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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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kam hoch, holte Luft und tauchte wieder unter, versuchte, mich in den See hinaus zu stoßen, das Boot um Himmels willen in Bewegung zu setzen, dann wieder hoch und wieder runter. Ein Mundvoll schmutzigen Wassers, und das huste ich jetzt raus, mein Gesicht über Wasser, und das Boot, das in sich zusammenfällt.
    Noch ein Schuß und ich stieß das Boot von mir; die leise Stimme teilte mir in ihrer widerwärtigen Ruhe mit, das Boot sei das Ziel, und ich müsse davon weg. Ich schiebe es mit beiden Händen, aber es ist wie ein nasser Fallschirm überall um mich herum, bis ich wieder unten bin, mich darin verkralle, bis es sich über mir bewegt und plötzlich weg ist.
    Ich bin jetzt verkehrt herum im Wasser, sehe zur Oberfläche hoch, ohne sie zu sehen, meine Augen brennen in dem Dreck und dem grünen Unrat, und ich muß mich still verhalten. Verdammt noch mal, sei still und tritt nicht und ruder nicht mit den Armen, oder dein Leben endet hier, in diesem Wasser.
    Mit der Kälte werde ich jetzt allmählich fertig, aber die Stimme rät mir, horizontal zu bleiben, mich mit den Händen an den Pflanzen festzuhalten und so völlig unter Wasser zu bleiben, mit allem außer gerade eben mit meiner Nasenspitze, die ich schließlich langsam, ganz langsam aus dem Wasser schieben muß, ja, das ist es, gerade genug, um auszuatmen und erneut Luft zu holen und mich wieder unter Wasser zu ziehen, genauso, sagt die Stimme, genauso, und jetzt so lange anhalten, wie es geht. Vinnie läuft durch die Wälder, ich sehe das mit dem Auge meines Geistes, läuft so lautlos wie der Wind, wie der Haß, wie die Rache, verdammt noch mal, mir ist so kalt, so kann ich nicht länger ausharren, kann ich nicht, kann ich nicht.
    Noch einmal Luft schöpfen, so bleiben, Alex, so bleiben, mit dem ganzen Körper, genauso, genauso. Ich bin so dicht unter der Oberfläche, daß ich jetzt den Himmel sehen kann, die Bäume sehe, eine Wolke, die Sonne, die Sonne, die Sonne. Verdammt noch mal, ich muß aus diesem Wasser raus. Ich laufe dann um mein Leben, und er kann mir in den Rücken schießen, wenn es ihm Spaß macht; mir ist das egal, das hier halte ich keine weitere Sekunde mehr aus. Das ist es.
    Ich stützte mich auf Hände und Knie und bahnte mir meinen Weg durch die grünen Fangarme und den gottverdammten Schlamm und schürfte mir beide Knöchel und beide Knie auf, als ich an Land kletterte und die Böschung hoch in den Wald stürzte. Ich wußte, die Schüsse würden jetzt jeden Moment fallen und mich niederstrecken, aber irgendwie blieben sie aus. Ich war das Ufer hoch und in den Wäldern, kletterte auf kaputten Beinen, stürzte schließlich zu Boden, richtete mich wieder auf, triefend vor kaltem Wasser und bedeckt mit Dreck und Blättern und Kiefernnadeln. Irgendwie hielt ich meine Jacke gepackt. Ich konnte mich nicht erinnern, sie aufgehoben zu haben, aber da war sie. Ich schlug sie um mich und sah auf den See hinaus. Das Boot war nahezu völlig untergetaucht, ein blaßgelbes Geheimnis im dunklen Wasser.
    Ich horchte konzentriert. Nichts war zu hören außer meinem Atem.
    Vinnie, wo bist du?
    Ich horchte wieder. Nichts.
    Ich kam wieder auf die Beine und humpelte zum Wasser zurück. Ich blieb an einem Baum stehen, legte meine Wange an die Borke und suchte das Wasser und das Ufer ab.
    Nichts.
    Zum Teufel. Ich holte tief Luft. »Vinnie!«
    Der Schrei schallte über das Wasser, kam als Echo zurück und erstarb. Es kam keine Antwort.
    »Vinnie!«
    Der Wind frischte auf. Mein Zittern war unkontrollierbar geworden.
    »Alex!«
    Guter Gott …»Vinnie« Wo bist du?»
    »Ich bin hier«, sagte er.
    Ich blickte in alle Richtungen. Nirgends konnte ich ihn entdecken.
    »Rechts von dir«, sagte er. »Etwa zweihundert Meter.«
    Es war die Gegenrichtung von der, in der er losgegangen war. Das hieß, er mußte einmal um den ganzen See herum gelaufen sein … Wie hatte er das gemacht?
    Ich begab mich auf den Weg zu ihm. Die Jacke eng um mich geschlungen, stolperte ich zwischen den Bäumen durch. Als ich ihn schließlich erreichte, stand er still da, mit dem Rücken zu mir.
    »Vinnie.«
    Er sagte nichts. Er bewegte sich nicht. Als ich neben ihm stand, sah ich, worauf er starrte.
    Hank Gannon war auf dem Boden; er lag auf der Seite. Der Speer hatte glatt seinen Rücken durchbohrt und war an der Brust wieder herausgekommen. Auf seinem Hemd war Blut, Blut, wie es hell aus einer Brustwunde strömt und nirgendwo sonst. Er schüttelte sich und spuckte weiteres Blut, seine Hände

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