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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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wie bei den Kargo-Kulten in Neuguinea. Sie liebten Amerikaner und alles, was aus Amerika kam. Sie nahmen meine Medizin, die Werkzeuge, die ich ihnen mitbrachte, Nahrungsmittel, Lesestoff, alles, was ich ihnen anbot – mit Ausnahme, natürlich, vom Wort Gottes. Und ich war gut zu ihnen. Der Gesundheitszustand der Eingeborenen auf dieser Insel war besser als auf jeder anderen im Pazifik. Zum Teil deswegen, weil sie so isoliert leben, daß sie von ansteckenden Krankheiten verschont blieben, aber einen gewissen Anteil daran habe sicher auch ich.«
    »Deswegen lassen Sie sie also nicht aufs Schiff, wann immer es anlegt?«
    »Nein – nun ja, das ist einer der Gründe, aber in der Hauptsache wollte ich sie fernhalten von dem Laden an Bord.«
    »Warum?«
    »Weil der Laden ihnen Dinge bot, die ich ihnen nicht geben konnte, und weil im Laden nur Geld als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Geld wurde zu einer Art Ikone in ihrer Religion. Eines Abends hörte ich Trommeln im Dorf, und als ich dort hinkam, fand ich die Frauen um ein Feuer kauernd mit hölzernen Schalen in der Hand, an deren Boden sich ein paar Münzen befanden. Sie waren am ganzen Körper eingeölt und wiegten ihre Köpfe wie in Trance. Und während die Trommeln erklangen, traten die Männer mit Masken, die aussahen wie die Gesichter auf amerikanischem Geld, von hinten an die Frauen heran und kopulierten mit ihnen, während sie sangen. Es war eine Fruchtbarkeitszeremonie, in der Absicht, daß sich dadurch das Geld in den Schalen vermehren würde und sie sich Waren aus dem Laden des Schiffes kaufen könnten.«
    »Na ja, hört sich immerhin besser an, als sich 'ne Arbeit zu suchen«, sagte Tuck.
    Curtis konnte den Humor dieser Bemerkung offensichtlich nicht erkennen. »Indem ich ihnen den Kontakt mit dem Schiff verbot, dachte ich, ich könnte den Kargo-Kult zum Absterben bringen, aber es funktionierte nicht. Ich konnte von Jesus reden, von den Wundern, die er vollbracht hatte, und davon, wie er sie erretten würde, und sie fragten mich, ob ich ihn je gesehen hätte. Denn ihren Erlöser hatten sie leibhaftig gesehen. Ihr Pilot hatte sie vor den Japanern gerettet. Jesus hatte ihnen nur befohlen, ihre Sitten und Tabus aufzugeben. Da konnte das Christentum nicht mithalten. Ich versuchte es trotzdem. Ich kümmerte mich um sie nach Leibeskräften. Doch nach fünf Jahren schickte die Methodistenmission eine Gruppe von Offiziellen, die feststellen sollten, welche Fortschritte ich gemacht hatte. Sie strichen mir die Mittel und wollten mich wieder zurück nach Hause schicken, doch ich hatte den Entschluß gefaßt, zu bleiben und mein Bestes zu versuchen – auch ohne ihre Unterstützung.«
    »Er hatte einfach nur Angst wegzugehen«, sagte Beth Curtis.
    Sebastian Curtis schaute seine Frau an, als wollte er ihr eine runterhauen. »Das ist nicht wahr, Beth.«
    »Aber klar doch. Du hast jahrelang keinen Fuß von dieser Insel gesetzt. Du hattest total vergessen, wie es ist, mit wirklichen Menschen zusammenzuleben.«
    »Das hier sind wirkliche Menschen.«
    Es war zwar recht amüsant mit anzusehen, wie die Illusion vom perfekten Ehepaar sich vor seinen Augen in Rauch auflöste, aber Tuck gebot dem Treiben dennoch Einhalt. »Ein Lear-Jet und Elektronik im Wert von mehreren Millionen Dollar. Sieht aus, als wären Sie auch ohne finanzielle Zuwendungen ganz gut über die Runden gekommen, Doc.«
    »Es tut mir leid.« Und er sah so aus, als wäre es wirklich so. »Ich versuchte, mit den Erlösen über die Runden zu kommen, die die Inselbewohner aus dem Verkauf von Kopra erzielten, doch es war nicht genug. Ich verlor einen meiner Patienten, einen kleinen Jungen, weil ich nicht die Mittel hatte, ihn zu einem Krankenhaus fliegen zu lassen, wo er die Hilfe bekommen hätte, die er brauchte. Ich verstärkte meine Bemühungen, die Eingeborenen zu bekehren, in der Hoffnung, daß es mir gelingen würde, die Unterstützung einer anderen Missionsgesellschaft zu erhalten, doch wie soll man ankommen gegen einen Heiland, mit dem die Menschen von Angesicht zu Angesicht gesprochen haben?«
    Tuck erwiderte nichts. Nachdem er selbst mit dem »Messias« gesprochen hatte, war er ebenfalls bekehrt.
    Sebastian Curtis leerte sein Glas in einem Zug und fuhr fort: »Ich verschickte Briefe an Kirchen, Stiftungen und Firmen auf der ganzen Welt. Dann landete eines Tages ein Flugzeug draußen auf dem Flugplatz, und einige japanische Geschäftsleute stiegen aus. Sie wollten die Klinik zwar nicht aus schierer

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