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Himmelsfelsen

Himmelsfelsen

Titel: Himmelsfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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das geschehen, weil er Angst hatte, die Stadt könnte ihm
einen Strich durch die Rechnung machen.«
    Häberle hörte noch immer schweigend zu und
ermunterte ihn, durch verständnisvolles Kopfnicken, zum Weitererzählen.
    Autenrieter ging zu dem kleinen Küchenblock
und lehnte sich an die Arbeitsplatte. »Ja, er hatte Sorge, die Pläne würden zerredet.
Insbesondere von seinem Bruder Daniel, dem Stadtrat, Sie kennen ihn sicher. Er ist
selbst Immobilienmakler. Doch Gerald wollte ihn nicht in das Projekt einweihen.
Aus mehreren Gründen. Daniel hätte vermutlich selbst absahnen wollen und vielleicht
sogar die Stadtverwaltung darauf aufmerksam gemacht, um letztlich ein eigenes Süppchen
kochen zu können.«
    Häberle nutzte die kurze Pause, um eine Frage
zu stellen: »Das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern war nicht so toll?«
    »So kann man das nicht sagen«, erwiderte der
junge Mann, »da gab es keinen offenen Streit. Aber unterschwellig, so war mein Eindruck,
haben sie sich den Erfolg geneidet. Man hat das gespürt, wenn sie beieinander saßen
und wie sie redeten. Oft hab’ ich das nicht mitgekriegt, aber hin und wieder hat
man sich im ›High-Noon‹ getroffen.«
    »Und dort liefen alle Fäden zusammen?«, fragte
Häberle ruhig.
    »Das war bis vor einem dreiviertel Jahr ein
seriöses Unternehmen, das dürfen Sie mir glauben. Aber das hat sich schlagartig
geändert und deshalb habe ich jetzt auch Angst, verstehen Sie, Herr Häberle. Es
geht wirklich um Leben und Tod.«
    In diesem Moment begann Häberles Handy eine
Melodie zu spielen. »Chef«, hörte er die Stimme eines seiner jungen Kollegen sagen,
»noch eine Neuigkeit: Der Fronbauer hat angerufen, er ist überfallen worden.«
    »Wann?«, fragte Häberle überrascht.
    »Gegen vier, in seiner Wohnung. Ein Mann hat
das Mobiliar kurz und klein geschlagen und ihn bedroht.«
    »Und was ist mit dem Täter?«
    »Spurlos verschwunden.«
    »Ihr fahrt hoch zu ihm. Nehmt die Spurensicherung
mit. Ich komme nach. Ende.« Häberle drückte die rote Taste und steckte sein Handy
wieder in die Hemd-Tasche.
    Autenrieter hatte die Worte Häberles gespannt
verfolgt. »Ist was passiert?«, fragte er.
    »Es scheint so, als seien Sie nicht der e inzige gewesen, dem vergangene Nacht etwas
zugestoßen ist«, erwiderte Häberle, um sich dann wieder den Stöttener Ereignisse
zuzuwenden: »Sie sagten, es sei um Leben und Tod gegangen.«
    Autenrieter überlegte. Es schien so, als müsse
er den Gesprächsfaden erst wieder aufnehmen. »Ja, das ist nicht übertrieben. Eines
Tages sind Zuhälter aufgetaucht. Litauer, glaub’ ich. Gerald hat mir später erzählt,
diese Männer hätten zunächst einen vertrauenserweckenden Eindruck gemacht. Sie hätten
nachgefragt, ob ein paar Mädchen, die absolut seriös und zuverlässig seien, gelegentlich
vorbeischauen dürften, ohne zu animieren, ohne aufdringlich zu sein, einfach so,
um gewisse Bedürfnisse zu befriedigen, die doch gerade auch in einer Stadt wie Ulm
gesucht seien. Sie verstehen schon: Viele Geschäftsreisende, viele Männer, die sich
die langen Abende vertreiben wollen … “
    Häberle nickte wieder verständnisvoll und väterlich.
    »Die Litauer haben Gerald angeboten, dass man
ja halbe-halbe machen könne. Die Mädchen würden, freiwillig natürlich, einen Teil
ihrer Einnahmen als Provision abgeben. Es seien arbeitslose junge Frauen, die dankbar
wären, in Deutschland ein paar Euro zu verdienen.«
    Häberle versuchte, sich auf Autenrieters Aussagen
zu konzentrieren, während seine Gedanken bereits um Daniel Fronbauer kreisten. Er
überlegte, welche Zusammenhänge zwischen ihm und diesem Daniel Fronbauer bestehen
könnten. Beide schienen die gleichen Feinde zu haben.
    »Und dann«, berichtete Autenrieter weiter,
als wolle er sich mit dieser Aussage von einer Last befreien, »dann hat’s angefangen.
Zuerst vier Mädchen, dann sechs. Zweifelsohne attraktive Dinger. Auch die Zuhälter
waren meist da. Gerald hat versucht, sich mit ihnen zu arrangieren. Die Knete ist
geflossen, die Abrechnung hat gestimmt. Irgendwie schien es mir, als ob ihm diese
Art des Geschäfts zumindest nicht ungelegen kam. Keiner der Gäste fühlte sich belästigt.
Die Mädchen taten so, als wären sie ganz normale Besucher. Sie ließen sich freimütig
abschleppen und lieferten das Geld ordnungsgemäß ab.« Autenrieter stockte, um dann
hinzuzufügen: »Zumindest sah alles so freiwillig aus. Zu Geschäftsschluss, meist
um fünf Uhr früh, mussten sie wieder

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