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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Truk: Frauen, die Bananen und Kokosnüsse verkauften und in Bananenblätter eingewickelte Bündel von Taro an Marktständen aus Sperrholz anboten. Kinder, die sich gegen den aufwirbelnden Straßenstaub ihre Bandannas vors Gesicht gebunden hatten, und Betrunkene mit roten Augen, die träge im Schatten lagen. Auf der anderen Straßenseite stand eine Ansammlung von Kokospalmen, und auf der blaugrün glitzernden Lagune trieben einige Motorboote und die Bruchstücke von Kühlboxen aus Styropor. Ein typischer Tag im Paradies, dachte Pardee.
    Pardee war jetzt seit dreißig Jahren hier. Damals kam er frisch von der Northwestern School of Journalism und war voller Eifer, die Welt zu retten und jenen zu helfen, die weniger glücklich waren als er selbst, und außerdem wollte er auf diese Weise der Wehrpflicht entgehen. Nachdem seine zwei Jahre im Peace Corps vorüber waren – und er als seinen größten Erfolg verbuchen konnte, daß die Eingeborenen nun wußten, wie man Wasser abkocht –, blieb er. Zunächst arbeitete er für die neuen Regierungen, die allenthalben aus dem Boden schossen, indem er bei der Abfassung von Unabhängigkeitserklärungen und Verfassungen half und das Ersuchen um finanzielle Hilfe durch die USA mitformulierte. Als er mit dieser Arbeit fertig war, mußte er sich eingestehen, daß er sich vor der Rückkehr nach Amerika fürchtete. Er war fett geworden von all den Brotfrüchten und all dem Bier, er hatte sich an billige Huren und noch billigere Taxis gewöhnt und an eine geregelte Arbeitszeit von zwei Stunden täglich – Maximum. Die Vorstellung, nach seiner Heimkehr womöglich beweisen zu müssen, was eigentlich wirklich in ihm steckte, oder sich offen als Versager zu bekennen, jagte ihm kalte Schauer über den Rücken. Dann fing Pardee mit dem Truk Star an, und er hatte Erfolg damit. Dies war seine letzte bedeutende Tat in den letzten fünfundzwanzig Jahren. Über die Neuigkeiten auf Truk zu berichten war in etwa so schwierig wie eine Zählung der Pinguine in der Mohave-Wüste. Dennoch sehnte er sich im Grunde seines Herzens etwas herbei, das es ihm erlauben würde, seine schlaff gewordenen journalistischen Muskeln spielen zu lassen. Etwas, über das er sich richtig ereifern konnte. Warum konnten die Vereinigten Staaten nicht einfach eine der Inseln in der Nähe mit Atombomben plattmachen? Die Franzosen machten das in Polynesien die ganze Zeit. Aber nein, die USA zünden gerade mal eine Bombe auf einem kleinen Atoll in Mikronesien (Bikini) und machen sich dann mit den Worten aus dem Staub: »Das müßte reichen für die nächsten fünfundzwanzigtausend Jahre.« Weicheier.
    Aber vielleicht war ja da draußen in Alualu etwas am Kochen. Eine geheime und schmutzige Angelegenheit. Jefferson Pardee war zwar von seinem Ehrgeiz verlassen worden, aber nicht von seiner Hoffnung.
    »Kann losgehen«, sagte die Vermittlung.
    »Ignatho, wie geht's, Mann?«
    Ignatho Malongo, der Gouverneursassistent für die äußeren Inseln, war nicht in Plauderstimmung. Es war Essenszeit, und ihm waren sowohl Zigaretten als auch Betelnüsse ausgegangen, und zu allem Überfluß war niemand gekommen, um ihn am Funkgerät abzulösen, damit er endlich gehen konnte. Sein Büro war eine hellblaue Wellblechhütte, die an die Rückseite des Büros des Gouverneurs angebaut war. Darin befanden sich ein Stahlschreibtisch aus Armeebeständen, ein Kurzwellensender, ein neuer IBM-Computer, und unter einem Schild mit der Aufschrift S PUCKEN VERBOTEN stand ein Papierkorb voller Druckerpapier, das mit roter Spucke eingesaut war, die ihre Farbe den Betelnüssen verdankte. Ignatho war rundlich, braun und trug nichts weiter als einen Lendenschurz, eine Casio-Armbanduhr und einen Bic-Kugelschreiber an einer Schnur um den Hals. Der Schweiß troff an ihm herab in eine dunkle Pfütze, die sich auf dem Zementboden um seinen Schreibtisch ausgebreitet hatte.
    »Pardee, was brauchst du?«
    »Ich habe mich gefragt, ob du vielleicht gehört hast, daß draußen auf Alualu was im Gange ist?«
    »Nur das Übliche. Ab und zu funkt der Doktor durch, daß wir mit der Micro Trader Nachschub rausschicken sollen. Sie gehören ja nicht offiziell zu Yap, und deswegen läuft das nicht über mein Büro. Warum?«
    »Hast du irgendwelche Gerüchte gehört? Vielleicht von der Mannschaft der Micro Trader ?«
    »Was zum Beispiel? Das Haifischvolk hat keine Kontakte zur Außenwelt, solange ich mich erinnern kann. Dieser Dr. Curtis ist der einzige.«
    Pardee hatte keine Lust,

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