Himmelsgöttin
haben.
Ich bedaure diese Unannehmlichkeiten und möchte Sie bitten, daß Sie über den Zweck Ihres Besuches der Mannschaft der Micro Trader gegenüber Stillschweigen bewahren – wie auch jedem anderen gegenüber. Es wäre überaus ungünstig, wenn diese Forschungsergebnisse der FAA zugespielt würden, bevor die Untersuchungen abgeschlossen sind. Gerüchte kursieren auf diesen Inseln besonders schnell. Ich freue mich schon darauf, die Besonderheiten dieses speziellen Stamms von Staphylokokken mit Ihnen zu diskutieren.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Sebastian Curtis
Staphylokokken? Bakterien? Er wollte mit ihm über Bakterien diskutieren? Tucks Verwirrung hätte nicht größer sein können, wenn die Nachricht in Eskimo abgefaßt gewesen wäre. Er faltete das Papier zusammen und betrachtete erneut die Fingerabdrücke. Das war es. Er wußte, daß andere Leute die Nachricht lesen würden. Die Geschichte mit den Bazillen war nur ein Köder, um die Eingeborenen zu verwirren. Der Teil über die FAA bezog sich auf Tucks widerrufene Pilotenlizenz. Auf gewisse Weise war es eine kaum verhüllte Drohung, und vielleicht war es ganz nützlich, etwas mehr über diesen Doktor herauszufinden, bevor er sich Hals über Kopf auf den Weg zu einer Insel am Ende der Welt machte. Vielleicht hatte ja dieser Journalist Pardee eine Ahnung.
Tuck zog sich schnell an und ging hinunter zum Empfangspult, wo Rindi saß und einem Transistorradio zuhörte, dessen Lautsprecher den Eindruck machte, als sei er aus Wachspapier. Jemand sang, begleitet von einem Akkordeon, einen Garth-Brooks-Song in nasalem Trukianisch.
»Das klingt wie jemand, der Tiere quält«, sagte Tuck grinsend.
Rindi lächelte nicht. »Sie ausgehen?« Rindi konnte es kaum erwarten, endlich in Tucks Zimmer zu kommen, um sein Gepäck zu durchsuchen.
»Ich muß diesen Reporter finden, Jefferson Pardee.«
Rindi machte den Eindruck, als würde er jeden Moment ausspucken. Er sagte: »Er ist in Yumi Bar, Tag und Nacht. Diese Weg.« Er deutete die Straße zur Stadt hinauf. »Du brauchen Fahrer?«
»Wie weit ist es?«
»Vielleicht zwei Kilometer. Wie lange du weg?« Rindi wollte sich genügend Zeit lassen, damit ihm bloß nichts von Tucks Wertsachen entging.
»Ich weiß nicht. Wird hier irgendwann abgeschlossen? Um Mitternacht oder so?«
»Nein, ich kommen und dich holen, wenn du besoffen.«
»Das schaffe ich schon. Ich werde am Morgen abreisen. Kann ich einen Weckruf haben – um acht Uhr?«
»Nein. Kein Telefon im Zimmer.«
»Wie wär's mit An-die-Tür-Klopfen, bis ich wach bin?«
»Kein Problem.«
»Danke.« Tucker trat zur Tür hinaus, doch die Luft hätte ihn beinahe wieder zurückgeschleudert, so dick war sie. Die Temperatur war auf knapp unter dreißig Grad gefallen, doch es schien, als sei es noch schwüler als zuvor. Alles troff vor Feuchtigkeit. Die Luft war schwer vom Geruch verfaulender Blumen.
Tuck machte sich auf den Weg, und als er die rostige Metallkonstruktion erreicht hatte, an deren Eingang ein handgemaltes Schild mit der Aufschrift Y UMI B AR prangte, war er klatschnaß geschwitzt. Der unasphaltierte, staubige Parkplatz war voller japanischer Rostlauben, die kreuz und quer herumstanden. Ein bis auf die Knochen abgemagerter Hund, der aussah wie eine Kreuzung aus einem Dingo und einer Kanalratte und übersät war mit offenen, eiternden Wunden, kauerte im Halbdunkel, das durch die Tür drang, und schaute Tuck mit einem flehenden Blick an, als ob er sich nichts sehnlicher wünschte, als überfahren zu werden. Tucks Magen rebellierte. Er machte einen großen Bogen um den Hund, der seinen Blick wieder senkte und sich ganz auf sein Leiden konzentrierte.
»Hey, Kleiner, du willst doch nicht da rein, oder?«
Tuck schaute auf. Im Dunkel an der Ecke des Gebäudes glomm eine Zigarette. Tuck konnte nichts weiter ausmachen als die Silhouette eines Mannes. Er trug irgendeine Uniform – Tuck erkannte die Umrisse einer Kapitänsmütze. An jedem anderen Ort der Welt hätte Tuck die Stimme in der Dunkelheit ignoriert, aber einerseits war es der amerikanische Akzent, der ihm vertraut vorkam, und andererseits hatte er die Stimme schon mal gehört.
Er sagte: »Ich dachte mir, ich trink mal 'n Bier. Ich suche nach einem Amerikaner namens Pardee.«
Der Kerl in der Dunkelheit stieß eine lange Rauchwolke aus. »Der ist da drin. Aber du gehst da im Moment besser nicht rein. Warte noch ein paar Minuten.«
Tuck wollte gerade fragen, warum, als zwei Männer durch
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