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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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drehten die Räder durch. Ich schaltete die Zündung aus, und eine Weile saßen wir einfach da und ließen den Motor abkühlen.
    »Und nun?« sagte er schließlich.
    »Versuch noch mal das Handy.«
    Er schaltete es ein. »Es kriegt kein Signal.«
    »Das hatte ich befürchtet. Wir sind zu weit nördlich.«
    »Dann müssen wir laufen«, sagte er. »Vielleicht liegt das Jagdhaus nur ein Stück die Straße runter.«
    »Ganz bestimmt«, sagte ich, als ich meine Tür öffnete. »Der Einsame Ranger hat sich niemals verirrt, wenn der treue Tonto bei ihm war.«

Kapitel 4
    Als wir aus dem Wagen kletterten, trottete der Elch langsam von der Straße und verschwand im Wald.
    »Der war ganz schön groß«, sagte ich. »Für eine Elchkuh.«
    »Und ob. Ich bin froh, daß du rechtzeitig gebremst hast.«
    »Was meinst du, welche Richtung? Nach Norden zur Hütte oder nach Süden zur Straße?«
    »Versuchen wir es erstmal mit Norden.«
    Wir gingen los, Richtung Norden. Die Luft war hier oben schon höllisch kalt. Ich zog den Reißverschluß an meiner Jacke zu.
    »Was ist das Ojibwa-Wort für Elch?«
    »Moozo.«
    Ich nickte. »Wawa und Moozo. Bislang klingt die Sprache ganz schön doof, Vinnie.«
    »Mir ist gerade eingefallen, wie dein Ojibwa-Name lauten würde.«
    »Und wie wäre das?«
    »Madawayasch.«
    »Und was heißt das?«
    Er lächelte. »Das sage ich dir später.«
    Wir marschierten weiter. Der Weg wand sich durch noch mehr Bäume und noch mehr Sumpf mit Gras, das weit über zwei Meter hoch stand.
    »Reifenspuren«, sagte Vinnie und trat mit der Schuhspitze auf den Boden.
    »Frische?«
    »Sieht so aus.«
    »Welches Fahrzeug?«
    Er sah mich an. »Eins mit Reifen.«
    »War der Fahrer Links- oder Rechtshänder?«
    »Du bist witzig.«
    »Nun mal los, du bist der indianische Führer. Wo sind deine Fähigkeiten im Spurenlesen?«
    Wir waren vielleicht drei weitere Kilometer gegangen und gerade im Begriff aufzugeben und zurückzugehen. Aber in diesem Moment kamen wir um eine Kurve und der Weg endete. Drei Fahrzeuge parkten unter Bäumen – ein Jeep und zwei Kleinlaster, und durch die Bäume konnten wir das blaue Wasser sehen.
    »Ich denke, das ist Lake Peetwaniquot«, sagte ich.
    »Ich glaube, wir haben ihn gefunden.«
    »Sie brauchen kein Schild an der Straße. Entweder weißt du, wie man hierhin kommt, oder du weißt es nicht.«
    Ich sah auf meine Uhr. Es war fast fünf. Es war noch Tageslicht, aber die Sonne hing schon tief genug im Westen, um lange Schatten zu werfen. Sobald wir stehen geblieben waren, fühlte sich die Luft wieder kalt an.
    »Wollen mal sehen, wer hier ist«, sagte Vinnie.
    »Geh du vor.«
    Wir gingen den Pfad entlang, die Bäume öffneten sich auf eine Lichtung und eine große Hütte, die zum See hin lag. Als wir näher kamen, konnten wir zwei kleinere Hütten erkennen, die zwischen den Bäumen lagen, und einen langen Landungssteg. An ihm lagen vertäut ein Wasserflugzeug sowie zwei Aluminiumboote mit Außenbordmotoren.
    »Hallo!« rief Vinnie. Der Laut erstarb im kalten Wind. Niemand antwortete.
    »Irgendwer muß hier sein«, sagte ich.
    Wir gingen dichter an den See heran. Der Wind war gerade stark genug, um auf dem See eine leichte Dünung hervorzurufen. Das Wasserflugzeug tanzte auf und nieder
    »Hallo!« rief Vinnie noch einmal.
    Nichts.
    Wir gingen auf den Steg hinaus, vorbei an einer großen Güterwaage und etlichen Tanks mit Propangas. Kein Laut war zu hören, außer unseren schweren Schritten auf dem Steg, dem Wind, der vom See her wehte, dem dumpfen Dröhnen, wenn die Boote aneinander stießen, und dem Geräusch, das entstand, wenn sich der linke Ponton des Flugzeugs an den Gummifendern des Steges rieb.
    »Ein hübscher See«, sagte ich. Er war vielleicht einen knappen Kilometer breit, mit nichts als Bäumen am Ufer.
    Vinnie sah nicht zum Wasser hin, sondern auf das dunkle, anscheinend leere Fenster des Blockhauses. »Sehen wir doch mal nach, ob jemand da ist.«
    Wir waren auf halbem Wege zur Hütte, als ein Mann aus dem Schuppen trat.
    Blut.
    Das war alles, was ich zunächst sah. Der Mann war von oben bis unten voll Blut.
    »Was sucht ihr Jungs?«
    »Gehört Ihnen das hier?« fragte Vinnie.
    Das brach den Bann. Jetzt sah ich den Mann deutlich, mit seiner bis auf den Boden reichenden Leinenschürze, den Handschuhen. Es war ein kleiner Bursche, etwas über ein Meter fünfzig. Und er mußte in etwa mein Alter haben, weshalb ich mich wunderte, daß er uns ›Jungs‹ nannte.
    »Nää, das wär’ Helen«,

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