Himmelsfelsen
großen Parkplatz-Fläche, auf der jetzt nur wenige
Autos standen, schien der Asphalt zu kochen, obwohl es bereits auf 17 Uhr zuging.
An den Firmengebäuden wurden noch immer Sattelzüge beladen, Kühlaggregate brummten.
Vor Flinsbach lagen einige Aktenordner auf
dem Schreibtisch. »Verdammte Scheiße«, entfuhr es ihm. Die Seriosität, die er nachts
verbreitete, war verflogen, »da ist alles vermasselt, alles.«
Saalfelder, wie sein Kollege mit kurzärmligem
weißen Hemd und moderner Jeans bekleidet, konnte den Zorn seines Kollegen verstehen.
»Wenn ich gewusst hätte, was für falsches Spiel
Gerald gespielt hat, ich hätt’ ihn am Kragen gepackt.« Flinsbach sprang auf und
ging ans offene Fenster hinüber.
»Aber«, meinte Saalfelder und blickte ihm nach,
»zu vermuten war’s doch.«
»Geschieht ihm ganz recht, was geschehen ist«,
zischte Flinsbach und nahm die Hände in die Hosentaschen.
»Was mir viel mehr Sorgen macht, sind unsere
Jungs drüben«, stellte Saalfelder fest.
Flinsbach drehte sich um. »Die dürfen sich
vorläufig auf gar keinen Fall mehr blicken lassen.«
»Dein Wort in Gottes Ohr.«
»Bestehen Zweifel? Ich mein’, die sind doch
weg, oder nicht?«
Auch Saalfelder stand jetzt auf und kam zum
Fenster. »Doch, alles clean. Nur …«,er machte eine Pause, »der Boris, er hat mir
gesagt, er wolle so etwas Ähnliches wie Schadensersatz.«
Flinsbach schien wie von einem Hammer getroffen.
»Der will was …?«
»Verdienstausfall sozusagen«, wiederholte Saalfelder
und schaute seinen Kollegen an.
»Ist der denn von Sinnen?« Flinsbachs Zischen
nahm einen gefährlichen Unterton an.
»Er meint, er würde sich auch mit einer kleinen
Beteiligung zufrieden geben«, erklärte Saalfelder und ging wieder einige Schritte
in die Raummitte zurück.
»Wo ist dieser Schweinehund. In Dillingen draußen?«
Flinsbach redete sich in Rage.
»Er ist schon wieder zurück, droben.«
»Der hat es gewagt und ist wieder da rauf?«,wiederholte
Flinsbach fassungslos, »los, komm’ mit.«
Saalfelder versuchte noch, seinen Kollegen
zu besänftigen, doch rannte dieser bereits an ihm vorbei auf den Flur. Saalfelder
schloss noch rasch das Fenster, ehe er folgte. Er holte ihn im Foyer ein, wo die
Luft stickig war und nach altem Zigarettenqualm roch.
»Wir dürfen jetzt keinen Fehler machen«, meinte
Saalfelder bereits ein bisschen außer Atem. Er spürte, wie sein schweißnasses Hemd
am Rücken klebte. Flinsbach schwieg, öffnete das große Portal ins Freie, eilte nach
rechts und hastete im Laufschritt an der langen Gebäudeseite entlang, die im Schatten
lag. Im hinteren Bereich, wo sich eine mehrgeschossige Aufsatzbebauung von dem Flachdach-Trakt
abhob, blieb er vor einer Haustür stehen und kramte einen kleinen Schlüsselbund
aus der Tasche. Er schloss auf und die beiden Männer traten in das kühle, schmucklose
Treppenhaus, dessen Stufen aus rohem Beton belassen worden waren. Das Geländer bestand
aus einer einfachen, hellblau gestrichenen Metallkonstruktion, die Wände waren einmal
weiß gestrichen gewesen, wiesen jetzt aber unzählige Schrammen und Farbabtragungen
auf. Während die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, stiegen die Männer die Treppen
hinauf. Saalfelder bekam seinen vorauseilenden Kollegen an der Schulter zu fassen.
Sie blieben beide für einen Moment stehen. »Eric«, sagte Saalfelder, »mach’ jetzt
keine Scheiße, wir müssen ruhig bleiben. Wir sitzen beide in einem Boot, das weißt
du.«
Flinsbach schaute seinen Kollegen an, kniff
die Lippen zusammen und eilte entschlossen weiter.
Im zweiten Obergeschoss klingelte Flinsbach.
Er hätte mit seinem Generalschlüssel auch öffnen können. Doch er wollte die Atmosphäre
nicht unnötig anheizen. Augenblicke später ging die Tür auf. Boris stand vor ihnen
und machte einen überraschten Eindruck. »Hi«, grüßte er und schaute die beiden Männer
an, die ihn atemlos anblickten. »Ist Problem geschehen?«, fragte er in seinem gebrochenen
osteuropäischen Akzent.
»Das kann man wohl sagen«, fing Flinsbach an,
»wir haben doch ausgemacht, dass du dich vorläufig hier nicht mehr blicken lässt.“
Boris grinste übers ganze Gesicht. »Keine Sorge,
bin bald wieder weg. Aber wir müssen etwas bereden, verstehst du …?«
Flinsbach zögerte nicht lange, sondern stürmte
an Boris vorbei in die Wohnung hinein, Saalfelder folgte wortlos. Boris ließ die
Tür ins Schloss fallen und kam hinterher.
»Darf ich wissen, was Probleme macht?«,so
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