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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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zugelegt, aber wenn man erst einmal anfängt, einen sprechenden Flughund zu akzeptieren, dann ist es nur noch ein kleiner Schritt zu einem sprechenden Flughund mit einem erlesenen Brillensortiment.
    Roberto ließ den Dachbalken los und breitete seine Schwingen erst im letzten Moment aus, bevor er auf dem Boden aufschlug. Zwei Flügelschläge später saß er auf dem Couchtisch. Doch so behende er in der Luft gewirkt hatte, so unbeholfen schien er nun, da er über den Tisch kroch wie eine fette Spinne. Mit der Klaue an seinem Flügel bearbeitete er die Seiten von Jefferson Pardees Notizblock, bis es in der Mitte aufgeschlagen war. Dann erhob er sich wieder in die Luft und flog zum Fenster hinaus.
    Tuck nahm das Notizbuch zur Hand und las, was Pardee geschrieben hatte. Diese Seite hatte er beim letzten Mal, als er das Notizbuch durchgesehen hatte, überblättert, denn sie war mit der vorherigen Seite zusammengeklebt gewesen. Erst als der Flughund mit seiner Klaue daran herumgescharrt hatte, war sie zum Vorschein gekommen. Es war eine Liste von Hinweisen, die Pardee für die Geschichte, der er nachging, zusammengestellt hatte. Der zweite Eintrag lautete: »Was ist aus dem ersten Piloten geworden, James Sommers? Einwanderungsbehörde auf Yap und Guam anrufen.« Tuck blätterte das Notizbuch durch, um nachzusehen, ob es noch etwas gab, das er übersehen hatte. Hatte Pardee es herausgefunden? Natürlich. Er hatte es herausgefunden und war Sommers dahin gefolgt, wo er zum letzten Mal von jemandem gesehen worden war. Aber wo war Pardee? Sein Notizbuch war ja wohl kaum ohne ihn auf die Insel gelangt.
    Tuck ging das Notizbuch noch dreimal genau durch. Es enthielt einige ausländische Namen mitsamt Telefonnummern. Dann noch etwas, das aussah wie eine Packliste für eine Reise und einige Hintergrundinformationen über Sebastian Curtis. Außerdem: »Herausfinden, was es mit den bewaffneten Japanern auf sich hat.« Das Wort »Lear-Jet« war dreimal unterstrichen. Nichts weiter. Die Notizen schienen unstrukturiert, eine Ansammlung von Fakten, Namen, Orten und Daten. Daten? Tuck blätterte das Notizbuch ein weiteres Mal durch. Auf der dritten Seite stand ein einziger Eintrag in Druckbuchstaben: »Alualu, 9. September.«
    Tuck rannte zu dem Nachtschränkchen neben seinem Bett und zog den Kalender aus der Schublade, den die Curtis' ihm gebracht hatten. Er zählte die Tage bis zum neunten rückwärts und versuchte, den einzelnen Tagen bestimmte Ereignisse zuzuordnen. Das Schiff war am neunten eingetroffen, und am zehnten hatte er seinen ersten Flug erledigt. Es war möglich, daß Jefferson Pardee in der Klinik lag und sich wunderte, wo seine Niere abgeblieben war. Wenn das der Fall war, mußte Tuck ihn unbedingt sehen.
    Tuck schaute in seinem Schrank nach, ob es darin irgendwas Dunkles gab, das er hätte anziehen können. Das hier würde etwas anderes werden, als sich hinaus zum Dorf zu schleichen. Es gab keine Gebäude zwischen den Quartieren der Wachen und der Klinik. Keine Bäume, nichts weiter als fünfundsiebzig Meter offenes Gelände. Die Dunkelheit war seine einzige Deckung.
     
    Es war ein Taucheranzug für tropische Gewässer – Neopren von zwei Millimeter Dicke –, und er war zwei Nummern zu groß, doch es war das einzige im ganzen Schrank, das nicht khakifarben oder weiß war. Es hatte knapp über fünfundzwanzig Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von neunzig Prozent, und so war Tuck schon schwindlig vor Hitze, bevor er überhaupt dazu gekommen war, die Haube aufzusetzen. Er stieg unter die kalte Dusche, bis er klatschnaß war, dann streifte er die Haube über seinen Kopf und ließ sich durch das Loch im Boden hinunter auf den nassen Kies.
    In Filmen schleichen Spione – Navy Seals, Spezialeinheiten, Sprengstoffexperten – immer in ihren Taucheranzügen durch die Dunkelheit. Warum, so fragte sich Tuck, machen die beim Rumschleichen nie solche quietschenden Schwappgeräusche, die sich anhören, als würde man Erdbeeren zermantschen. Liegt vermutlich am Spezialtraining. Jedenfalls kam's nie vor, daß James Bond mal sagte: »Offengestanden, Q, ich würde die lasergesteuerten Manschettenknopfraketen jederzeit gegen einen Taucheranzug tauschen, in dem ich mich nicht fühle wie in einem verdammten Sack voller Katzenkotze.« Denn haargenau so fühlte sich Tuck, als er an der seitlichen Wand der Klinik entlangschwappte und einen Blick um die Ecke des Gebäudes über das Gelände auf den diensthabenden Wachmann warf, der genau in

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