Himmel un Ääd (German Edition)
Weinschaumsoße, dazu ein in Cointreau marinierter Erdbeersalat. Den
Biskuitteig füllte ich in eine Palette kleiner Silikongugelhupfe. Lange hatte
ich mich gegen dieses Plastikzeugs in der Küche gewehrt, aber so ein empfindlicher
Kuchen wie Biskuit lässt sich aus nichts besser lösen als aus Silikon. Biskuit
in den Ofen, Wecker stellen, die ersten Amuse-Bouche anrichten. Fliegender
Wechsel auf dem Fleischposten, Fisch heute auch, denn Ecki kam nicht. Lamm
parieren, Fisch filetieren. Nicht an Ecki denken. Nicht an Ecki denken!
»Zweimal
Spargelsalat, dreimal Radieschen-Carpaccio, zweimal Lamm, einmal Lachs, einmal
Schwarzwälder. Einmal das Lamm ohne Couscous. Was hast du als Alternative,
Katharina?« Eva läutete den täglichen Wahnsinn ein.
»Polenta«, rief
ich zurück.
»Arîn?« Noch
einmal Eva. »Einen Spargelsalat ohne Walnussöl.«
»Alles klar«,
bestätigte Arîn.
Wir brauchten Ecki
nicht in der Küche, unsere Frauenwirtschaft funktionierte wunderbar. Aber ich
brauchte Ecki. Ich. Ecki. Ecki und ich. Nicht dran denken, arbeiten, den Tag
überstehen.
»Dreimal
Schwarzwälder, einmal ohne Kratzede, stattdessen Kartoffeln, und da ist ein
Typ, der sich nicht abwimmeln lässt«, meldete Eva eine Viertelstunde später,
und schon drängelte hinter ihr Keanu Chidamber in unsere Küche.
Er trug eine
Zeitung unter dem Arm und wirkte nicht mehr so massagemäßig entspannt wie bei
unserer ersten Begegnung vor zwei Tagen. Wieder trug er Leinen und so einen
albernen Hawaiischal. War dieser Geck Minkas Mörder? Ziemlich dreist von ihm,
dann hier in der »Weißen Lilie« aufzutauchen!
Vom
Gardemanger-Posten kam ein wütendes Knurren. Arîn wetzte die Messer, sie würde
dem Kerl an die Gurgel gehen, wenn ich ihn nicht schnell wieder vor die Tür
setzte. Er bemerkte das gar nicht, er schlängelte sich frech an Eva und dem
Pass vorbei direkt neben mich an den Herd.
»Ich weiß nicht,
ob Sie es schon wissen, aber –«
»Was immer Sie
wollen, ich habe jetzt keine Zeit dafür. Weg da! Gäste haben hier keinen
Zutritt.« Mit einer heißen Pfanne in der Hand drängte ich ihn hinter den Pass
zurück.
»Minka Nowak ist
tot. Man hat sie aus dem Rhein gefischt. Sie ist ermordet worden, sagt die
Polizei. Ich kann es nicht glauben, eine so begabte junge Frau. So blühend, so
mitten im Leben. Noch einen Aufbaukurs und sie hätte ihren Meister in
Lomi-Lomi-Massage machen können. Wissen Sie Näheres? Wissen Sie, wer der
Schurke –?«
»Was wollen Sie
hier?«, bellte ich ihn an, weil sich Arîns Knurren zu einem wütenden Grollen
aufbaute.
»Den
Schwarzwälder, Katharina!« Eva schob Chidamber vom Pass weg zum Fenster und
stellte mir die Teller zum Anrichten parat.
Die Kratzede noch
einmal in der Pfanne durchschütteln, die Kartoffeln abschütten, den
Schwarzwälder aufschneiden.
»Arîn, der
Spargel!«
»Mörder«, zischte
Arîn in Richtung Fenster, als sie den Spargel auf die Teller verteilte.
»Wie können Sie so
etwas überhaupt nur denken?«, empörte sich Chidamber und rückte wieder zum Pass
vor. »Niemals hätte ich dieser Frau etwas antun können. Sie hatte Hände, wie
man sie selbst in unserer Branche nur sehr selten findet. Heilende Hände, wenn
Sie verstehen, was ich meine. Eine Gabe, die nur sehr wenigen gegeben ist.«
Endlich war meine
Hollandaise aufgeschlagen. Ich löffelte sie über den Spargel, dekorierte mit
Schnittlauchstängeln, und schon schob Eva sich die fertigen Teller auf den Arm.
Die Hauptgänge waren durch. Ich besah mir auf den Bestellzetteln die
gewünschten Nachtische. Dreimal Weinschaumsoße, die musste immer frisch
aufgeschlagen sein, ich musste warten, bis Eva die brauchte.
»Also: Was wollen
Sie hier?«, fragte ich Chidamber.
»Mich macht der
Tod von Minka völlig verzweifelt. Nicht nur weil eine so große Begabung ein so
gewaltsames Ende gefunden hat. Es ist so …« Er stakste von einem Bein aufs
andere und pumpte sich seinen Altherrencharme ins Gesicht. »Minka hatte etwas
von mir, für mich, wie Sie wollen. Deswegen habe ich ja bereits vor zwei Tagen
nach ihr gefragt. Bestimmt haben Sie hier für Ihre Angestellten einen Spind,
ein Schließfach, einen Schrank für Privates. Sie verstehen, was ich meine?«
»Nein«, sagte ich.
»Nun, vielleicht
hat sie das, was sie mir geben wollte, hier bei Ihnen deponiert? Wenn Sie mir
also die Gelegenheit geben würden, einen Blick auf Minkas zurückgelassene
Privatissime zu werfen?«
»Nein«, wiederholte
ich.
»Ich kann Ihr
Misstrauen
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