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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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sich um Drogenschmuggel handeln könnte. »Ich denke, der Kram mit den Bakterien soll einfach nur die Leute ablenken, die das Fax in die Hand bekommen.«
    »Da hast du wohl recht. Aber um Drogen kann's nicht gehen. Hier in der Gegend werden keine Drogen produziert außer Kava und Betelnüssen, und außer den Insulanern will keiner dieses Zeug haben. Na ja, hier und dort bauen sie ein bißchen Gras an, aber das wird gleich hier von den Möchtegern-Gangstas konsumiert.«
    »Möchtegern-Gangstas?« fragte Tuck.
    »Ein paar von den Inselbewohnern haben Satellitenfernsehen. Die einzigen Leute, die da aussehen wie sie, sind die Gangsta Rappers. Die alten verfallenen Häuser im Fernsehen sehen aus wie die Häuser hier, mit dem Unterschied, daß die hier neu und verfallen sind. Das ist wie Coca Cola und ein Lächeln und Babynahrung, die ihre Babys nicht verdauen können. Es ist schön verpackter Instantfraß ohne Verfallsdatum, der einfach hier rübergeschickt wird.«
    »Wovon zum Teufel reden Sie, Pardee?«
    »Die ganze Werbescheiße nehmen die Leute hier ernst. Auch das, wogegen die Amerikaner längst immun sind. Die mikronesische Inselgruppe ist ein einziger großer Kargo-Kult. Die kaufen das Schlechteste, was die amerikanische Kultur zu bieten hat.«
    »Wollen Sie sagen, ich bin das Schlechteste, was Amerika zu bieten hat?«
    Pardee tätschelte ihm die Schulter und lehnte sich an ihn. Tucker konnte den sauren Bierschweiß riechen, den der dicke Mann verströmte. »Nein, das will ich nicht sagen. Ich weiß nicht, was da draußen auf Alualu vor sich geht. Aber ich bin ziemlich sicher, es ist keine große Sache. Das Böse tendiert dazu, proportional zur Profiterwartung zu wachsen, und da draußen ist nichts, das auch nur einen feuchten Furz wert wäre. Fahr du nur raus auf deine Insel, Kleiner. Und ruf mich irgendwie an, sobald du eine Ahnung hast, was da abläuft. In der Zwischenzeit werde ich ein paar Erkundigungen einziehen.«
    Tuck schüttelte dem Journalisten die Hand. »Mach ich.« Er warf etwas Geld auf die Bar und wollte sich schon auf den Weg machen, doch Pardee rief ihn zurück, als er schon an der Tür war.
    »Eins noch. Ich hab mich umgehört und dabei erfahren, daß es auf Alualu bewaffnete Männer gibt. Außerdem war hier schon mal ein Pilot, der vor ein paar Monaten hier durchgekommen ist. Sei vorsichtig, Tucker.«
    »Und Sie hatten nicht vor, mir das zu sagen?«
    »Ich mußte erst sicher sein, daß du nicht dazugehörst.«
     

13
Aus dem Regen
     
    Tucks erster Gedanke am nächsten Morgen war: Ich muß meinen Flug erwischen. Gefolgt von: Mein Schwanz ist endgültig hin.
    So was kommt vor. Man hat eine »Unpäßlichkeit im Intimbereich« – Hämorrhoiden, Menstruationsbeschwerden, eine geschwollene Prostata, einen Hefepilz, eine Geschlechtskrankheit oder Blasenentzündung – und egal, wie sehr der Verstand versucht, sich der Schwerkraft des Ungemachs zu widersetzen, er wird doch immer wieder zurückgesogen in eine finstere Umlaufbahn, in der die Gedanken sich in einem steten Kreisverkehr nur um eines herum bewegen. Das Leben als solches ist eine Unpäßlichkeit.
    Im Inneren von Tucks Kopf spielte sich folgendes ab: Ich muß einen Flug erwischen. Es brennt beim Pissen wie die Hölle. Ich muß dringend duschen. Die genähten Stellen mal nachschauen. Kein Wasser. Das sieht entzündet aus. Vermutlich Lepra. Ich hasse diese Schuppen. Ich bin sicher, es ist entzündet. Wann geht das Wasser wieder an? Das Ding wird garantiert schwarz und fällt dann ab. Wann hat man schon mal von einem Ort gehört, wo's Satellitenfernsehen gibt, aber kein fließendes Wasser? Ich werde nie wieder fliegen. Ich bin jetzt dreißig Jahre alt und habe keinen Job. Und keinen Schwanz. Wer zum Teufel war dieser Kerl letzte Nacht? Ich rieche wie vergammeltes Hammelfleisch. Vermutlich die Infektion. Wundbrand. Kein fließendes Wasser – das gibt's doch nicht. Ist es denn zu glauben? Ich werde sterben. Sterben. Sterben. Sterben.
    Nicht unbedingt der angenehmste Platz der Welt: das Innere von Tucks Kopf.
    Draußen, außerhalb von Tucks Kopf, ging die Dusche an: lauwarmes, braunes Wasser rann in kraftlosen Rinnsalen an seinem Körper herunter; die Leitungen zitterten und röhrten wie ein brünstiger Elch. Die Miniseife, hergestellt aus dem heimischen Kopra, produzierte einen schiefergrauen Schaum und roch nach einer Mischung aus Hibiskus und siechem Hund.
    Tuck rieb sich mit einem nahezu durchsichtigen Stück Frotteetuch ohne Frottee ab,

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