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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Nächstenliebe unterstützen, doch wenn ich jeden gesunden Inselbewohner dazu brachte, alle zwei Wochen Blut zu spenden, wollten sie mir weiterhelfen. Und so kam alle zwei Wochen ein Flugzeug und holte hundertfünfzig Liter Blut ab. Und ich bekam fünfzig US-Dollar pro Liter.«
    »Wie haben Sie die Eingeborenen dazu überredet? Ich habe auch schon mal Blut gespendet; allzu angenehm ist das nicht.«
    »Die Japaner kamen mit einem Flugzeug, wie Sie sich vielleicht erinnern. Flugzeuge spielen in der Religion dieses Volkes eine wichtige Rolle.«
    »Man muß mit den Wölfen heulen, stimmt's?«
    »Sie brachten den Eingeborenen in dem Flugzeug jedesmal irgendwas mit. Macheten, Reis, Kochtöpfe. Ich bekam all die Medikamente, die ich brauchte, und war in der Lage, die Materialien kommen zu lassen, die ich brauchte, um den Großteil dieser Siedlung anzulegen.«
    Beth Curtis erhob sich von ihrem Platz. »So gerne ich auch zuhöre, aber ich glaube, wir sollten etwas essen. Bitte entschuldigen Sie mich.« Sie ging hinüber zum Küchentresen, wo ein großer Topf mit Wasser auf dem Herd stand, das nun kochte. Sie griff in eine Holzkiste am Boden und brachte zwei lebende Hummer zum Vorschein, die sie jeweils in einer Hand hielt. Die riesigen Meereskrabbler strampelten mit den Beinen und schwenkten ihre Fühler auf der Suche nach Nahrung. Beth Curtis hielt sie über den Topf und bewegte sie wie Puppen. »O Steve, du hast uns ein Zimmer mit Doppelbadewanne besorgt. Und ein heißes Bad hast du auch schon eingelassen. Wie wundervoll«, ließ sie den linken Hummer sagen.
    »Ja, ich bin sehr romantisch«, sagte sie mit einer tieferen Stimme und schüttelte den Riesenkäfer zu den Worten: »Laß uns reingehen, ich fühle mich ein bißchen verspannt.«
    »Oh, du bist so wundervoll.« Dann ließ sie die Hummer in das kochende Wasser fallen.
    Ein hoher Kreischton kam aus dem Topf, und Beth Curtis beugte sich hinab zu der Holzkiste, um sich ein weiteres Opfer zu schnappen.
    »Beth, bitte«, sagte der Doktor.
    »Ich versuche nur, dem Ganzen eine heitere Note zu geben, Bastian. Sei jetzt still.«
    Sie hielt Hummer Nummer drei über den Topf, schaute hinüber zu Tucker und begann ihren Vortrag: »Das ist jetzt der durchgeknallte Doktor, der spricht. Es gibt immer einen durchgeknallten, megalomanischen Doktor. Das gehört einfach dazu.«
    Sebastian Curtis erhob sich. »Beth, hör auf!«
    Sie verfiel in einen deutschen Akzent. »Sie sehen, Mr. Bond, ein Mann, der zuviel Zeit auf einer einsamen Insel verbringt, verändert sich mit der Zeit. Er verliert seinen Glauben. Er fängt an zu überlegen, wie er sein Los verbessern kann. Meine Partner in Japan kamen zu mir mit einem Vorschlag. Sie würden mich nach San Francisco schicken, um meine Kenntnisse auf dem Gebiet der Organtransplantation zu verbessern. Ich sollte nicht länger Blut verkaufen und nur ein Taschengeld dafür kassieren. Sie würden mir detaillierte Bestellungen für Nieren zukommen lassen, und ich würde sie innerhalb von Stunden liefern – für eine schlappe halbe Million Dollar pro Stück. In San Francisco traf ich eine Frau, eine schöne, gutaussehende Frau.« Einen Moment lang fiel Beth aus der Rolle, grinste und verbeugte sich, um anschließend wieder den Hummer zu terrorisieren. »Ich brachte sie hierher, und sie war es, die den Plan entwickelte, wie man die Eingeborenen dazu bringen konnte, sich freiwillig ihre Organe entfernen zu lassen. Sie war nicht nur schön, sondern auch schlichtweg genial, und sie war eine ausgebildete OP-Schwester. Sie setzte ihren üppigen Charme ein« – und bei diesen Worten hielt sie den Hummer so, daß er eine gute Aussicht auf ihr Dekolleté hatte –, »und die Wilden waren mehr als glücklich, eine Niere spenden zu dürfen. In der Zwischenzeit häufte ich mehr Reichtümer an, als ich mir in meinen kühnsten Träumen jemals ausgemalt habe, und was Sie betrifft, Mr. Bond, für Sie ist es nun Zeit zu sterben.« Sie ließ den Hummer in den Topf fallen und schüttelte sich unter diabolischem Gelächter. Plötzlich hielt sie inne und sagte: »Das Essen ist in zehn Minuten fertig. Salat, Mr. Case?«
    Tuck war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Irgendwo in diesem kleinen Puppenspiel der Verdammten war das Eingeständnis, daß sie Menschen die Organe rausschnitten und sie verkauften wie Frischfleisch – eine Tatsache, die die Frau des Doktors nicht nur mit keinerlei Bedauern, sondern sogar mit Vergnügen zu erfüllen schien. Sebastian Curtis

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