Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten
herum, zehn, zwanzig, dreißig Umdrehungen.
Etwas raste, und der Rauch stieg auf, der Rauch, Schleier. Ich
schluchzte und schrie, schrie aus vollem Hals. Ich weinte und
preßte den Kopf nach hinten, über einen Abhang mit wehendem
Buschwerk. Ich erhob mich, stand in einem Bogen und fühlte,
wie er mich füllte. Wie er mich füllte. Wie er mich füllte!
Es war vorüber: es, er, alles. Es war fort, das Licht war fort,
das Licht versank und der Staub. Nein, alles war noch da, kehrte
um und kam wieder. Wir lagen zusammen.
Er war feucht. Und ich war feucht, ich, ich war auch feucht!
Wir lagen nebeneinander. Wir bewegten uns.
Sten war aufgestanden, nein, er saß auf der Bettkante. Er half
mir beim Anziehen, glaube ich, und küßte mich die ganze Zeit
auf den Hals. Ich strich ihm über den Rücken, ja, ich strich ihm
über den Rücken.
Dann suchte ich mein Höschen, krabbelte in dem zerwühlten
Bett herum und suchte, fand es aber nicht. Nun, wenn schon?
Ich erhob mich taumelnd, und Sten nahm meine Hand und zog
mich zur Tür. Wir sagten Hej! Aber niemand antwortete. Dann
kamen wir auf den Korridor, der leer dalag, und wir versuchten,
einen Weg an Deck zu finden.
»Hier.«
Sten blieb in der Tür stehen und stützte sich einen Augenblick
gegen den Türpfosten, und ich lehnte mich gegen seinen Rücken.
»Du bist so gut«, sagte ich. »Wo hast du das her?«
»Du bist lieb.«
»Wann soll ich nach Hause fahren? In einer Woche? In zwei
en?«
»In hundert.«
Wir gingen die Gangway hinunter, die vor Tau schlüpfrig war.
Als wir auf den Quai kamen, nahm er meinen Arm, und wie ein
ehrbares Paar, das seinen Sonntagsspaziergang macht, gingen wir
die Pier entlang.
Einen Augenblick verweilten wir vor etwas, das wie eine hohe
Klippe aussah.
»Woran denkst du?«
»Ich wußte nicht, ob ich hierher fahren sollte«, sagte er.
Wir gingen schweigend weiter und kamen zum Marktplatz mit
seinen Palmen und Anlagen. Die Uhr zeigte schon nach vier, und
alles war ruhig und still. Wir gingen an einem runden Rasenstück
vorbei, das von einem Rand schwach leuchtender Korallen um
geben war. Plötzlich ließ ich Stens Arm los und sprang auf den
Rasenteppich. Ohne einen Gedanken an meine armen Kleider
legte ich mich auf den Rasen.
»Komm«, sagte ich. »Jetzt wollen wir lieben. Wir müssen noch
einmal anfangen.«
Ich streckte die Arme aus, und er kam auf mich zu.
* »Banane« = Schwedischer Slangausdruck für steifes Glied. (Anm. des Übers.)
* Männersumpf.
* Luchs = schwedisch Lo.
KARL-AXEL HÄGLUND
Die Turnierreiter
Monsieur Richard, den man den Hasenherzigen nannte, schnallte
sich eine Metallplatte auf die Taille, darunter auf den nackten
Körper ein Stück Leinenzeug.
»Das schützt den Sack vortrefflich«, sagte er mit einem kalten
Grinsen.
»Das blöde Brechmittel Johann von Bordeaux versucht mich
immer mit der Lanze zu kastrieren, seitdem ich ihn bei der Toch
ter des Wirtes in den drei Zinnkrügen ausgestochen habe.«
»Die kleine Dunkle?« fragte Ronald von Thüringen.
»Nein, zum Teufel, die Helle. Die große, blonde, weiche
Tochter mit Lenden wie eine Münchner Bierstute.«
»Ach so, die«, sagte Ronald. »Sie hat ja die Möse quer.«
»Quer?« sagte Ronald und starrte blöde in die Glut des Ka
mins. »Vielleicht, vielleicht.«
Da lachten alle Kämpen so, daß die Bierkannen sprangen. Im
Ankleideraum gebrauchten sie kurz vor einem Turnier immer
jenen derben Jargon. Sie ödeten sich auf jede Art an, in erster
Linie, weil alle vor dem bevorstehenden Treffen ein bißchen
nervös waren, während man Lederschutz und Panzer anlegte,
Helme putzte und Morgensterne trimmte.
»Hast du schon Grabrost auf das Visier bekommen«, schrie
Wilhelm von Wallonien, ein kleiner, dunkler Typ, der unter einer
üppigen Mähne hervoräugte, zu Morgan von Bretagne hinüber,
der in seiner Bankecke fleißig mit Spucke und Bimsstein arbeite
te.
»Geht dich einen Scheißdreck an«, brummte jener abweisend
über die Schulter.
Des Herzogs Hofpoet, der sich gerne im Ankleidungsraum
der grün-schwarzen Partei aufhielt, lächelte amüsiert.
»Welche Sprache, meine Herren! Wenn die Damen auf der
Ehrentribüne, wenn die jungfräuliche Lilienweiße Sie jetzt hören
würde…«
»Hör… hör… hört Euch den an«, sagte der alte Ritter Mar
cus, von den Duellen und Kämpfen auf der Rennbahn durch
viele Jahre etwas narbig und angeschlagen, »ich kau… kau…
kau… kaufte ein Gedichtheft von… von… von… von dir in
Magde… magde… magde…
Weitere Kostenlose Bücher