Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten
das Heilige Land
auch in diesem Jahr beginnen sollte. Das Volk sah den Vorberei
tungen mit Freude entgegen. Es gab nur eine kleine Zahl von
Freidenkern und allgemeinen Rabulisten, die sarkastische Bemer
kungen über das Vorhaben machten. Das Volk brachte seinem
Herrscher Vertrauen entgegen. Jetzt würde es vor allen Dingen
Feste und allgemeine Fröhlichkeit in den nächsten Monaten
geben. Jetzt kamen frohe Zeiten, und man flüsterte schmunzelnd
über das menschliche Wesen des Herzogs und über seine skabrö
sen Abenteuer in der Stadt. Man sagte, daß er nachts heimlich die
Burg zu verlassen pflegte und als gewöhnlicher Bürger (Volkspar
tei) in die Stadt kam, wo er sich, bis zur Unkenntlichkeit mas
kiert, am Wirtshaustisch zum Zechen niederzulassen pflegte.
Kühn leerte er dann Becher auf Becher mit Malz- und Hopfen
gebräu, um dann so allmählich mit der einen oder anderen der
Wirtshausnymphen die Treppe hoch zum Boden zu verschwin
den. Speziell entzückt war der Herzog von jungen Frauen. Und
man sagte im Vertrauen, daß der Wirt des Gasthauses Schwarze
Katze den besonderen Auftrag hatte, in jedem Jahr, wenn die
Kreuzzugsfeierlichkeiten begannen, dem Herzog eine unschuldi
ge Jungmagd zu verschaffen. Der Wirt dort hieß Mandelbaum,
und wenn es um besonders festliche Arrangements ging, wurde
er Hofkellermeister genannt. Er war der Ansicht, daß die Vorbe
reitungen zu einem Kreuzzug anregend und gewinnbringend
wären. Die kämpfenden Ritter feierten an den Abenden oft im
Wirtshaus, sie waren Fremdlinge, die von Reich zu Reich fuhren,
um mit ihren Rüstungen den Alltag zu vergolden. Alle bekamen
hohe Honorare für ihre Leistungen und spendierten in ihrer
Freizeit viel Geld. Nach einem Tag auf der Rennbahn wollten sie
Wein und Frauen haben.
Die vier Weiber aus Friesland waren im Bad dabei, sich zu
waschen. Sie lachten, lärmten und bespritzten sich mit Wasser,
während sie sorgfältig Glieder, Haar und Schoß wuschen. Die
Jungmagd, die nie vorher innerhalb der Mauern der Burg gewe
sen war, starrte voller mit Schreck gemischter Bewunderung auf
die ausgewachsenen Hetären und lauschte erstaunt auf deren
offenherzige Konversation.
»Den Mann mit dem Silberschlips nenne ich immer Ronald
von Thüringen«, sagte eine rothaarige Hirtin und lächelte.
»In Reims im vorigen Jahr wirkte das Ding aber immer ro
stig«, sagte eine andere.
»Da muß er schon tief ins Glas geguckt haben.«
»Ronald ist selten nüchtern«, warf eine dritte ein. »Einmal im
Neckartal roch er schon von weitem nach Fusel, und sein Silber
schwanz war so schlaff, daß er beinahe auf den Händen stehen
mußte, um ihn einzufädeln.«
»Hihi« und »hoho« und »haha« lachten die freimütigen, geba
deten Kebsweiber. Und die Jungmagd Angelica sah sie mit ihren
großen, erstaunten Augen an.
Ohne über die Schwelle zu stolpern, stieg jetzt Pater Gunardo
in das Gemach der Herzogin. Er bekreuzigte sich und lächelte
freundlich, als er sah, daß die Situation altbekannt war.
»Lieber Vater«, sagte die Herzogin, »ich leide unter einer so
schweren Angst.«
»Ich verstehe wohl«, sagte der Pater und notierte, daß die Frau
im Alkoven nur notdürftig ihre weiblichen Reize verborgen hatte.
Es war ihr gerade gelungen, aus dem Orient ein daunendünnes
Seidenneglige zu ergattern, das nicht mehr als das Allernotwen
digste verbarg.
»Ach, hätten wir nur einen Körper allein«, sagte Pater Gunar
do und stellte dabei seinen kleinen Schrein mit dem Brevier auf
den Nachttisch, »so wären die Probleme gering, aber die Seele,
die Seele!«
»Der Körper muß das Seinige haben«, sagte die Herzogin,
»das ist am schlimmsten, aber die Seele dürstet selbstverständlich
auch. Wenn ich nur nicht solche Schmerzen hätte…«
»Wo sind denn die Schmerzen am schlimmsten?«
»Es spannt so sehr über der Brust.«
»Hier?«
»Nein. Hier!«
»Vielleicht sollte man lieber den Feldscher rufen?«
»Ach, das glaube ich nicht. Wenn man nur diese Spange aus
Goldmetall lockern könnte, die mein Gemahl mir als aus echtem
Gold gefertigt geschenkt hat. Nein, nicht da! Hier auf dem Rük
ken.«
»So?«
»Ja, so. Das ist schon besser.«
»Euer Gnaden sollten nicht so dicht anliegende Dinge um den
Körper haben.«
»Aber Vater, die Anständigkeit verlangt es!«
»Natürlich.«
»Wie hier unten um die Hüften. Dieser Gürtel aus Perlmutter
unter meinem Neglige.«
»Sitzt auch der zu eng?«
»Etwas zu fest. Nein, nicht so, mit dem Daumen! Wenn ich
nur nicht
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