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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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»Sebastian«, rief sie, »du kommst vielleicht besser herein, Liebling. Ich glaube, Mr. Case hat ein Anliegen, das er mit uns besprechen möchte.«
    Sebastian Curtis trat durch die Tür zur Veranda. Seine hochgewachsene, würdevolle Gestalt, die zurückgebürsteten grauen Haare, die sich von seinem braunen Teint abhoben – auf Tuck wirkte er wie irgendein beliebiger Manager, dem man in einem Yachtclub begegnete. Vielleicht auch wie ein männliches Fotomodell im Ruhestand oder ein Shakespeare-Darsteller, der endlich die jungen Prinzen und Liebhaber hinter sich gelassen hat und nun gereift genug ist, um Julius Caesar, König Lear oder, was angemessener wäre, Prospero zu spielen, den verbannten Hexenmeister aus Der Sturm.
    Tuck, noch immer in seiner geliehenen, zu weiten Kleidung mit hochgerollten Ärmeln und Hosenbeinen, fühlte sich wie ein Bettler. Er hatte einige Mühe, sich seinen gerechten Zorn zu bewahren, der ohnehin kein allzu vertrautes Element in seiner Gefühlspalette darstellte.
    Sebastian Curtis sagte: »Mr. Case. Nett, Sie zu sehen. Beth und ich haben uns gerade erst darüber unterhalten, wie zufrieden wir mit Ihrer Arbeit sind. Ich bin sicher, diese Flüge aus dem Stand sind eine ziemlich mühsame Angelegenheit.«
    »Mr. Case hat gerade den Vorschlag gemacht, daß wir unseren Alkoholkonsum im Auge behalten«, sagte Beth Curtis. »Nur für den Fall, daß wir eine Notoperation durchführen müssen.«
    Das joviale Gebaren fiel von dem Doktor ab wie ein Schleier. »Um welche Art von chirurgischen Eingriffen könnte es sich Ihrer Ansicht nach wohl handeln?«
    Tuck starrte auf den Boden. Er hätte die Angelegenheit vorher etwas gründlicher durchdenken sollen. Er tastete nach den Hundemarken in seiner Tasche. Er hatte vorgehabt, sie auf den Tisch zu schleudern und eine Erklärung zu verlangen. Was war mit dem Skelett passiert, dem Besitzer der Marken? Und wo er schon mal dabei war, was würde mit Tucker Case passieren, wenn er ihnen das ins Gesicht sagte? Wie meinte Mary Jean so schön: »Bei Verhandlungen muß man sich stets ein Schlupfloch offenhalten. Dann kann man später wieder zurückkehren.«
    Mach langsam, ermahnte sie Tuck. Er sagte: »Doc, ich mache mir Sorgen wegen der Flüge. Ich sollte wissen, was wir an Bord haben, für den Fall, daß wir von den Behörden aufgehalten werden. Was ist in der Kühlbox?«
    »Aber ich habe es Ihnen doch bereits gesagt: Proben von Forschungsarbeiten. «
    »Was für eine Sorte Proben?« Es war nun an der Zeit, eine Karte auszuspielen. »Ich werde nicht eher wieder fliegen, als bis ich es weiß.«
    Sebastian Curtis warf seiner Frau einen kurzen Blick zu und schaute dann wieder Tucker an. »Vielleicht sollten wir uns hinsetzen und in Ruhe unterhalten.« Er zog für Tucker einen Stuhl zurück. »Bitte sehr.« Tucker setzte sich. Der Doktor wiederholte die Prozedur für seine Frau und setzte sich dann neben sie, Tucker gegenüber, an den Tisch.
    »Ich bin jetzt seit achtundzwanzig Jahren auf Alualu, Mr. Case.«
    »Was hat das damit zu tun, was …?«
    Curtis erhob seine Hand. »Hören Sie mir zu, bis ich fertig bin. Wenn Sie Antworten wollen, dann müssen Sie sie in dem Zusammenhang akzeptieren, den ich für nötig erachte.«
    »Okay.«
    »Meine Familie hatte kein Geld für eine medizinische Ausbildung, und so habe ich ein Stipendium der Methodistischen Mission angenommen, das an die Bedingung geknüpft war, daß ich nach meinem Abschluß dorthin gehen würde, wo sie mich hinschickten. Sie schickten mich hierher. Ich war ganz und gar überzeugt von mir selbst und erfüllt vom Geist des Herrn. Ich würde Gott und die Heilkunst zu den Heiden des Pazifiks bringen. Es war seit dem Zweiten Weltkrieg kein christlicher Missionar mehr auf der Insel gewesen, und man hatte mich gewarnt, daß vermutlich noch katholische Einflüsse wirksam sein würden, doch die Methodisten haben ziemlich liberale Auffassungen, wenn es darum geht, das Wort Gottes zu verbreiten. Ein methodistischer Missionar arbeitet mit der Kultur, die er vorfindet. Ich aber habe hier keine katholische Bevölkerung vorgefunden. Was ich vorfand, war eine Bevölkerung, die einen amerikanischen Piloten und seinen Bomber verehrte.«
    »Einen Kargo-Kult«, sagte Tuck in der Hoffnung, daß er die Dinge damit ein wenig voranbringen würde.
    »Dann wissen Sie, was es damit auf sich hat. Genau, ein Kargo-Kult. Und zwar der stärkste, von dem ich je gehört hatte. Zu meinem Glück basierte er nicht auf dem Haß auf Weiße

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