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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Die Zollabfertigung kann eine reine Formalität sein, kann aber auch zur Qual werden, das hängt ganz davon ab, wer im Häuschen Dienst tut und wie die Herrschaften an diesem Tag drauf sind. Nach der Zeit zu schließen, die der Typ auf den Fahrer vor mir verschwendete, sah es nicht gut aus.
    »Du hast doch wohl irgendeinen anderen Ausweis dabei, oder?«
    »Nein, Alex.«
    »Eine Kreditkarte?«
    Er sah mich nur an.
    »Du hast Tom deine Kreditkarten gegeben?«
    »Ja.«
    »Hast du irgend etwas dabei?«
    »Ich habe ihm meine Brieftasche gegeben. Komplett, mit allem.«
    Der Wagen vor mir fuhr endlich weiter.
    »Tu so, als ob du schliefst.«
    »Was?«
    »Du hast mich verstanden. Schlaf ein. Auf der Stelle.«
    »Das werde ich nicht tun.«
    Ich begann den Wagen vorzusetzen. »Wir reisen ein, Vinnie. Spiel um Himmels willen den Toten Mann, oder wir hängen hier den ganzen Tag fest.«
    Er sagte mir noch ein paar Unliebenswürdigkeiten und tat dann, was man ihm befohlen hatte, ließ seinen Kopf gegen sein Seitenfenster fallen und schloß die Augen. Als ich vor dem Häuschen hielt, sah der Mann mich an, dann Vinnie und dann wieder mich. Der Mann hatte am ganzen Hals Schrammen vom Rasieren, und er war wohl nicht glücklich. Wenn ich in seinem Häuschen säße, mit einem verkratzen Hals an einem kalten Oktobermorgen, wäre ich ebenfalls nicht glücklich.
    »Ausweis, Sir?«
    Ich zog meinen Führerschein heraus. Er warf einen flüchtigen Blick darauf.
    »Und Ihr Freund?«
    »Der hat sich einstweilen verabschiedet.«
    Der Mann kniff die Augen zusammen. »Was wollen Sie heute morgen in Kanada?«
    »Lediglich ihn nach Hause bringen.«
    »Ist er Kanadier?«
    »Ich fürchte ja. Er ist einer von Euren.«
    »Können Sie denn irgendwie an seine Brieftasche kommen, Sir?«
    »Die ist schon lange weg«, sagte ich. »Verloren. Oder gestohlen. Er hat eine anstrengende Nacht hinter sich. Als ich die Kneipe dichtmachte, habe ich mir überlegt, das Beste ist, wenn ich ihn dahin bringe, wo er hingehört.«
    »Sie besitzen eine Gaststätte, Sir?«
    »Schön wär’s. Ich arbeite da nur an ein paar Abenden in der Woche.«
    »Und welche Gaststätte wäre das, Sir?«
    »Glasgow Inn. Waren Sie da schon mal?«
    »Nein, Sir. Ich glaube nicht. Anscheinend gehört das bei ihnen zum Service, wie?«
    Der Mann wurde etwas lockerer. Er begann sogar, sich wie ein Kanadier anzuhören.
    »Wie ich schon sagte, ich dachte, das sei das Beste.«
    »Haben Sie Alkohol oder Feuerwaffen im Fahrzeug?«
    »Nein«, sagte ich. Es war ein gutes Gefühl, zu dem Mann endlich mal etwas zu sagen, was nicht gelogen war.
    »Dann wünsche ich Ihnen einen guten Morgen.«
    Vinnie wartete, bis wir das Häuschen hundert Meter hinter uns hatten. »Das war richtig nett«, sagte er schließlich. »Hat dir Spaß gemacht.«
    »In der Tat.«
    Ich spürte, daß er noch etwas sagen wollte. Er hielt aber inne und schüttelte nur den Kopf. Er sagte kein Wort, als wir durch die Straßen von Soo Kanada fuhren. Für kanadische Verhältnisse ist das eine große Stadt, etwa viermal so groß wie Soo Michigan. Aber der Ort hat irgendwas – irgend etwas, für das ich keine Worte finde. Er wirkt immer ein wenig verloren auf mich. Dieser kalte graue Morgen schien untrennbar zur Stadt zu gehören.
    »Willst du ein Donut?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Hast du vor, dich so zu benehmen, bis wir da sind?«
    Er schloß die Augen und lehnte den Kopf gegen den Sitz. »Du weißt, wie das mit uns Indianern ist. Eine schlimme Nacht, und wir sind einfach erledigt.«
    Wir fuhren auf der 17 nach Norden, heraus aus der Stadt und am Ufer des Lake Superior entlang. Der Nebel lag noch schwer auf dem Wasser, als wir die Batchawana Bay passierten. Eine Stunde später fuhren wir durch eine kleine Stadt namens Montreal River; eine weitere Stunde dauerte es, den Lake Superior Provincial Park zu durchqueren. Zu sehen waren nur Bäume und ab und an ein Stück vom See, das unter dem Nebel hervor lugte.
    »Vielleicht sagst du gelegentlich mal ein Wort«, meinte ich. »Zum Beispiel, wo wir hin wollen.«
    Vinnie schlug die Augen auf. »Fahr bis White River. Dann nach rechts.«
    »Bis White River sind es noch zwei Stunden.«
    »Wie spät ist es?«
    »Kurz nach neun.«
    Er griff zu meinem Handy. »Kriegen wir hier noch eine Verbindung?«
    »Ich denke schon. Hier auf der Straße bestimmt. Versuch’s mal.«
    Er schaltete das Gerät ein und wählte eine Nummer. »Ich will noch mal Albrights Nummer versuchen.« Er horchte kurz

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