Himmel un Ääd (German Edition)
ganz, ganz miese Sache gegen uns. Wir müssen Ecki aus der
Schusslinie bringen. Der hat mit alldem nichts zu tun.«
»Aber«, setzte
Arîn an und stockte.
»Was, aber?« Ich
schickte ihr einen Blick, der sagen sollte, egal, was jetzt kommt, es bringt
mich nicht um.
»Gestern, als du
bei der Polizei warst, da habe ich mitbekommen, dass Ecki einen Anruf von
Tomasz gekriegt hat. Und Tomasz heißt ein Freund von Minka aus dem
›All-inclusive‹.«
»All-inclusive«,
schon wieder das »All-inclusive«. Liefen dort alle Fäden dieser Intrige
zusammen?
»Wer ist dieser
Tomasz? Was macht er im ›All-inclusive‹?«
»Mitte dreißig,
schätze ich. Was er genau macht, weiß ich nicht. Das ist einer, der Gott und
die Welt kennt und in vielen Töpfen rumrührt. Sieht sehr gut aus, die Mädels im
›All-inclusive‹ stehen alle auf ihn.«
»Auch Minka?«
»Die hatte mal was
mit ihm. Aber nur kurz.«
»So, so.« Das war
doch ein Hinweis. »Tomasz und weiter?«, fragte ich.
»Keine Ahnung. Ich
kenne ihn nur als Tomasz. Und der Name ist doch so ungewöhnlich, dass ich
gestern, als Ecki telefoniert hat, natürlich sofort an Minkas Tomasz gedacht
habe. Deshalb hat es mich doch so gewundert, dass Ecki ihn auch kennt.«
»Tomasz und
›All-inclusive‹. Darum kümmere ich mich später. Jetzt müssen wir uns an die
Arbeit machen.«
»Da ist noch was …« Sie ging zur Kasse ins Restaurant und fuhr den Rechner hoch. »Ich weiß
nicht, ob ich dir das heute noch zumuten kann. Du wirst ausflippen«, fürchtete
sie, als sie ein paar Internetseiten aufrief und mir zeigte, was sie im Netz
zur »Weißen Lilie« entdeckt hatte.
»Die ›Weiße
Lilie‹. Keine gute Erfahrung! Machen auf fein. Teuer und nicht gut für den
Preis! Wurde leider auch nicht satt. Und dafür war ich extra auf die andere
Rheinseite gefahren. Sonnyboy .«
»Das Essen, für
das Katharina Schweitzer immer wieder hoch gelobt wurde, war so lala. Und der
Rest war medioker. Was meine ich damit? Ich muss jetzt aufpassen, dass das, was
ich schreibe, nicht arrogant oder abschätzig klingt. Der ›Weißen Lilie‹ fehlt
es letztlich an allen Ecken und Enden an dem, was der Franzose ›classe‹
(Klasse) nennt. GretaG .«
»Der Spargel in
der ›Weißen Lilie‹ ganz schlechte Qualität! Holzig bis zum Gehtnichtmehr.
Zerlassene Butter war ganz schwer aufzutreiben. Stattdessen brachte man
Olivenöl und Zitrone, damit wir uns selber eine Soße basteln können. Das Öl
hatte eine ausgesprochen schlechte Qualität. Es schmeckte außerdem etwas
ranzig. Trulala13 .«
»Ein langweiliges
Publikum, ein bemühter Service, eine mittelmäßige Küche. Die ›Weiße Lilie‹ ist
nicht zu empfehlen. Ganz schmieriger Laden. Große Töne und nix dahinter. GuterEsser .«
»Alles erst
gestern ins Netz gestellt, als hätten sich die Gäste abgesprochen«, erklärte
mir Arîn. »Und glatt gelogen. Wir haben kein schlechtes Olivenöl, und unser
Spargel ist frisch wie sonst was. Und diese GretaG macht auf fein und intellektuell, schreibt aber schlechter als Mittelmaß.«
Ich wusste sofort,
woher der Wind wehte. Dahinter steckte bestimmt dieser Giftzwerg. Hatte drei
Freunden was in die Feder diktiert und das Geschmiere ins Netz gestellt. Ich
ging nach draußen ins Restaurant und sah im Reservierungsbuch nach. Ausgebucht
heute und das komplette Wochenende. Der Mistkerl konnte mich mal.
»Wenn die Kacke am
Dampfen ist, dann richtig.« Arîn schloss den Rechner.
»Los, ran an den
holzigen Spargel und das ranzige Olivenöl!«, rief ich ihr auf dem Rückweg in
die Küche zu. »Unser schmieriger Laden ist heute nämlich ausgebucht. Ganz viele
Leute wollen unsere mediokre Küche kosten.«
»Du lässt dich
echt nicht unterkriegen, Katharina!« In Arîns Blick leuchtete ungläubige
Bewunderung. Sofort machte sie sich eifrig und wahrscheinlich erleichtert, weil
ich nicht ausgeflippt war, an ihr Mise en place .
Ein Würfel aus
Gurkengelee mit Gin-Schaum, Radieschen und asiatischer Kresse als Amuse-Bouche.
Heute war mir die Idee dazu wie von selbst gekommen. Der Rest wie gehabt, an
dem Rhabarber-Kompott mit Berberitzen galt es noch ein wenig zu feilen.
Evas besorgtem
Blick wich ich aus, als sie etwa eine Stunde später in die Küche kam, um nach
dem heutigen Amuse-Bouche zu fragen. Die Gurkenwürfel im Kühlschrank, das
Rhabarber-Kompott mit Berberitzen von der Speisekarte genommen – doch zu herb –, stattdessen einen Klassiker der badischen Nachtischküche hinzugefügt:
Biskuit in
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