Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten
Das ganze Rhonetal lang gab
es bei der männlichen Bevölkerung nicht einen einzigen heilen
Nacken. Aus Halspulsadern strömte es rhythmisch und stoßwei
se. Inspirierend! Abends drang er tief und besinnungslos in das
Kebsweib, und der Saft spritzte hoch an die Decke, traf wie ein
launischer Strahl Strohdach und Fachwerk.
Heissa, das waren Zeiten gewesen!
Mit einem Seufzer klappte er den Hosenlatz hoch, warf dem
Mädchen im Stroh ein paar klingende Dukaten zu, schulterte die
Richteraxt und ging hinaus in die Sonne.
Der Troubadour Peter Cornelius erwachte mit Stroh im Bart und
den ganzen Mund voller Scheunenstaub. Er kratzte sich am Kopf
und starrte erstaunt in die Sonne, die sich durch Spalten zwischen
den Wandbrettern einen Weg bahnte. Wo hielt er Hof? Wo war
er?
Sein Schädel war leer wie eine provenzalische Taschenbuddel
nach dem St. Michaels-Fest.
Teufel, dachte Cornelius, ich hatte einmal ein Pferd. Wie, zur
Hölle, war er in diesem Schuppen gelandet?
Er erhob sich mühsam, bürstete das Stroh aus der Manche
sterjacke und rülpste furchtbar. Und jetzt erinnerte er sich plötz
lich.
Das Wirtshaus am Wege. Vielleicht ein Becher zuviel. Die
Knechte hatten sein Pferd genommen, die junge Stute Veronica,
weil er im Tal geradenwegs durch die Weingärten geritten war.
Er erinnerte sich, daß es ihm gelungen war, die Laute an sich
zu reißen und in der Scheune zu verschwinden.
Die Laute? Ja.
Gewiß doch. Sie hing an einem Balken. Trocken im Halse wie
ein Maurerpolier aus dem Süden, schlug er ein paar Akkorde und
kletterte hinunter auf die Tenne.
»Wohin, zum Teufel, sind sie mit Veronica?« sagte er zu sich
selbst und schlich vorsichtig durch ein Loch aus der Scheune.
»Die haben sich Stacheln an den Knieschienen angeschafft«,
meldete der Schwertfeger Brink erregt. Er war drüben im ande
ren Ankleideraum gewesen, in dem sich die blau-weiße Partei mit
den Vorbereitungen beschäftigte.
»Das ist gegen die Regeln«, sagte Ronald von Thüringen.
»Stacheln an den Knien!« schrie Morgan von Bretagne. »Wir
müssen sofort Protest einlegen. So etwas kann der Herzog nie
mals akzeptieren. Wenn sich die Pferde bäumen und man be
kommt so ein Dings zwischen die Augen!«
»Das wä… wä… wä… wäre ja le… le… lebensgefährlich«,
sagte der alte Ritter Marcus, der Narbige.
Des Herzogs Gemahlin lag immer noch in ihrem Alkoven, lässig
in die Kissen gelehnt. Sie seufzte und strich eine Locke aus der
Stirn. Das Nachthemd war hochgeglitten. Sie beugte ein Bein
und betrachtete ihr wohlgeformtes Knie. Durch das Fenster kam
ein leichter Windhauch an die nackte Haut. Was kümmerte sich
im Mittelalter der Wind um ein Verbot? Jetzt spielte er mit den
Schamhaaren im Schoß der Herzogin, so daß ein lustvolles Ge
fühl in ihr aufkam. Sofort mußte ihre Hand dorthin. Ach, wieder
geschwollen wie eine fleischfressende Pflanze! Mit einem Stöh
nen streckte sie die Hand aus und umfaßte die Glockenschnur.
Jetzt vor dem großen Turnier war vielleicht eine Beichte das
einzige, was helfen konnte.
»Apropos Pest«, sagte Pater Gunardo und kratzte sich an der
Tonsur, »ich habe gehört, daß sie Frankfurt am Main heimsucht,
wo die Gottlosen wie die Fliegen sterben. Das bedeutet Arbeit
für den heiligen Stand. Sollte ein solches Unglück des Herrn
Oranien heimsuchen, so müßte man vorbereitet sein. Wir könn
ten jetzt zum Fest vielleicht den Ablaßpreis erhöhen.«
Herzog Alfons nickte nachdenklich und leerte ein Glas Klo
sterlikör. Er blickte auf, als die kleine Silberglocke über dem
Pergamentregal bimmelte.
»Das ist die Herzogin«, sagte er mit einem Seufzer.
»Sie verlangt nach der Vormittagsbeichte«, sagte der Pater.
»Also, die nannten mich Herzog Alf von Organien?«
»Ja, das taten sie.«
Der Herzog gluckste vor Lachen. Pater Gunardo zog seine
Kapuze über und steckte eine Flasche Likör zusammen mit
seinem Brevier in eine kleine Ledertasche. Er hob die Hand zum
Gruß.
»Die Pflicht ruft«, sagte er verbissen.
»Selbstverständlich«, meinte der Herzog und erhob sich.
»Auch ich muß Mädchenkammern, Vorräte und Burgwächter
inspizieren.«
Die Burg war auf einen Felsen gebaut worden. Zu ihren Fü
ßen am Hang lag unter ihrem Schutz die Stadt. Eine typisch
mittelalterliche Stadt mit Gängen und Winkeln, Wirtshäusern und
Klöstern, Höfen und Bürgern, Handwerkern und Gesellen.
Mehrere Tage hindurch hatten die Herolde des Herzogs be
kanntgegeben, daß der große Kriegszug gegen
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