Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten
Mädchen mit dem empfindsamen
Mund, der empfindsamen Nase stand hinter ihm und hielt ihn an
den Hüften.
»Lo«, sagte er. »Ich hab was klargemacht. Sie will, daß ich mit
rauskomme.«
»Sieh dich vor«, sagte ich.
»Komm du auch mit. Liebe Lo, komm mit.«
Wir waren draußen auf der Straße. Das Mädchen nahm Stens
Arm und begann, zum Meer zu gehen, oder vielleicht war es auch
die entgegengesetzte Richtung.
»Komm mit. Meine Freundin.«
Ich schloß zu seiner Linken auf, hielt mich aber doch eine
Armlänge auf Abstand. Ich zupfte am Kleid, das an mir klebte
und abstand. Wir gingen schweigend, bogen in eine Querstraße
ein, kurvten dann um eine Ecke auf einen leeren Marktplatz, auf
dem ich schemenhaft ein großes Denkmal entdeckte, das einen
Augenblick lang ›die Prinzessin und den Troll‹ darzustellen
schien. Dann kamen wir in eine dunkle Gasse.
»Ich bin Student«, sagte Sten in seinem fließenden Englisch.
»Student aus Stockholm. Kennst du Anita Ekberg?«
Die Absätze des Mädchens klapperten gegen das Pflaster, und
ich hörte nicht, was sie antwortete, wenn sie bloß überhaupt
genügend Englisch konnte.
»Sie ist phantastisch«, fuhr er fort. »Sie hat die größten Brüste
der Welt.«
Es war warm, aber nicht drückend, und wie gewöhnlich
schien die Luft voll von tausend Gerüchen: Staub, Öl, Dung.
Und Gewürze natürlich, aber keine schwedischen, kein Zucker,
nein, Pfeffer, Paprika, wie sie alle heißen mögen. Warum riecht es
nie in Schweden? Nur nach Sulfit.
Nicht ein Mensch war zu sehen und alle Fensterläden ge
schlossen. Meine Füße begannen, müde zu werden, aber plötz
lich waren wir bei etwas angelangt, das wie ein verlassenes
Grundstück aussah. Es war allzu dunkel, ich konnte Steinhaufen
erkennen, verstreute leere Benzinfässer und am weitesten hinten
den Rest eines Hausfundaments, der wie ein Bunker aussah.
Das Mädchen war stehengeblieben. Sie zeigte auf mich und
schüttelte den Kopf. Ich verstand wohl, was sie meinte, aber wo
sollte ich hin?
Wir gingen zu dem Hausrest hin, der teilweise im Mondschat
ten lag. Er war ungefähr zwei Meter hoch.
»Du kannst hierbleiben«, sagte Sten. »Wir kommen bald.« Er
klopfte mir auf die Schulter und legte die Stirn an meine Wange,
aber dann zog das Mädchen ihn mit sich. Sie verschwanden um
die Ecke, stolperten über die Steine auf der Erde. »Ich komme
bald. Du bist lieb.«
Ich lehnte mich schwer gegen die Mauer und verschwendete
keinen Gedanken daran, daß ich schmutzig werden könnte. Vor
mir war ein Brandgiebel. Oben auf dem platten Dach konnte ich
einige Käfige gegen den leicht verschleierten Himmel erkennen,
wahrscheinlich Hühnerställe.
Ich weiß nicht, wie lange ich wartete, gespannt auf Geräusche
von der dunklen Straße lauschend. Vielleicht waren es nur einige
Minuten.
Mit der Hand an der Mauer tappte ich vorsichtig zur Ecke
hin. Ich erinnere mich, daß ich zitterte, aber ich glaube nicht, daß
ich eine konkrete Vorstellung von dem hatte, was ich zu sehen
bekommen würde. Ich streckte den Kopf vor, nein, den ganzen
Körper.
Sie waren nur einige Meter von mir entfernt, und ich konnte
ihre dunklen Leiber deutlich erkennen. Das Mädchen war in die
Knie gegangen, und er stand leicht über sie gebeugt und hielt
ihren Kopf. Ich glaubte, ein schwach schmatzendes Geräusch zu
hören, und ohne Einzelheiten unterscheiden zu können, begriff
ich. Er stand ganz still, dann begann der Körper, der Unterkör
per, sich sehr langsam hin- und herzubewegen. Hin und her.
Dann eine Pause. Hin und her. Seine eine Hand suchte sich zum
Rücken des Mädchens hin, und sie krümmte ihn wie eine Katze.
Plötzlich drehte er sich zu mir um. Ich stand vollkommen still,
aber ich verstand, daß er mich sah.
»Komm«, sagte er leise, aber mit breiiger Stimme.
Ich weiß nicht, ob das Mädchen mich hörte, jedenfalls sah sie
nicht auf. Ihr Kleid war am Rücken aufgeknöpft, und die Haut
leuchtete schwach.
Ich sah seine tappende Hand, er packte mich an den Haaren
und zog mich vorsichtig an sich. Ich mußte mich mit einer Hand
an der Mauer stützen, mein Bein berührte das Mädchen, ihren
weichen Schenkel. Ich öffnete den Mund, wir küßten uns, und er
hielt mich im Nacken fest, wie man ein neugeborenes Kind
festhält. Seine Zunge, die grob und glatt war, suchte ihren Weg in
meinen Mund. Ich hielt meine eigene Zunge steif und still, und er
glitt mit seiner den ganzen Weg um sie herum.
Ich machte mich frei und tat einen
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