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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu bekommen. »Äh, vielleicht habe ich sogar noch eine bessere Idee«, keuchte er. »Ich gebe dir den Feuerwasseropal, damit du ihn ihr zurückbringst. Über das Mißverständnis brauchst du gar nichts zu erzählen.«
    »Oh, gern! Das ist nett von dir! Aber ist dann nicht dein Zwillingssatz kaputt?«
    »Manche Preise muß man eben bezahlen«, meinte der Drache philosophisch. »Vielleicht braucht sie dringender einen zweiten Mann, als ich den Satz Edelsteine brauche.«
     
    Der Rest des Flugs verlief ohne besondere Ereignisse. Dolph döste, weil er noch jung war und nachts schläfrig zu werden pflegte, und als er aufwachte, lugte die Sonne gerade über den Horizont und überzeugte sich vorsichtig davon, daß die Dunkelheit verschwunden war. Vor ihnen lag der mit Sträuchern bedeckte Gipfel des Bergs Sauseschnell.
    Doch als sie näher kamen, erkannte Dolph, daß es gar keine Sträucher waren, sondern Lebewesen. Das Plateau war übersät mit Flügelungeheuern! Nie hätte er sich eine solche Vielfalt von Abscheulichkeiten vorgestellt! Da waren Drachen jeder Größe, Greife, Basilisken und Sphinxen, geflügelte Schlangen und Rokhs und Harpyien und – der Geist schien ihm den Dienst zu versagen. Alle huschten emsig umher und machten fürchterlich viel Lärm, seltsamerweise aber kämpften sie nicht gegeneinander.
    »Vergiß es nicht«, zischte Draco, als er zur Landung ansetzte. »Nimm bloß nicht deine Menschengestalt an, sonst zieht man dir und mir das Fell über die Ohren!«
    Dolph nahm sich die Warnung zu Herzen. Jedes dieser Ungeheuer würde ihn schon beim nichtigsten Vorwand mit Freude verspeisen, und die Tatsache, daß er ein Prinz war, würde keinen großen Unterschied machen.
    Sie landeten auf einem Streifen Land, der offensichtlich eigens dafür angelegt worden war. Feuerfliegen markierten Ränder und Ecken, damit die Nachtflüge reibungslos verlaufen konnten. Ein Phönix krächzte Instruktionen zur Orientierung und zur Erhaltung des Flugplans, damit die Landenden nicht mit den Startenden zusammenprallten. Das war tatsächlich eine notwendige Vorsichtsmaßnahme, denn alle paar Sekunden tat eines der Ungeheuer entweder das eine oder das andere. Manche von ihnen waren offensichtlich zu Jägern für die gesamte Mannschaft ernannt worden, denn sie kamen mit den verschiedensten Beutetieren in den Krallen herein, und die Kadaver wurden sorgfältig in Stücke gerissen und unter den Hungrigen verteilt. Wiederum mußte Dolph die Notwendigkeit dessen einsehen, denn es wäre unmöglich gewesen, wenn jedes der Ungeheuer in diesem Gebiet auf eigene Faust auf die Jagd gegangen wäre.
    Als Draco die Landebahn verließ, gab es eilige Begrüßungen. »Draco, du Nachzügler! Wir dachten schon, du hättest vergessen zu kommen!« knurrte ein anderer Feuerdrache.
    »Kein Glück, Feuerhirn«, erwiderte Draco. »Ich hatte Schwierigkeiten, einen Nestsitter aufzutreiben.«
    »Wenn du dir die Mühe gemacht hättest, dir eine Gefährtin zuzulegen, dann hättest du eine!« fauchte eine blaue Drachin.
    »Jetzt hör bloß mit der Kuppelei auf, Heißkiste«, erwiderte Draco. »Wenn ich eine Drachin haben will, dann suche ich sie mir selbst aus.«
    »Na ja, das hier ist auch der richtige Ort dafür«, protestierte sie, worauf die anderen in feuriges Gelächter ausbrachen.
    »Wer ist denn dein Zwergenfreund?« wollte ein Drachenhahn wissen, als er durch seine dunkle Brille Dolph musterte.
    »Laß bloß die Brille an!« warnte Draco, und es war keineswegs nur scherzhaft gemeint. Ein Drachenhahn hatte genau wie ein Basilisk einen giftigen Blick.
    »Das ist…« Er hielt inne.
    Dolph begriff, wo das Problem lag. Sie hatten sich nicht auf einen Namen für ihn geeinigt, und seinen richtigen durften sie nicht erwähnen. »Phlod Feuerfliege«, sagte Dolph, auf ein Spiel zurückgreifend, das er in der Vergangenheit gern gespielt hatte. Es war sein Name, rückwärts geschrieben. Nach der gleichen Methode hieß seine Schwester Yvi. Ihren Vater nannten sie Rod, was dem nichts ausmachte, und ihre Mutter Eneri, allerdings nie in ihrer Gegenwart. Großopa Knib aber war kein Spielverderber. Nun war er sehr froh, daß er dieses Spiel gespielt hatte, denn nun besaß er einen Namen, auf den zu antworten er gewöhnt war.
    »Phlod«, widerholte Draco erleichtert. »Er ist ein Prinz seiner Art, also mußte er teilnehmen, aber es war zu weit für ihn, deshalb habe ich ihn mitgebracht.«
    »Sieht mir trotzdem wie eine Wespentaille aus«, meinte der Drachenhahn. »Ich

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