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Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten

Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten

Titel: Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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Glas, dem fünften
oder sechsten des Abends, blies mit den Lippen Blasen ins Ge
tränk und rührte mit der Zunge um.
Sten hielt die Augen geschlossen, und das Mädchen strich ihm
über seinen feingeschwungenen Nacken und preßte dann einen
Finger in sein neues, weißes Hemd hinein. Sanforisiert, von
Melka? Nein, ich sah den roten Popo an. Jetzt hielt er seine Hand
in einem losen Griff um die eine Popohälfte, als wiege er sie
vorsichtig.
Der Popo eines Mannes, dachte ich und sah statt dessen in
mein Glas, der Popo eines Mannes ist anders, wenn er nicht zu
fett ist. Auf beiden Seiten geht es nach innen, wie bei zwei Scha
len, schönen, bedeutungslosen Schalen. Und ein Mann kann den
Popo bewegen, die Muskeln spannen und sie erschlaffen lassen.
Er müßte eigentlich auch die Schinken wie zwei Bleche gegenein
anderschlagen können, daß es bis in den Himmel ertönt, bis zu
den tristen, geschlechtslosen Engeln mit ihren leeren Puppenlei
bern.
Und die Hüften der Männer, welch ein Kapitel! Nein, keine
Lobgesänge, aber man muß zugeben, daß lange, biegsame Män
ner wie Bäume sind, in denen man klettern und herumturnen
möchte, mit zukneifenden Knien, so wie beim Turnunterricht an
den Seilen, wenn es zwischen den Beinen kitzelte und sog und als
es kniff und kniff und man dachte: schwedische Gymnastik, das
ist was!
Sten und das Mädchen kamen zurück, leicht außer Atem, und
sie hielt immer noch ihren Arm um seinen Hals gelegt, seinen
Hals mit dem gleitenden Adamsapfel. Ich beugte mich vor und
drückte die Nase gegen die gespannte Haut, die nach Messing
oder vielleicht nach Speichel roch. Sten wandte den Kopf und
sah mich mit weit offenen, schlafwandlerischen Augen an. Die
Unterlippe zitterte, als sei er nahe daran, in Tränen auszubrechen.
»Sie steht eisern auf dir«, sagte ich. »Wie heißt sie?«
Er antwortete nicht. Die Lippe zitterte, und das Augenlid
klapperte.
»Willst du, daß wir gehen?«
Ich beugte mich zu ihm hin, formte den Mund zu einem Ring
und blies vorsichtig gegen seine Oberlippe mit der schön geform
ten Furche. Er tauchte einen Finger in mein Glas und strich mir
über die Lippen.
»Nein«, sagte ich plötzlich. »Vergiß deine Dame nicht, dein
einsames, kleines Mädchen.«
Im nächsten Augenblick war er fort, draußen auf der Tanzflä
che. Die Frau hinter der Theke lächelte freundlich, hielt eine
Flasche vor mir in die Höhe und zeigte mir das Etikett, aber ich
schüttelte den Kopf. Ich war genügend berauscht und ›weg‹.
Ein rötlichblonder Mann lehnte sich gegen mich: Nicht mehr
jung, aber frisch, elegant, mit einem gutsitzenden Anzug und
prächtigen Zähnen und Haaren. Er war Schwede. Wir sprachen
über Bananen. Dann über Japaner.
»Die ›Bananen des Ostens‹ * «, sagte er, faßte mich an den
Handgelenken und sah mir in die Augen. »Sie sind verrückt.«
»Warum?«
Er lachte, und ich fühlte, wie der Speichel mir übers Gesicht
spritzte, eine erfrischende Dusche.
»Sie pimpern so wahnsinnig. Zehnmal am Tag. Weißt du, wie
sie’s machen?«
»Nein«, antwortete ich so neutral ich vermochte.
»Sie setzen kleine Dinger auf den Ständer, kleine Apparate.
Technische Dinger, weißt du. Sie verstehen sich auf so was. Sie
sind uns mindestens zehn Jahre voraus.«
Ich sah mich nach Sten um, aber er war vollständig von der
wogenden Menschenmenge auf der Tanzfläche verschlungen.
»Sie sind auch grausam. Sie stecken glühende Speere in die
Frauenzimmer, ich meine, in den kleinen Muff der Damen .«
Dann fragte er mich, wo ich wohne, und jetzt machte ich
meine Hände frei und legte sie aufs Knie.
»Wo wohnst du?« fragte ich. »Wo kommst du her?«
»Aus Norrland.«
»Und woher dort?«
»Mensträsk.« *
Wir lachten beide, ja, plötzlich war ich nahe daran, vor Lachen
zu ersticken. Ich glitt von meinem Hocker herunter und wankte
rückwärts in die Menge. Ich drehte mich um, dann tanzte ich mit
einem Spanier, der mich mit beiden Händen um die Taille hielt
und sein hartes ›Ding‹ gegen meinen Schenkel drückte, aber ehe
ich mich’s versah, war der Tanz zu Ende. Ich stand an einen
Pfeiler gelehnt und schlubberte mich dagegen wie ein Pferd
gegen einen Baum. Über die Schultern einer Frau mit einem
blauen Fleck am Hals sah ich drei fast nackte Mädchen auf die
Tanzfläche kommen. Die Musik machte einen Tusch, spielte auf,
und sie drehten sich wie Würmer: Bauchtanz.
Jemand berührte meinen Arm. Es war Sten, Sten Ständer, der
Stierhafte. Das braunhaarige

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