Himmels-Taler
denn gesagt?«
»Nur, daß sie einmal diesen besonderen Edelstein besaß und daß sie ohne ihn keinen neuen Meermann bekommt, der sie heiratet. Deshalb will sie ihn jetzt zurückhaben, und sie hat Grazi zur Geisel genommen, bis wir ihn herbeibringen.«
»Grazi?«
»Das ist auch ein Skelett, genau wie Mark, nur weiblich. Wir werden sie gegen den Feuerwasseropal auslösen, und dann kann Mela sich einen neuen Mann beschaffen. Eigentlich wollte sie ja mich festhalten, und zwar so lange, bis ich erwachsen geworden bin, aber ich schätze, ich sollte vorher doch den Guten Magier suchen.«
»Jetzt verstehe ich alles. Während meiner Abwesenheit wolltest du also den Opal holen, aber dann bin ich zu früh zurückgekommen.«
»Genau. Deshalb mußte ich mit dir darum kämpfen.«
»Natürlich. Die einzige Möglichkeit, etwas von einem guten Drachen zu bekommen, besteht darin, es ihm entweder zu stehlen, mit ihm darum zu kämpfen oder ihn zu übertölpeln, und ich lasse mich nicht leicht übertölpeln. Also schön, dann laß mich dir erklären, warum der Edelstein mir gehört und nicht der Meerfrau. Alles begann vor ungefähr zwei Jahren, als ich mit Merwin Meermann eine Wette abschloß. Er besaß nämlich den zweiten Feuerwasseropal, mußt du wissen, und ein Paar von denen ist zehnmal mehr wert als einer allein, und so waren wir uns darin einig, daß sie zusammengehörten. Wir hielten einen Wettbewerb ab, um zu sehen, wer den kompletten Satz bekommen sollte, und ich habe gewonnen, nur daß er danach einen Rückzieher machte. Er versuchte mich zu töten und sie mir wegzunehmen, aber statt dessen habe ich ihn dann getötet und mir genommen, was mir zustand. Deshalb gehören diese Edelsteine mir, ganz ehrlich erworben.«
Dolph erkannte, daß einiges für den Drachen sprach, sofern die Geschichte stimmte. Aber dessen war er sich nicht sicher. »Was war das für ein Wettkampf, und wie hast du gewonnen?«
»Feuer, Wasser, Sand. Kennst du den?«
»Nein.«
»Na ja, man zählt gemeinsam bis drei und streckt dann eine Pranke aus. Zwei Krallen bedeuten Feuer, denn die stehen für die emporzüngelnden Flammen. Die ganze Pranke bedeutet Wasser, weil es eine flache Oberfläche hat. Die geballte Pranke ist der Sand, weil sie eine Sandkugel darstellt. Aus Feuer und Wasser kann man schließlich keine Kugel bilden.«
»Ich schätze schon«, meinte Dolph. »Aber was kann man mit Feuer, Wasser und Sand schon anfangen? Am Strand ein Freudenfeuer veranstalten?«
»Das ist nur symbolisch. Man streckt gemeinsam die Pranke aus, und jeder stellt damit eines der drei Elemente dar. So ermittelt man auch den Sieger: Feuer bringt Wasser zum Verdampfen, Wasser bedeckt Sand, und Sand erstickt Feuer. So gibt es immer einen Sieger und einen Verlierer, es sei denn, daß beide dasselbe Symbol vorbringen. Dann wiederholt man einfach.«
»Feuer schlägt Wasser, Wasser schlägt Sand, und Sand schließlich schlägt Feuer«, sagte Dolph, als er die Regel begriff. »Aber wie kannst du sichergehen, daß du gewinnen wirst?«
»Das ist es ja gerade: Das kannst du nicht. Es ist also ein fairer Wettbewerb; niemand weiß vorher, wer gewinnen wird. Und so haben wir entschieden, wer die beiden Feuerwasseropale bekommen sollte: Ein einziger Durchgang. Ich habe Feuer gegeben und er Wasser, und so habe ich gewonnen. Aber dann hat dieser Betrüger behaupten wollen, daß er gewonnen hätte. Er verlangte von mir, daß ich ihm meinen Opal gebe! Welch eine Frechheit! Als ich ihn darüber informierte, daß er die Sache verkehrt herum sähe, packte er mich und wollte mich unter Wasser zerren, um mich zu ertränken und mir den Edelstein mit Gewalt zu entreißen. Kannst du dir so etwas vorstellen? Das war der schlechteste Verlierer, dem ich je begegnet bin!«
»Aber ertrunken bist du ja anscheinend nicht«, bemerkte Dolph. »Wie bist du dann aus der Sache herausgekommen?«
»Er wußte nicht, daß ich schwimmen kann«, erklärte Draco. »Offensichtlich wissen das einige Leute nicht; die denken, daß Feuerdrachen Angst vor dem Wasser hätten, so wie andere glauben, daß Meermenschen nicht an Land gehen können. Wir meiden das Meerwasser, weil wir es nicht lieben, wenn unsere Flügel von Salz verschmutzt werden; es dauert ewig, bis man das wieder herausbekommt. Aber wir können schwimmen, wenn wir müssen.
Manchmal sind wir hungrig, und wenn es nichts anderes gibt als Salzwasserfisch, müssen wir uns eben behelfen. Und manchmal gibt es irgend etwas unter Wasser, das wir
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