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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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hätte den
Kerl nicht so einfach gehen lassen. Ich meine, was wollte der von Minka? Und
die Nummer mit dem Spind war doch megamerkwürdig, oder?«
    »Redet ihr von
dem, der aussieht wie dieser Silvester-Geiger aus dem Fernsehen? Der mich fast
umgerannt hat? Der ist schon mal hier gewesen und hat Minka abgeholt«, mischte
sich Irmchen ein. »Ecki hat noch mit den beiden geschwätzt. Bestimmt weiß der
mehr.«
    Mit Sicherheit
wusste Ecki mehr, aber was nutzte das, wenn er sich nicht meldete? So viel gäbe
es mit ihm zu klären. Das Foto, dieses widerliche Foto. Wenn ich nur schon sein
Kopfschütteln sehen, sein befreites Lachen hören könnte, denn so würde er
zweifellos beim Betrachten des Fotos reagieren. Und dann würde er fragen: »Geh
her, Kathi. Willst mi auf den Arm nehmen? Ich und die Minka? Was soll der
Scheiß?«
    »Ich finde, wir
sollten nachsehen, was in Minkas Spind ist«, schlug Arîn vor, als sie mit dem
jetzt vollen Wassereimer wieder an uns vorbeikam.
    »Wenn wir fertig
sind«, entschied ich und nickte Irmchen zu. »Wir müssen.«
    »Ich auch«,
seufzte sie und stakste mit ihrem Stock dem Ausgang zu.
    An der Tür drehte
sie sich um und sah mich an. Überleg es dir noch mal, sagte ihr Blick. Ich
zuckte zusammen, weil eine weitere Last auf meine Schultern gelegt wurde.
Mühselig und beladen fühlte ich mich, und genauso schleppte ich mich zum
Spülbecken und mit dem Putzwasser zurück zum Herd. Arîn, die bereits mit
Aufräumen fertig war, nahm mir die Pfannen ab, schüttete die Reste für ein
spätes Abendmahl auf Teller und stellte sie unter den Salamander am Pass.
    »Lass uns erst
nachgucken, bevor wir essen«, bat sie.
    Wie uns allen
hatte ich Minka einen Spind in dem kleinen Raum mit Waschmaschine und Trockner
zugewiesen, den wir auch zum Umziehen nutzten. In Minkas steckte ein
metallrotes Vorhängeschloss, wie sie zu Tausenden am Zaun der
Hohenzollernbrücke hingen. Hohenzollernbrücke, das Foto von Ecki und mir in
unserem Hausflur, aufgenommen an einem glücklichen Tag. Mir war nach Heulen,
aber ich hatte das ungute Gefühl, dass ich, wenn ich damit anfing, nie mehr
aufhören würde.
    »Beißzange,
Metallsäge, haben wir so was?«, wollte Arîn wissen.
    »Was hältst du von
einer Haarnadel?« Ich zog eine aus dem Knoten, zu dem ich meine Haare beim
Kochen immer zwirbelte.
    Keine von uns
verfügte über die Fingerfertigkeit eines Schlossknackers. Wir verbogen eine
Haarnadel nach der nächsten, ohne dass sich auch nur eine als Sesam-öffne-dich
für dieses pisselige kleine Schloss erwies. Arîn probierte es danach mit dem
Hammer, was einen Heidenkrach machte, ohne wirklich weiterzuhelfen.
    »Was macht ihr
denn hier?«, fragte Eva, die, angelockt durch den Lärm, den Kopf durch die Tür
steckte. »Und, Katharina, da ist Besuch für dich.«
    Sabine Mombauer,
fiel mir siedend heiß ein, die hatte ich den Tag über komplett verdrängt! Doch
als Eva zur Seite trat, um wieder zurück ins Restaurant zu gehen, sah ich, dass
ich mich irrte. Der Besucher war Kommissar Brandt.
    »Entschuldigen
Sie, dass ich schon wieder unangemeldet bei Ihnen hereinplatze, aber während
der Arbeitszeit wollte ich Sie nicht stören, und seit gestern weiß ich ja, dass
Sie um diese Zeit Feierabend machen.« Er ließ seinen Blick durch den Raum
kreisen und blieb bei Arîn, dem Hammer und Minkas Spind hängen. »Haben Sie
Ihren Schlüssel verloren? Grade diese kleinen Schlösser stellen sich manchmal
als verflixt hartnäckig heraus. Darf ich es mal versuchen?«
    Er kramte eine
kleine Nagelfeile aus der Tasche.
    Arîn nickte
eifrig, ich aber schloss kurz die Augen. Was immer in dem Spind war, Brandt
würde es sehen. War das gut oder schlecht? Ich wusste es nicht. Als ich die
Augen öffnete, musterte Brandt Arîn und mich interessiert.
    »Hatte Minka Nowak
eigentlich auch einen Spind?«, fragte er.
    Der Mann
entschuldigte sich zu viel, er war mitfühlend umständlich, aber er war nicht
dumm. Ich musste mich schnell zwischen Lüge und Wahrheit entscheiden. Ich
spürte Arîns wütenden Blick im Nacken, Arîn, die keinem Bullen traute, würde
lügen, aber ich vertraute meinem Bauchgefühl.
    »Das ist der Spind
von Minka«, sagte ich und erzählte von Chidambers Besuch und seinem Ansinnen.
»Bis der Mann aufgetaucht ist, hatte keine von uns an diesen Spind gedacht.
Aber jetzt –«
    »Natürlich, das
hätte mich auch neugierig gemacht«, ersparte mir Brandt weitere
Erklärungsversuche. »Und ich hätte als Polizist schon viel früher

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