Himmelsfelsen
frei.
Dann ging er mit schlaksigen Schritten voraus,
vorbei an der Wohnungstür, die ins übrige Gebäude führte, nach hinten, wo er sein
Ein-Zimmer-Appartement bewohnte. In dem Raum standen ein Bett, dem er vermutlich
gerade entstiegen war, ein Esszimmer-Tisch und ein Küchenblock. Abseits der Terrassentür,
die geöffnet war, befand sich eine Arbeitsecke, ein Tisch mit Bildschirm.
Autenrieter bot den Gästen Platz auf rustikalen
Stühlen an. Häberle war der bedächtige Gang des Mannes aufgefallen. Irgendwie, so
dachte er sich, ganz ungewöhnlich für jemanden dieses Alters.
»Sie wollen von mir etwas wissen …?«,begann
er.
»Ja, reine Routine«, beruhigte Häberle und
lächelte, »es geht um den Mord am Himmelsfelsen, Sie haben sicher davon gehört …?«
Der Angesprochene wurde blass. »Gehört, ja,
natürlich. Aber was hab’ ich damit zu tun?«
»Das wollen wir klären«, hakte Linkohr ein,
»denn es deutet einiges darauf hin, dass Sie uns vielleicht weiterhelfen könnten.«
Autenrieter wirkte nervös. »Ich verstehe nicht
ganz …«
»Um es kurz zu machen«, sagte Häberle und kam
mit dem bulligen Oberkörper nach vorne, »Sie haben den Ermordeten gekannt.«
Der junge Mann schwieg für einen kurzen Moment.
Häberle sah, wie sich auf seiner Stirn Schweißperlen bildeten. Die Kriminalisten
warteten gespannt auf eine Antwort.
»Ich weiß zwar nicht, wie Sie darauf kommen,
aber es stimmt, ja, ich hab’ Gerald gekannt.«
»Aus der Disco?«, fragte Linkohr.
»Ja, klar, halb Geislingen geht doch nach Ulm
rauf, das ist doch bekannt.«
»Und?«,fuhr Häberle fort, »wie gut haben Sie
ihn gekannt, ich meine, war’s nur deshalb, weil er der Chef dort war?«
»Ja, im Prinzip ja«, der Mann wirkte jetzt
gelöster, »ich war regelmäßig Gast dort.«
»Mehr nicht?«
Autenrieter zögerte kurz. »Nein, was soll schon
gewesen sein?«
»Wir wundern uns ein bisschen …«, sagte Linkohr
und lehnte sich zurück.
»Ja, Herr Autenrieter, wir wundern uns halt,
dass die Beziehungen zwischen Ihnen und Herrn Fronbauer vermutlich doch ein bisschen
mehr waren, als jene zwischen Gast und Wirt.«
Autenrieter verengte die Augenbrauen. »Wie
meinen Sie das?«
»Nun«, machte Linkohr weiter, »im Handy von
Herrn Fronbauer waren zwei Nummern gespeichert, die uns zu Ihnen führen.«
Autenrieter wurde noch blasser.
»Und jetzt passen Sie auf«, machte Häberle
weiter: »Die eine war die Nummer ihrer Arbeitsstelle, nämlich von der Wetterstation,
und die andere war ihre Handynummer. Was sagen Sie nun?«
Autenrieter schluckte. »Da gibt es eine ganz
normale Erklärung«, sagte er schließlich.
»Wir sind gespannt«, erwiderte Häberle und
verschränkte die Arme vor seinem Bauch.
»Ich hab’ ihn mal gebeten, er solle mir Bescheid
sagen, wenn besondere Bands bei ihm auftreten, da hat er wohl die Nummern notiert«,
erklärte er und schien sich wieder gefasst zu haben.
»Das klingt logisch«, meinte Linkohr, um dann
hinzuzufügen: »Aber wenn Fronbauer die Nummer eines jeden normalen Gastes, der so
etwas wollte, in sein Handy einprogrammiert hätte, wäre sein Speicher wohl bald
voll gewesen.«
»Ich war immerhin Stammgast …«
»Herr Autenrieter«, erwiderte Häberle nun mit
etwas drohendem Unterton, »wir denken, es wäre sinnvoll und für Sie am allerbesten,
die Wahrheit zu sagen. Es geht um Mord.«
Der Mann schwitzte stärker und spielte nervös
mit den Fingern. »Aber ich bitte Sie«, sagte er mit Empörung in der Stimme, »ich
sag’ es so, wie es ist.«
»Dann hätten wir gerne noch etwas anderes gewusst«,
schaltete sich Linkohr wieder ein. »Warum sind Sie gestern früh zu spät zur Arbeit
gekommen?«
»Zu spät?«,griff Autenrieter die Frage auf,
jetzt fast schon verängstigt, »wieso zu spät?«
»Das fragen wir Sie«, bekräftigte Häberle,
»Sie sind zehn Minuten zu spät gekommen, ganz entgegen Ihrer Gepflogenheit. Am Morgen
des Mordes. Wo sind Sie gewesen?«
»Ich…« Er stockte, »ich hab’ verschlafen, schlichtweg
verschlafen, hier drin, allein.«
»Wie dumm für Sie«, stellte Häberle fest.
Autenrieter schwieg.
»Was fahren Sie eigentlich für einen Wagen?«,wechselte
Linkohr das Thema.
»Einen BMW…«, sagte Autenrieter abwesend, »warum?«
»Farbe?«, fragte Häberle.
»Schwarz«, antwortete Autenrieter.
»Und wie kommen Sie zur Station hoch, mit dem
Auto?«,wollte Linkohr wissen.
»Oder mit dem Fahrrad?«,ergänzte Häberle.
Autenrieter schien zusehends verwirrt zu
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