Himmelsfelsen (Krimi-Edition)
wirklich nicht. Aber, warum ist das für Sie von Bedeutung?«
»Das will ich Ihnen gerne sagen«, fuhr Häberle fort: »Wir beleuchten das persönliche Umfeld Ihres Bruders, und da gehen wir allen Verbindungen nach. Dieser Haubensack ist einer der wenigen Fremden, der sowohl zu Ihnen, als auch zu Ihrem Bruder geschäftliche Kontakte pflegt.«
»Sie meinen, dass er …«, Fronbauer überlegte, »dass Haubensack in die Sache verwickelt ist?«
»Das wissen wir nicht«, erklärte Linkohr.
»War Ihnen eigentlich bekannt, dass sich Ihr Bruder geschäftlich nach Geislingen orientieren wollte?« Häberle versuchte jetzt eine Breitseite.
Fronbauer zögerte und gab sich gelassen. »Wie darf ich denn das verstehen?“
»Genau so, wie ich es sage. Er wollte sich in Geislingen ein zweites Standbein schaffen.«
»Der Gerald, hier in Geislingen?« Fronbauer überlegte, fuhr dann aber fort: »Irgendwann hat er tatsächlich einmal so was Ähnliches erwähnt.«
»Ach …«,machte Linkohr.
»Ja«, Fronbauer schaute zu ihm hinüber, »er hat mal gesagt, die Disco in Ulm laufe jetzt so gut, dass er eine weitere Investition tätigen könnte. Wegen des Finanzamts, verstehen Sie?«
Häberle schaute Fronbauer aufmerksam ins Gesicht. »Und, wie weit ist das gediehen?«
»Er hat sich nach Objekten umgeschaut.«
»Da liegt es eigentlich nahe, dass man da den Bruder konsultiert, der beruflich mit Immobilien handelt«, stellte Häberle fest.
Fronbauer lehnte sich zurück und zuckte mit den Schultern.
19
Ein Mordfall erfordert viel Kleinarbeit. Zu glauben, er würde nur von einem einzigen Kommissar und seinem Assistenten gelöst, wie dies in den Kriminalfilmen suggeriert wird, ist ein Irrtum. Teamwork ist gefragt. Die Sonderkommission muss jeder noch so kleinen Spur nachgehen. Im Lehrsaal der Geislinger Polizei wurde dies seit gestern Abend deutlich. Schon füllten die Ermittlungsakten mehrere Ordner. Die Beamten hatten sich in der Nacht nur wenige Stunden Schlaf gegönnt.
Einige Kriminalisten telefonierten oder machten sich an PC-Bildschirmen zu schaffen. Akten türmten sich, an die Wandtafel waren mit Kreide Telefonnummern geschrieben worden. Es roch nach Kaffee. Die Fenster waren weit geöffnet, Verkehrslärm drang herein.
Häberle ging auf den schnurrbärtigen Schmidt zu, der über einer handgeschriebenen Liste brütete, die viele Namen und Nummern enthielt. »Alles aus Fronbauers Handy«, sagte der Beamte kurz und deutete auf seine Aufzeichnungen.
»Aus dem Speicher?«, fragte Häberle nach und nahm eines der Blätter in die Hand.
»Ja, ich versuch’ gerade abzuchecken, wer die Leute sind.«
»Und?«
»Man kann noch nicht viel sagen. Nur eines scheint mir seltsam zu sein: Schauen Sie mal …« Schmidt stand auf und fuhr mit dem Kugelschreiber über die Liste, die Häberle in der Hand hielt: »Hier, dieses ›G‹ macht mich noch immer stutzig. Unter diesem Buchstaben sind zwei Nummern programmiert. Einmal die Wetterstation in Stötten, das haben wir schon gewusst, dann aber auch eine Handynummer, die einem Mitarbeiter dieser Station gehört.«
Häberle nickte anerkennend: »Das ist doch schon was.«
»Wir sollten dem Menschen mal einen Besuch abstatten.«
»Wo wohnt der?«
»Droben in Stötten.«
Ein jüngerer Kripo-Beamter, der das Gespräch der beiden mitbekommen hatte, drehte sich am Nebentisch zu ihnen um: »Dazu gibt’s noch was Interessantes.«
Häberle und Schmidt wandten sich ihm zu. »Über den Typen der Wetterstation?«, fragte Schmidt.
»Ja, vorhin eingegangen, ein wichtiger Hinweis«, erwiderte der jugendlich wirkende Kriminalist und blätterte aufgeregt in seinem Notizblock, »ich will gerade einen Aktenvermerk schreiben: Ein Kollege von diesem Autenrieter, das ist der, dem die Telefonnummer gehört, hat mitgeteilt, dass dieser gestern früh ein paar Minuten zu spät zum Schichtwechsel gekommen sei.«
Die drei Beamten schauten sich schweigend an. »Wie viel später?«,durchbrach Häberle schließlich das Staunen.
»Vielleicht zehn Minuten, nicht viel zwar, aber das sei ungewöhnlich, zumal der Mann auch kein Wort gesagt hat, weshalb er sich verspätet hat«, las der Kriminalist aus seinen Aufzeichnungen.
»Ich werd’ verrückt«, sagte Häberle und schaute Schmidt an. Der rang sich ein Lächeln ab: »Wenn das keine heiße Spur ist!«
Flinsbach und Saalfelder saßen sich in einem der Büros im ›High-Noon‹ gegenüber. Die Hitze war schon wieder unerträglich, das Fenster geöffnet. Draußen
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