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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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großen Wiese Platz oder einem Sumpf, der von hohem Gras und den abgestorbenen Resten von Schilfkolben verdeckt war. Etwa alle dreißig Minuten begegneten wir einem anderen Fahrzeug. Meine Augen wurden langsam müde.
    Vinnie versuchte noch einmal, unter Albrights Nummer anzurufen. Niemand hob ab. Diesmal hinterließ er eine Nachricht und ließ ihn wissen, daß wir in Kanada seien. Er nannte meine Handy-Nummer und bat, auf der Stelle zurückzurufen, wenn er nach Hause käme.
    »Ich hoffe, das ist angekommen«, sagte er, als er abschaltete. »Das Signal ist hier oben ziemlich schwach.«
    Schließlich erreichten wir eine kleine Stadt mit Namen Hornepayne, wo eine weitere Eisenbahnstrecke unseren Weg kreuzte, diesmal die Canadian National. Der Zug war gerade vorbeigekommen, als wir ankamen. Beim Humpeln über die Gleise konnten wir noch sehen, wie der letzte Wagen nach Westen verschwand.
    »Die Linie führt bis Vancouver, oder?« sagte ich.
    »Ich denke ja.«
    »Beschissen lange Strecke.«
    Er atmete hörbar aus. »Tut mir leid«, sagte er.
    »Was?«
    »Daß ich dich den ganzen Weg bis hierher geschleppt habe.«
    »Hast du nicht. Ich wollte immer schon mal nach Hornepayne, Ontario.«
    Er lachte. »Ich glaube, das war es dann schon.«
    Er hatte Recht. Die Straße war schon wieder leer. Eine weitere Stunde ging es nach Norden, an einem einsamen See vorbei, der sich Nagagamisis nannte, bis wir schließlich das Ende der Fahnenstange erreichten, in diesem Falle den Trans-Canada-Highway. Hier konnten wir nach links abbiegen und über Longlac nach Geraldton im Westen fahren oder nach rechts über Hearst und Kapuskasing nach Osten. Nach acht Stunden Fahrt waren wir soweit nach Norden gekommen, wie es nur möglich war. Jenseits dieser Stelle gab es nichts als Wildnis, die ganze Strecke über den Albany River, den Attawapiskat, dann den Ekwan, durch den Polar Bear Provincial Park zu den Stränden der Hudson Bay. Hier und da gab es kleine Außenstationen, aber von hier ab konnte man sie nur noch mit dem Flugzeug erreichen.
    »Welche Richtung?« fragte ich.
    »Ich glaube links.«
    »Du glaubst ?«
    »Ich weiß, daß es nicht mehr weit ist. So oder so. Daran kann ich mich erinnern. Und ich bin mir ziemlich sicher, daß Tom Westen gesagt hat.«
    »Und wie solltest du dann bitte diese Stelle finden? Ich meine, wenn du bei den Typen gewesen wärst …«
    »Wenn ich mit ihnen unterwegs wäre, wüßten sie genau, wo es hingeht. Ich bin sicher, daß Albright eine exakte Wegbeschreibung hatte.«
    »Okay, okay, ich habe verstanden. Unternehmen wir einen Versuch.«
    Ich fuhr nach links und nahm den Trans-Canada Richtung Westen. Jede Menge weiterer Bäume. Das waren auch nach offiziellen Zahlen die meisten gottverdammten Bäume, die ich je an einem Tag gesehen hatte. Zwanzig Minuten später sahen wir einen unbefestigten Weg, der nach rechts abbog.
    »Meinst du, das ist er?«.
    »Es steht kein Schild da. Meinst du nicht auch, daß da ein Schild stehen müßte?«
    »Ich kann noch weiter fahren.«
    »Fahr noch etwas weiter. Wenn wir nicht bald was sehen, fahren wir zurück.«
    Wir fuhren weitere zehn Minuten. Es gab nur noch ein Schild, das uns erzählte, bis Longlac seien es noch hundertsechzig Kilometer. Ich hielt auf der leeren Straße, wendete in drei Zügen und fuhr in der Gegenrichtung zurück.
    »Laß uns den nehmen«, sagte Vinnie, als wir wieder an den Weg kamen. »Wenn der es nicht ist, dann muß es vorhin Osten und nicht Westen geheißen haben.«
    Ich nahm den Lehmpfad und packte das Steuer fester auf den Schlangenwindungen, die er durch den Wald nahm. Eine Kurve folgte der anderen, während mein Wagen nur noch dahinrutschte, und unübersichtlich waren sie alle.
    »Immer mit der Ruhe, Alex.«
    »Wen sollten wir hier überfahren?« fragte ich und riß das Steuer in die nächste Kurve.
    »Paß auf!«
    Ich stieg auf die Bremsen und spürte, wie der Wagen vom Weg rutschte.
    »Dieser Hurensohn!«
    Als der Wagen zum Stillstand gekommen war, steckten alle vier Räder in halbgefrorenem Schlamm. Der Elch stand mitten auf dem Weg, nur schlaksige Beine und überlange Nase, und sah uns mit mäßiger Neugier an.
    »Na, das wär toll gewesen«, sagte ich, während ich den Rückwärtsgang einlegte. »Wir kommen den ganzen Weg hierher, und ein Elch bringt uns um.«
    »Kommst du hier wieder raus?«
    Ich gab vorsichtig Gas. Die Räder drehten durch. Ich versuchte es noch einmal im Rückwärtsgang, ob ich ihn nicht so freischaukeln konnte. Wieder

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