf eine Idee.
    »Ich muss
unbedingt Holunderblüten auf die Speisekarte setzen!«
    »Mein Gott, du
denkst immer nur ans Kochen«, regte sich Adela auf. »Interessiert dich denn gar
nicht, was die zwei auf der Bause-Sause zu verhackstücken hatten? Eine
Schönheit übrigens, die Frau in Schwarz, groß, schlank, so der klassisch
griechische Typ, und dann der kleine Dicke.«
    »Um Liebe ging's
sicher nicht«, brummte ich.
    »Soll man nie
ausschließen, Schätzelchen. Aber hat sie nicht von einem Vertrag geredet? Miese
Geschäfte? Ob die zwei sich zufällig begegnet sind? Oder hat sich die Frau
diesen Auftritt vorgenommen, weil sie wusste, dass sie den

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