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Himmelsfelsen

Himmelsfelsen

Titel: Himmelsfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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nächsten Tage zu überstehen.«
     
    Es war schon halb zwei, als Schmidt und Linkohr die Diskothek verließen.
    »Mir dröhnen die Ohren«, stellte Schmidt fest,
während er auf der Beifahrerseite einstieg.
    »Vielleicht sind wir wirklich schon alte Knochen«,
meinte Linkohr ironisch und setzte sich hinters Steuer.
    »Wie kann ein vernünftiger Mensch das Abend
für Abend über sich ergehen lassen?«, fragte sich Schmidt, als Linkohr den Motor
startete und den Wagen von dem nahezu ganz belegten Parkplatz rollen ließ. An einem
der angrenzenden Firmengebäude wurde ein Sattelzug beladen.
    »Da haut s dir’s Blech weg«, meinte Linkohr
und Schmidt griff dessen Lieblingssatz auf: »Nein, da haut’s dir die Ohren weg.«
    Die beiden Männer schwiegen eine Zeit lang,
ehe Schmidt erklärte: »Ich hätte nur zu gern gewusst, was der Fronbauer die ganze
Zeit auf die heiße Mieze eingeredet hat.«
    »Da hat er zwei Tote zu versorgen, seinen Bruder
und die alte Tante, und dann treibt sich der Knabe nächtens in der Disco rum«, stellte
Linkohr fest.
    »Ich fress’ nen Besen, wenn der Tod von seinem
Bruder nicht mit der Diskothek zusammenhängt. Da ist etwas oberfaul. Die haben doch
Lunte gerochen und heut’ dafür gesorgt, dass alles ganz normal abläuft«, dozierte
Schmidt und zwirbelte wieder seinen Schnurrbart, während sein Kollege Linkohr den
Wagen durch die nächtlichen Vororte Ulms steuerte.
    »Keine Nutten da, keine Zuhälter, keine Dealer«,
ergänzte Linkohr, »alles so wunderbar friedlich. Nur dass es ein ›ungünstiger Tag‹
sei, wie der Barkeeper gesagt hat.«
    »Ungünstig, weil wir da waren«, meinte Schmidt
und schaute seinen Kollegen von der Seite an.
    »Vielleicht sollten wir den Laden mal auf den
Kopf stellen und Tabula rasa machen.
    »Mit welcher Begründung?«, fragte Schmidt überrascht,
»so einfach wird das nicht gehen. »
    »Nicht des Mordes wegen«, erklärte Linkohr,
»sondern wegen des Verdachts der Prostitution und des Menschenhandels. Die Frauen,
die da nächtens von Frankfurt hergekarrt worden sind, müssen doch irgendwo geblieben
sein.«
    »Wir werden mit Häberle drüber reden müssen«,
sagte Schmidt.
    »Der kriegt das hin. Der Häberle ist ein Fuchs,
was das anbelangt«, meinte Linkohr und steuerte den Audi jetzt auf der B 10 nach
Geislingen zurück.
     
    Eine Stunde nach den Kriminalisten waren auch Daniel Fronbauer und
Susann Stahlecker aufgebrochen. Die junge Frau saß auf dem Beifahrersitz und hatte
ihren Rocksaum nach oben rutschen lassen, wie Fronbauer an jeder Straßenlampe, die
ihr Licht durch die Windschutzscheibe warf, feststellen konnte.
    »Wann finden die Beerdigungen statt?«, fragte
sie plötzlich und brachte Fronbauer damit wieder auf den Boden der Realität zurück.
    »Wie?«, fragte er und ließ damit erkennen,
dass er an etwas ganz anderes gedacht hatte, »ja, ja«, sagte er dann, »ich geh’
davon aus, dass sie erst nächste Woche sein werden. Bis dahin wird Geralds Leiche
von der Staatsanwaltschaft auch vollends freigegeben sein.«
    Fronbauer legte seine rechte Hand auf ihren
Schenkel.
    »Heute nicht mehr«, flüsterte sie, »ich hab’
dir doch versprochen: Der nächste Sommerabend gehört uns.«
    Sie fuhren schweigend nach Jungingen hinauf,
wo Fronbauer die junge Frau vor deren Wohnung aussteigen ließ. Sie drückte ihm einen
Kuss auf die Wange und stieg aus. Er wartete, bis sie die Haustür hinter sich zugezogen
hatte.
    Dann schaltete er das Radio ein und fuhr über
die Landstraße und somit durch mehrere verträumte Albdörfchen zur B 10 zurück, die
er in Urspring erreichte. Um in seinen Wohnort Weiler zu gelangen, brauchte er nicht
in den Geislinger Talkessel hinabzufahren, sondern konnte auf der Hochfläche abkürzen:
Von Amstetten, der Gemeinde am Albtrauf, durch ein großes Waldgebiet direkt hinüber
nach Weiler.
    Im Osten graute bereits der Morgen, als Fronbauer
seinen Mercedes in die Hofeinfahrt parkte. Er fühlte sich müde und ausgelaugt. Bei
dem Gedanken an die Beerdigungen und weitere Vernehmungen, die gewiss unausweichlich
sein würden, wurde ihm schlecht. Er ging auf dem direkten Weg zu der Wohnungstür,
schloss sie auf und betrat den Flur. Als er im gleichen Moment das Licht anknipste,
überfiel ihn das Entsetzen: Die Schubladen der beiden Schränke, die im Flur standen,
lagen herausgerissen auf dem Boden, der Inhalt auf dem Fußboden zerstreut. Fronbauer
verharrte sekundenlang. Ein Bild der Verwüstung bot sich ihm: Nichts war mehr an
Ort und

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