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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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zweiten Streifen auf mein Gesicht, dann auf seins.
    »Ich frisch dich nur ein bißchen auf«, sagte er, »Jetzt bist du bereit.«
    »Danke«, sagte ich. Und damit verließ ich ihn.
    Ich ging los und nahm den Weg um den See. Ich konnte nicht umhin, mir zu überlegen, ob ich nicht noch hier unter den Bäumen auf sie stieße, bevor ich überhaupt zum Boot käme. Das würde dann alles auf der Stelle beenden, noch bevor wir unseren brillanten Plan umsetzen konnten.
    Fast hätte ich laut gelacht. Ich wußte nicht, warum ich so gelassen war. Ich hätte verrückt vor Angst sein müssen. Verdammt, vielleicht war ich das ja auch. Vielleicht fühlte sich Angst so an, wenn du zwei Tage nichts gegessen hast, stundenlang durch die Kälte gegangen bist, mit nassen, schmerzenden Füßen. Vielleicht war das endlich das Ende, und ich wandelte schon auf dem Pfad der Seelen, von dem Vinnie gesprochen hatte.
    Reiß dich zusammen, Alex. Reiß dich verdammt noch mal zusammen.
    Ich stolperte über irgend etwas und landete mit dem Gesicht voraus in Dreck und Kiefernnadeln. Ich rappelte mich auf, schnappte nach Luft und ging weiter. Gott, tat mir alles weh. Jedes einzelne Teil. Durch die Bäume konnte ich das gelbe Boot auf dem Wasser tanzen sehen. Sobald ich die Bäume verließ, mußte alles rasch geschehen. Ins Wasser, unters Boot und los.
    Ich bahnte mir meinen Weg zum Wasser hinunter. Ich war noch zwanzig Meter davon entfernt und verbarg mich hinter dem letzten Baum. Okay, also habe ich Angst. Das ist okay. Was zum Teufel soll es auch?
    Hol ein paar Mal tief Luft, Alex. Die brauchst du. Wenn du erst einmal im Wasser bist, wird es ernst.
    Ich sah am Ufer entlang. Vinnie konnte ich nicht sehen, aber ich wußte, daß er da war.
    Atme. Ein, aus. Jede Menge Luft.
    Meine Augen waren immer in Bewegung, suchten das Ufer ab, um den ganzen See herum. Nichts als Bäume.
    Meine Hände zitterten. Ruhig, Mann.
    Das Flugzeug war vielleicht zweihundert Meter entfernt. Es drehte sich noch immer langsam. Der falsche Gannon mit dem in die Stirn gezogenen Hut, an eine der Schwimmerstelzen gelehnt – für wie blöd hielten die uns?
    Das ist verrückt. Los geht’s. Wo auch immer ihr euch versteckt, Jungs – aufgewacht. Die Show kann beginnen.
    Ich zog meine Jacke aus. Im Wasser wäre sie nur totes Gewicht, und wenn ich das überlebte, konnte ich sie hinterher gut gebrauchen. Ich wollte ihnen auf dem Ufer keine Schußmöglichkeit bieten, also versuchte ich in einer schnellen Bewegung ins Wasser und unters Floß zu gelangen.
    Ganz so klappte das nicht.
    Statt dessen tat ich einen Schritt ins Wasser und versank sofort bis zu den Knien im kalten Schlamm. Ich verbrachte nach meiner Schätzung die nächsten paar Minuten damit, wieder freizukommen. Mit Sicherheit hatten die Männer mit den Gewehren mich schon im Visier. Vielleicht amüsierten sie sich kurzfristig und sahen mir zu, wie ich da im Schlamm kämpfte, bevor sie mir ihre Kugeln durch den Kopf jagten.
    Mit einem verzweifelten Hechtsprung warf ich mich nach vorne und erwischte das Schlauchboot mit einer Hand. Die Belastung meiner Bänder, der plötzliche stechende Schmerz in meiner Schulter, als ich nach vorn griff, das alles war ausgelöscht vom eisigen Schock des Wassers, mein ganzer Körper überwältigt von der Kälte. Alles, was ich durchgemacht hatte, brach in einem einzigen Urschrei aus mir heraus, als ich das Boot über meinen Kopf zog und die erste Kugel im selben Moment einschlug. Der Knall des Gewehrs klang weit entfernt und verlor sich bald im Zischen des durchlöcherten Bootes und in meinem Schrei, den ich noch im Ohr hatte, in der Kälte, die mich packte und zu blutiger Angst und dann wieder zu Kälte wurde.
    Ich trat gegen den Seeboden, befreite mich aus weiterem Schlamm und von Schlingpflanzen und versuchte mich in den See hinaus zu schieben, mich zu bewegen, verdammt noch mal, als eine weitere Kugel das Gummi durchschlug und neben meinem Ohr eine Fontäne aufsteigen ließ. Ich tauchte den Kopf unter Wasser, ein erneuter eisiger Schock, und die ganze Welt verstummte bis auf das Dröhnen in meinem Ohr. Das Wasser war dunkel vom aufgewühlten Schlamm, und ich wurde gefühllos. Nur Sekunden waren vergangen und keinerlei Hoffnung, daß Vinnie etwas hätte ausrichten können.
    Ich verliere ihn, dachte ich, wie eine leise Stimme, die den ganzen Kampf außerhalb meines Körpers beobachtete. Ich kämpfe gegen das Wasser und die Schlingpflanzen und die Kälte selbst, und ich bin schon erledigt.
    Ich

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